Zürich (awp) - An der Schweizer Aktienbörse drohen am Dienstag wegen der Eskalation im Ukrainekonflikt happige Verluste. Der SMI, der schon am Vortag ein neues Jahrestief markiert hatte, dürfte sich laut den vorbörslichen Indikationen nun der Marke von 11'700 Punkten annähern; zuletzt notierte er im letzten Herbst auf diesem Niveau. Mit der Anerkennung der beiden abtrünnigen Volksrepubliken Luhansk und Donezk und der Entsendung von Truppen dorthin habe der russische Machthaber Wladimir Putin zwar auf den ersten Blick die niedrigste Eskalationsstufe gewählt, die möglich gewesen sei, meinte ein Analyst. Doch es sei zu befürchten, dass es nicht dabei bleibe.

Denn Putin habe klar gemacht, dass er prinzipiell der Ukraine das Recht auf Staatlichkeit nicht zugesteht. "Nun muss man davon ausgehen, dass eine weitgehende oder vollständige Besetzung der Ukraine droht." Und je näher die russischen Truppen der "Nato-Ostgrenze" kämen, desto ungemütlicher werde die Lage. Zudem sei davon auszugehen, dass die Schraube aus Sanktionen und Gegensanktionen sich in den nächsten Tagen weiter drehen werde. "Die Diplomatie ist in diesem Konflikt wohl an einem vorläufigen Ende angelangt", meinte ein anderer Experte. Befürchtet wird ausserdem, dass die Folgen des Konflikts die geldpolitische Normalisierung verzögern könnte.

Der vorbörslich von der Bank Julius Bär berechnete SMI wird 08.20 Uhr 1,56 Prozent tiefer indiziert mit 11'706,55 Punkten. Am Vortag war bei knapp 11'853 Punkten bereits ein Jahrestief markiert worden. Die Verluste seit Anfang Jahr summieren sich inzwischen (per Montagabend) auf 7,6 Prozent. Sämtliche SMI-Titel werden im Minus erwartet.

Besonders ausgeprägte Verluste zeichnen sich bei den Technologietiteln ab. So werden bei den Blue Chips AMS Osram, Logitech und Temenos sowie im breiten Markt VAT und Inficon je gut 2 Prozent tiefer erwartet.

Auch die Papiere der Luxusgüterkonzerne Richemont und Swatch dürften laut den vorbörslichen Signalen in ähnlichem Umfang verlieren.

Die Kriegsängste schlagen aber auch auf Zykliker wie ABB (-2,1%) und Holcim (-1,8%) durch.

Das Gleiche gilt für Finanzwerte wie UBS, CS und Swiss Re, die zwischen 1,9 und 2,1 Prozent verlieren dürften.

Relativ gut halten sich in diesem Umfeld defensive Titel wie SGS, Swisscom sowie die drei Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche, die aber alle mit -1,0 bis -1,3 Prozent vorbörslich auch tiefer gestellt werden.

Am breiten Markt richtet sich das Augenmerk auf Papiere, zu denen Zahlen veröffentlicht wurden. So halten sich PSP mit -0,3 Prozent vorbörslich relativ gut. Resultate gab es ausserdem von Also, CPH, Medmix, Montana, der Genfer und der Walliser Kantonalbank sowie Novavest.

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