Zürich (awp) - Die Kursparty an den internationalen Börsen hat am Donnerstag ohne den Schweizer Aktienmarkt stattgefunden. Während andere Indizes wie Dow Jones, DAX oder Nikkei neue Rekordmarken setzten, hat der Schweizer SMI einmal mehr unter seiner defensiven Zusammensetzung gelitten. So hat Schwergewicht Nestlé nach einem enttäuschenden Ergebnis gleich den ganzen Leitindex ins Minus gezogen.

Ansonsten sorgten besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen und starke Prognosen des US-Halbleiterkonzerns Nvidia für steigende Kurse an den Börsen weltweit. Zudem bestätigten Konjunkturdaten einmal mehr die Robustheit der US-Wirtschaft, denn die Stimmungsdaten aus der Industrie (PMI) fielen stärker als erwartet aus. Zudem sanken die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend. Auch aus der Euro-Zone gab es Signale für eine mögliche Belebung. Der EU-Einkaufsmanagerindex ist auf dem höchsten Stand seit acht Monaten und die Inflation hat sich weiter abgeschwächt. Manche Händler warnten aber vor der aktuellen Euphorie. Es müsse sich noch weisen, ob sich die Börsen nicht zu stark von der Realwirtschaft abgekoppelt hätten.

Der Leitindex SMI schloss um 0,37 Prozent tiefer mit 11'386,17 Punkten und damit über dem Tagestief von 11'368 Punkten. Ohne die Nestlé-Verluste hätte der Index im Plus geschlossen. Denn der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und deren Gewichtung stärker gekappt ist, gewann 0,23 Prozent auf 1854,75 Zähler. Derweil gab auch der breite SPI nach, nämlich um 0,38 Prozent auf 14'857,56 Zähler.

Nestlé sackten trotz Gewinnsteigerung nach dem als Enttäuschung taxierten Jahresergebnis um 4,9 Prozent ab. "Ein Jahr zum Vergessen", kommentierte Vontobel das Ergebnis. Vor allem beim Mengenwachstum hatten sich Analysten im vierten Quartal mehr erhofft, aber auch der Ausblick für das laufende Jahr fiel am Markt klar durch.

Davon wurden auch die PS des Schokoladeherstellers Lindt&Sprüngli (-1,5%) in Mitleidenschaft gezogen. Und mit den Aktien von SIG (-1,0%) verlor ein Zulieferer für die Nahrungsmittelindustrie an Wert.

Aber auch die Genussscheine von Roche (-0,9% auf 228,85 Fr.) fuhren einen weiteren schwachen Tag ein und näherten sich damit dem Jahrestief von 222,75 Franken. Dagegen konnten sich die Titel von Rivale Novartis (+0,6%) erholen, was auch den SMI leicht stützte.

Derweil heizte der Nvidia-Hype auch den hiesigen Techwerten ein. Gross und klein: So lagen VAT (+3,9%) im Feld weit vorne, aber auch AMS-Osram, Comet, Inficon und U-Blox gewannen zwischen 1,1 und 4,2 Prozent hinzu. Sie alle könnten vom KI-Boom profitieren, hiess es am Markt.

Gesucht waren ausserdem Zurich (+2,6%). Im Gegensatz zu Nestlé kamen die Zahlen des Versicherungskonzerns sehr gut an. Vor allem Dividendenerhöhung und ein neues Aktienrückkaufprogramm wurden neben dem Gewinn am Markt positiv herausgestrichen.

Im Kielwasser von Zurich zogen auch Swiss Re (+2,0%) an. Swiss Life (+0,1%) hinkten indes klar hinterher. Bei den Banken entwickelten sich die Kurse gegensätzlich: UBS legten 0,5 Prozent zu und Julius Bär gaben 0,5 Prozent nach. Partners Group (+0,7%) beendeten den Handel ebenfalls höher.

Zu den Gewinnern zählten mit Alcon (+2,3%), Straumann (+2,2%), Lonza (+1,2%) und Sonova (+0,9%) Werte aus dem Gesundheitsbereich.

In den hinteren Reihen legten Cembra (+7,6%) und Sulzer (+9,3%) nach Zahlen kräftig zu. Ein schwaches Jahressergebnis und Verkaufspläne für das Tafelsilber liessen die Kudelski-Aktien (-13%) einbrechen. Auch Medmix (-3,7%) kamen nach Zahlen zurück.

Die Anteile von Meyer Burger (-11,0%) litten laut Händlern unter der Befürchtung, dass es noch einige Wochen dauern könnte, bis der Deutsche Bundestag über ein Hilfspaket an die Solarindustrie bzw. an das Schweizer Unternehmen beschliessen werde.

Die Aktien von Autoneum (+3,5%) legten im Sog der festen Mercedes-Benz-Aktien zu. Der Autokonzern will mehr Geld an die Aktionäre verteilen. Dies habe den ganzen Sektor beflügelt, hiess es am Markt.

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