Schindellegi (awp) - Das Transport- und Logistikunternehmen Kühne+Nagel veröffentlicht am Dienstag, 25. Juli, die Ergebnisse zum zweiten Quartal 2023. Insgesamt haben sieben Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q2 2023E
(in Mio Fr.)             AWP-Konsens        Q2 2022A   

Nettoumsatz                  7070            10'473        
Bruttogewinn                 2274             2956       
EBITDA                        665             1274        
EBIT                          480             1075      
Konversionsmarge (in %)      21,1             36,4        
Reingewinn                    333              756      

FOKUS: Bei Kühne+Nagel hat sich die Lage eingetrübt. Im ersten Quartal 2023 erzielte das Unternehmen - wie erwartet - weniger Umsatz. Auch unter dem Strich wurde weniger verdient. Der Konzern lieferte zwar bessere Gewinnzahlen als erwartet, der Corona-Boom ist aber endgültig Geschichte.

Zur Erinnerung: In den letzten beiden Jahren hatte das Unternehmen stark von den Pandemieturbulenzen profitiert. Denn Warenströme zu organisieren, war in diesem Umfeld aufwendiger und damit für die Kunden teurer. Die Mitarbeitenden von Kühne+Nagel mussten kurzfristig alternative Routen finden und die Waren öfter umladen - gegen gutes Geld, versteht sich.

Da dies nun vorbei ist, dürften auch im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr deutliche Rückgänge von der hohen Basis her verzeichnet worden sein. Die ZKB erklärt zudem, dass einige Reedereien wohl eine generelle Preiserhöhung durchführen oder künstlich das Angebot reduzieren werden, um den Markt zu stabilisieren.

Und mit Blick nach vorne deutet sich schliesslich in wichtigen Märkten nun doch eine zumindest leichte Rezession an. Da das Geschäft von Kühne+Nagel sehr zyklisch ist, dürfte der Logistiker dies somit ebenfalls spüren. Kühne+Nagel besitze zwar eine gute Flexibilität hinsichtlich der operativen Kosten, doch ein Rückgang der globalen Handelsvolumen würde den EBIT drücken, heisst es in Kommentaren der Analysten.

ZIELE: Mit dem Jahresabschluss 2022 setzte sich das Unternehmen neue Mittelfristziele. Die Konversionsrate, die das Verhältnis von EBIT zu Bruttogewinn beschreibt, soll demnach bis 2026 bei 25 bis 30 Prozent zu liegen kommen. Zuvor galt ein Ziel von 16 Prozent. Während der Marktverwerfungen der Corona-Zeit, die für Corona eine Sonderkonjunktur bedeuteten, wurden aber schon Werte von 30 Prozent und mehr erreicht, im Gesamtjahr 2022 konkret 33,9 Prozent. Somit entsprechen diese Mittelfristziele einer gewissen "Normalisierung" des guten Geschäftsganges.

Für 2023 fiel der Ausblick vage aus. Das makroökonomische Umfeld werde aufgrund der geopolitischen Entwicklungen und der Inflation herausfordernd bleiben. Die seit vielen Jahren anhaltende positive Wachstums- und Ergebnisentwicklung sollte sich laut dem Management aber fortsetzen lassen - allerdings "unter Ausklammerung der aussergewöhnlichen Geschäftsvolumina und Ergebnisse in den Geschäftsjahren 2021 und 2022", welche die Folge der oben genannten coronabedingten Sonderkonjunktur waren.

PRO MEMORIA: Beim Logistikkonzern wird ab 1. Oktober Michael Aldwell die Seefracht-Sparte leiten. Der Neuseeländer löst in dieser Funktion Otto Schacht ab und wird in die Geschäftsleitung berufen. Der 64-jährige Schacht, der seit 2012 in der Geschäftsleitung war, wird künftig beratende Aufgaben für die Gruppe wahrnehmen.

Was Übernahmen anbelangt, so gab Kühne+Nagel im Juni den Kauf des südafrikanischen Logistikunternehmens Morgan Cargo bekannt. Dieses ist auf verderbliche Güter spezialisiert und ist in Südafrika, Grossbritannien und Kenia tätig. Einen Kaufpreis nannte Kühne+Nagel nicht. Der Abschluss der Transaktion wird für das dritte Quartal 2023 erwartet.

Im Mai wurde ausserdem bekannt, dass Kühne+Nagel für das US-Unternehmen Elanco die Logistikkapazitäten in China ausbaut. Elanco ist auf Produkte zur Tiergesundheit spezialisiert und nach den USA ist China der zweitgrösste Markt für das Unternehmen.

AKTIENKURS: Im bisherigen Jahresverlauf gehören die Kühne+Nagel-Aktien zu den stärksten Blue Chips. Während der Gesamtmarkt gemessen am SMI ein Plus von rund 4 Prozent verzeichnet hat, haben die Titel von Kühne+Nagel eine Zunahme um beinahe einen Viertel ihres Werts verzeichnet. Im 2022 gaben die Titel gut einen Viertel ihres Werts nach.

Die Papiere gehören übrigens seit dem 13. Juni zum erlauchten Kreis der SMI-Titel. Mit der Aufnahme in den SMI sind Kühne+Nagel allerdings auch aus dem bei Anlegern sehr beliebten SMI Mid (SMIM) gefallen.

Homepage: www.kuehne-nagel.com

jl/kw/sr