Bern (awp/sda) - Freitag, 15. Dezember 2017

WENIGER INVESTITIONEN: (Bern) Die Schweizer Direktinvestitionen im Ausland sind im Jahr 2016 deutlich gesunken. Firmen mit Sitz im Inland investierten noch 71 Milliarden Franken ennet der Grenze. Das ist ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Schuld am Rückgang sind im wesentlichen Finanz- und Holdinggesellschaften, bei den die Investitionen jenseits der Grenze von gut 44 auf 9 Milliarden Franken einbrachen, weil vor allem ausländisch beherrschte Gesellschaften Kapital abzogen. Dagegen tätigten die übrigen Branchen mehr Investitionen im Ausland. Insgesamt flossen 62 Milliarden Franken über die Grenze, was ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (46 Milliarden) ist. Gerade bei der Industrie legten die Direktinvestitionen von 13 auf 29 Milliarden Franken zu. Das ist der höchste Stand seit der Finanzkrise. Dagegen blieben die Investitionen des Dienstleistungssektors bei 33 Milliarden Franken stabil.

ANZEIGE GEGEN HYUNDAI: (Zürich) Der Verband Freier Autohandel Schweiz (VFAS) hat bei der Wettbewerbskommission (Weko) Anzeige gegen Hyundai eingereicht. Der Vorwurf: Der südkoreanische Autohersteller behindert Parallelimporte von Hyundai-Fahrzeugen. VFAS-Präsident Roger Kunz wird in einer Mitteilung mit den Worten zitiert, Hyundai torpediere "mit gezielten Aktionen" Importe in die Schweiz. Damit verstosse der Autoproduzent gegen Erlasse der Wettbewerbshüter gegen vertikale Abreden beim Kraftfahrzeughandel. Das Ziel sei, den Wettbewerb zu behindern und höhere Preise durchzusetzen. Erst Mitte November hatte in einem ähnlichen Fall das Bundesgericht eine Sanktion der Weko gegen BMW bestätigt. Der deutsche Autohersteller muss eine Rekordbusse von 157 Millionen Franken bezahlen.

MANAGERLÖHNE STEIGEN: (Zürich) Die Löhne der Chefs der 100 grössten Schweizer Unternehmen haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Insbesondere in mittelgrossen Firmen ausserhalb der Finanzindustrie sind die Zahlungen förmlich explodiert. So erhöhten sich die jährlichen Zahlungen an die Chefs der 20 Unternehmen des Schweizer Aktienindex SMI von 2009 bis 2016 im Mittel (Median) um 41 Prozent von 5,5 Millionen auf 7,7 Millionen, wie eine Studie des Beratungsunternehmens PWC zeigt. Die Entschädigungen der Geschäftsleiter der 30 mittelgrossen Unternehmen des Aktienindex SMIM stiegen in diesem Zeitraum sogar um 67 Prozent von 2,2 auf 3,6 Millionen Franken.

MEHR LOHN: (Basel) Bei Novartis kann die Mehrheit der Angestellten in der Schweiz auch im kommenden Jahr mit mehr Lohn rechnen. Der Pharmakonzern erhöht die Lohnsumme an den Standorten Basel und Stein am Rhein AG per 1. März 2018 um 1,1 Prozent. Die diesjährigen Lohnverhandlungen seien im Einvernehmen mit den Personalvertretungen für die Mitarbeitenden im Einzelarbeitsvertrag (EAV) abgeschlossen worden, teilte Novartis mit. Keine Einigung sei dagegen mit den Personalvertretungen für Mitarbeitende mit Gesamtarbeitsvertrag erzielt worden. Diese würden jedoch gleich behandelt wie die EAV-Angestellten.

VERSCHLANKT UND UMGEBAUT: (Zürich) Der neue LafargeHolcim-Konzernchef Jan Jenisch hat die Führung des Zementriesen umgebaut und die Strukturen angepasst. Neuer Chef der Region Europa wird Marcel Cobuz. Er ersetzt den Schweizer Roland Köhler, der in Pension geht. Der Kanadier René Thibault übernimmt beim Nordamerikageschäft das Steuer von Pascal Casanova. Weiter führt LafargeHolcim die beiden Sektionen "Performance & Cost" und "Growth & Innovation" unter der Führung von Urs Bleisch zusammen. Dadurch wird die Konzernleitung künftig aus neun statt aus zehn Mitgliedern bestehen. Bei den Regionen gibt es ebenfalls Anpassungen bezüglich der Länderzugehörigkeiten. Wie das Unternehmen mitteilte, soll eine stärkere Marktorientierung sowie eine schlankere und agilere Struktur erreicht werden. Die Änderungen treten am 1. Januar 2018 in Kraft.

RÜCKTRITT VON ONKOLOGIE-CHEF: (Basel) Bei Novartis tritt der Onkologie-Chef Bruno Strigini zurück. Er habe entschieden, die Firma aus persönlichen Gründen zu verlassen und sich aus der Industrie zurückzuziehen, teilte der Pharmakonzern am Freitag mit. Der im kommenden Jahr ausscheidende Konzernchef von Novartis, Joe Jimenez, verdankt Strigini sein Engagement und seine Leistung. Einen Nachfolger werde man bald kommunizieren. Strigini habe das Onkologie-Geschäft von Novartis gut durch die Zeit des Patentverlustes auf Glivec geführt und gleichzeitig das GSK Onkologie-Portfolio, das 2015 zugekauft wurde, erfolgreich integriert, heisst es in der Mitteilung weiter. Der Manager wird zum 31. Dezember 2017 aus der Geschäftsleiung von Novartis zurücktreten und seine Aufgaben Anfang 2018 vollständig übergeben.

VERKAUF NACH BELGIEN: (Arbon) Der Bauausrüster Arbonia trennt sich von seiner Geschäftseinheit Profilsysteme. Die Sparte Forster Profilsysteme AG mit sämtlichen Tochtergesellschaften werde an das belgische Familienunternehmen Reynaers Group verkauft, teilte Arbonia mit. Über den Kaufpreis haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart. Der Verkaufserlös werde zur weiteren Verringerung der Nettoverschuldung eingesetzt, heisst es in der Mitteilung. Der Vollzug der Transaktion wird im Januar 2018 erwartet. Die Arbeitsverhältnisse der rund 210 Mitarbeitenden werden übernommen.

BEATE UHSE INSOLVENT: (Flensburg) Das deutsche Erotik-Unternehmen Beate Uhse ist pleite. Die Aktiengesellschaft habe Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, teilte Beate Uhse mit. Ziel sei, das Unternehmen in Eigenverwaltung zu sanieren und fortzuführen. Der Antrag gilt für die Holding, die operativen Tochtergesellschaften arbeiten unverändert weiter. Der Insolvenzantrag ist der vorläufige Schlusspunkt einer langen Leidensgeschichte. Auslöser waren letztlich gescheiterte Bemühungen, frisches Geld für den Konzern zu mobilisieren und eine hochverzinste Anleihe über 30 Millionen Euro umzuschulden. Nach Ansicht von Branchenexperten hat Beate Uhse vor allem zu spät das Ruder herumgeworfen in Richtung E-Commerce. Das Internet hat auch den Verkauf von Pornofilmen zum Erliegen gebracht.

BEKENNTNIS ZU NETZNEUTRALITÄT: (Brüssel) Ungeachtet einer entgegengesetzten Entscheidung der US-Behörden will die EU-Kommission am Prinzip der Netzneutralität im Internet festhalten. "Wir werden die Netzneutralität in Europa weiter schützen", teilte der für den Digitalmarkt zuständige Vizepräsident der Brüsseler Behörde, Andrus Ansip, über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Das Recht, einen offenen Zugang zum Internet ohne Diskriminierung oder Beeinträchtigung (wie Blockade oder Verlangsamung) zu erhalten, ist im EU-Recht verankert". Die EU hatte 2015 Regeln zum Erhalt der Netzneutralität beschlossen. Die US-Aufsichtsbehörde FCC hatte dagegen am Donnerstag die Regel aufgehoben, dass das Internet als öffentliche Dienstleistung eingestuft wird, die allen gleichberechtigt zur Verfügung gestellt werden muss.

WENIGER UMSATZ: (Stockholm) Der Modehändler Hennes & Mauritz (H&M) will nach überraschenden Umsatzeinbussen Läden schliessen und das Onlinegeschäft ausbauen. Das schwedische Unternehmen kündigte am Freitag an, die Verzahnung von stationären mit Onlinehandel beschleunigen zu wollen. Zudem soll das Ladenportfolio überprüft werden - was zu mehr Schliessungen und weniger Neueröffnungen führen werde. Die Kooperation mit der chinesischen Onlinehandelsplattform Alibaba soll erweitert werden. H&M hat im Schlussquartal Einbussen verbucht und schnitt deutlich schlechter ab als erwartet. Die Umsätze (ohne Mehrwertsteuer) sanken um 4 Prozent auf 50,4 Milliarden Schwedische Kronen (knapp 5,9 Milliarden Franken).

RYANAIR WILL NIKI: (Dublin) Die insolvente Air-Berlin-Tochter Niki ruft mehrere Kaufinteressenten auf den Plan. Neben Firmengründer Niki Lauda meldete auch der Billigflieger Ryanair Interesse an. Ryanair stehe mit Blick auf Teile von Niki in Kontakt mit den Verantwortlichen, teilte die irische Gesellschaft mit. Der frühere Formel-1-Weltmeister Lauda sprach bereits mit Insolvenzverwalter Lucas Flöther über die Zukunft von Niki. Ein Sprecher Flöthers bestätigte Verhandlungen, zu konkreten Namen von Interessenten wollte er sich nicht äussern. Lauda hatte sich indes optimistisch geäussert, dass eine Lösung gelingen könne. Neben dem ehemaligen Rennfahrer erwägt auch der Reiseveranstalter Thomas Cook eine Übernahme von Niki.

RUSSLAND SENKT LEITZINS: (Moskau) Die Zinsen in Russland sinken weiter. Die Notenbank kappte den Schlüsselsatz zur Versorgung der Finanzinstitute mit Geld um einen halben Punkt auf 7,75 Prozent. Es war bereits der sechste Zinsschritt nach unten im laufenden Jahr. Die Notenbank in Moskau hält sich ausdrücklich die Option einer weiteren geldpolitischen Lockerung für die erste Jahreshälfte 2018 offen, falls die Inflation weiter gedämpft ausfallen sollte. Auch dank des wieder erstarkten Rubel hat sich der Preisdruck dieses Jahr schneller abgeschwächt als erwartet und den Währungshüter somit Spielraum für Zinssenkungen eröffnet.

PAUKENSCHLAG BEI AIRBUS: (Paris) Airbus tauscht nach wochenlangem Machtkampf seine Führungsetage aus. Zunächst verlässt der operative Chef Fabrice Brégier, der auch für das zivile Flugzeuggeschäft zuständig ist, im Februar das Unternehmen. Airbus-Chef Tom Enders geht 2019. Der deutsche Konzernchef strebe nach dem Ablauf seines Vertrags keine neue Amtszeit an, teilte der europäische Flugzeugbauer mit. Brégiers Job übernimmt Guillaume Faury, bislang Chef der Helikoptersparte. Derzeit halten Korruptionsermittlungen in Grossbritannien, Frankreich und Österreich den Luftfahrt- und Rüstungskonzern in Atem. Intern wird Enders vorgeworfen, er gehe zu aggressiv bei der Aufarbeitung der Affäre vor. Erschwerend hinzu kommen immer wieder technische Probleme, zuletzt bei Triebwerken von Mittelstreckenjets.

VORWÜRFE ZURÜCKGEWIESEN: (Luxemburg) Luxemburg wehrt sich gegen die Aufforderung der EU-Kommission, 250 Millionen Euro an unzulässigen Steuervergünstigungen von Amazon zurückzuverlangen. Das Grossherzogtum werde gegen die Entscheidung der Kommission vor dem Gericht der Europäischen Union (EuG) klagen, erklärte das Finanzministerium. Der Vorwurf, Luxemburg habe Amazon einen "selektiven Vorteil" gewährt, treffe nicht zu. Die EU-Kommission hatte Anfang Oktober argumentiert, Steuernachlässe für das US-Unternehmen in Luxemburg verstiessen gegen europäische Regeln zu Staatsbeihilfen. Durch die Vergünstigungen seien fast drei Viertel der Gewinne von Amazon nicht besteuert worden, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

WEITER AUF REKORDKURS: (Frankfurt) Kurz vor dem Start eines weiteren Bitcoin-Futures geht die Kryptowährung wieder auf Rekordjagd. Ein Bitcoin verteuerte sich am Freitag um neun Prozent auf 17'738 Dollar und kostete so viel wie noch nie zuvor. Die renommierte US-Derivatebörse CME startet am Montag mit dem Handel eines Futures auf die Cyberdevise. Das Papier hat das Börsenkürzel BTC und entspricht fünf Bitcoin.

BOOMENDE EXPORTE: (Brüssel) Die Exporteure in der Euro-Zone profitieren vom Aufschwung im Welthandel. Ihre Ausfuhren in den Rest der Welt wuchsen im Oktober um 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf fast 188 Milliarden Euro, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Noch stärker zogen die Importe an, die von der besseren Binnenkonjunktur in der Währungsunion beflügelt werden: Sie stiegen um mehr als zehn Prozent auf fast 169 Milliarden Euro. Der Exportüberschuss schmolz dadurch um 300 Millionen auf 18,9 Milliarden Euro.

KRÄFTIGE KONJUNKTUR: (Frankfurt) Der Konjunkturaufschwung in Deutschland wird sich nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank verstärken. Die deutsche Wirtschaft werde dieses Jahr bereinigt um den Effekt von Kalendertagen um 2,6 Prozent und 2018 um 2,5 Prozent wachsen, teilte die deutsche Notenbank in Frankfurt mit. Bei ihrer letzten halbjährlich vorgelegten Wachstumsprognose im Juni hatte sie noch mit 1,9 Prozent Zuwachs im laufenden Jahr und 1,7 Prozent 2018 gerechnet. Die deutsche Wirtschaft profitiere von einer starken Nachfrage nach Industriegütern aus dem Ausland, zudem kurble die gute Lage am Arbeitsmarkt den privaten Konsum und den Wohnungsbau an.

PROGNOSE GESENKT: (Madrid) Die spanische Notenbank senkt wegen der politischen Unsicherheit in der Region Katalonien ihre Wachstumsprognose für die beiden kommenden Jahre leicht. 2018 werde das Bruttoinlandprodukt wohl statt 2,5 um 2,4 Prozent und 2019 statt 2,2 um 2,1 Prozent zulegen, teilte die Notenbank in Madrid mit. Spanien hat nach den Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien die dortige Regionalregierung abgesetzt. Für kommende Woche sind dort Wahlen angesetzt. Die wochenlange Hängepartie dürfte aber vor Ort den Tourismus und den Detailhandel getroffen haben. Wegen der Krise haben fast 2000 Unternehmen ihren Sitz aus Katalonien verlegt.

EINIGUNG ERREICHT: (Rüsselsheim) Kurzarbeit in Verwaltung und Entwicklung, weniger Leiharbeiter in den Werken: Der Autohersteller Opel hat sich mit den Arbeitnehmervertretern auf eine Rahmenvereinbarung geeinigt, mit der das Arbeitsvolumen an den deutschen Standorten schnell und sozialverträglich verringert werden soll, teilten die Beteiligten - das Unternehmen, die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat (Personalvertretung) - in einer gemeinsamen Erklärung mit. Über die Ziele sei man sich einig, sagte Opel-Chef Michael Lohscheller: "Es geht darum, dass wir kurzfristig unsere Personalkosten auf das Vergleichsniveau der Industrie verbessern." Der Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug nannte die Vereinbarungen zu Altersteilzeit und Vorruhestand attraktiv.