Zürich (awp) - Nach Tagen steigender Kurse hat der Schweizer Aktienmarkt am Dienstag einen Marschhalt eingelegt und schwächer geschlossen. Der Markt habe die starken Kursgewinne seit Jahresanfang konsolidiert, hiess es in Händlerkreisen. Dies sei nicht überraschend und es tue der insgesamt guten Stimmung keinen Abbruch, auch wenn sie sich wieder ein wenig abkühle. Im späten Geschäft stimmte dann eine Kreisemeldung der Nachrichtenagentur Bloomberg die Anleger positiv, wonach die EZB bei den noch anstehenden Zinserhöhungen ein langsameres Tempo in Betracht ziehe. Einer Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte im Februar könnte im März dann eine von nur noch 0,25 Prozentpunkten folgen.

Zuvor hatten die Marktteilnehmer unterschiedliche Impulse zu verarbeiten. So fielen die Wachstumsdaten aus China und der deutsche ZEW-Konjunkturerwartungsindex besser, der Empire State Index des New Yorker Fed dagegen schlechter als erwartet aus. Auch bei den Unternehmensergebnissen gab es Licht und Schatten. So schnitten bei den US-Banken Goldman Sachs unter und Morgan Stanley über den Prognosen ab. Hierzulande wurden die Umsatzzahlen von Lindt & Sprüngli und Montana Aerospace gut, die von Forbo dagegen schlecht aufgenommen.

Der SMI stieg in der Spitze bis auf 11'453,64 Punkte, der höchste Stand seit dem vergangenen Juni, und schloss dann aber um 0,30 Prozent niedriger mit 11'401,99 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 0,16 Prozent auf 1767,15 und der breit gefasste SPI um 0,25 Prozent auf 14'640,01 Zähler. 16 der 30 SLI-Werte schlossen tiefer und 14 legten zu.

An der Spitze der Verlierer standen Richemont (-1,4%). Die Aktie stand laut Händlern vor den am Mittwoch erwarteten Umsatzzahlen für das 3. Quartal 2022/23 etwas unter Druck. Schliesslich sei der Titel im laufenden Jahr sehr gut gelaufen. Die Aktien von Swatch (+2,5%) führten dagegen die Gewinner an. Händler sprachen von Umschichtungen aus Richemont in Swatch. Schützenhilfe gab es auch von Jefferies. Der Broker stufte das Rating für Swatch auf "Buy" von "Hold" hoch.

Hinter Richemont folgte der Technologiewert AMS Osram (-1,3%), das Industriepapier Schindler (-1,1%), der Medizintechniker Alcon (-0,9%), der Pharmazulieferer Lonza (-0,8%) sowie der Sanitärtechniker Geberit (-0,5%) - alles Aktien, die im bisherigen Jahresverlauf kräftig zugelegt haben und daher Gelegenheit für Gewinnmitnahmen geliefert hätten, hiess es am Markt. Gerade bei den Geberit-Aktien, die bis dahin fast 14 Prozent gewonnen hatten, stelle so manch ein Anleger vor den am Donnerstag anstehenden Umsatzzahlen 2022 einen Teil der Gewinne sicher.

Bei den Marktschwergewichten lasteten vor allem Novartis (-0,7%) und Nestlé (-0,5%) auf dem SMI. Besser schlugen sich Roche, dessen Genussschein "nur" 0,03 Prozent leichter waren.

Bei den Finanzwerten zählten die Banken von CS (+0,3%) und UBS (+0,5%) zu den Gewinnern. Ihnen könnte das über den Erwartungen ausgefallene Ergebnis von Morgan Stanley mehr geholfen, als die enttäuschenden Zahlen von Goldman Sachs geschadet haben, meinte ein Händler. Dagegen waren bei den Versicherern Swiss Life (+1,3%) fester, während Swiss Re (-0,6) und Zurich (-0,9%) klar nachgaben.

Neben Swatch und Swiss Life reihten sich auch ABB, SGS, SIKA und Kühne + Nagel mit einem Kursplus von 1,3 bis 0,5 Prozent bei den Gewinnern ein.

Grössere Ausschläge gab es auf den hinteren Reihen, wo die Kurse einzelner Firmen von deren Nachrichten bestimmt wurden. So überzeugten Montana Aerospace (Aktie +8,8%) sowie Lindt & Sprüngli (PS +1,1%; N +0,2%) mit ihren Zahlen. Der Schokoladenhersteller hat mit der Vorlage des Jahresumsatzes die eigenen Ziele übertroffen und die hohe Preiselastizität unter Beweis gestellt.

Die Papiere der Industriegruppe Forbo (-5,2%) wurden nach den Zahlen aus den Depots gekippt. Bei Belimo (-6,2%) und Dätwyler (-4,9%) sorgten Analystenkommentare für sinkende Notierungen.

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