Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat auch am Dienstag weiter nachgegeben. Nach zeitweise deutlichen Verlusten konnte der Leitindex SMI im späten Geschäft aber noch etwas Terrain zurückgewinnen. Dabei belasteten der Kurseinbruch von Lonza und das kräftige Minus bei Sika den Leitindex. Andere Indizes wie der deutsche Dax oder der britische FTSE100 schlugen sich dagegen weit besser. Wegen der nun an Fahrt gewinnenden Saison der Quartalsbilanzen sei ohnehin Vorsicht angezeigt. Denn diese laufe bisher eher etwas gemischt, meinte ein Händler. So musste die US-Bank Goldman Sachs über einen deutlichen Gewinnrückgang berichten, während die Bank of America ihren Gewinn stark steigern konnte. Hierzulande geht es dann am Mittwoch mit den Zahlen von ABB los. Am Donnerstag folgen dann unter anderen Nestlé, Roche und Schindler.

Händler beschrieben die Stimmung insgesamt als eher schlecht. Nach wie vor fürchteten sich die Anleger vor einer Ausweitung des Kriegs in Nahost und dessen möglichen Folgen für Ölpreis, Inflation und Weltwirtschaft. "Generell laden die wirtschaftlichen und geldpolitischen Rahmenbedingungen nicht gerade zum Engagement am Aktienmarkt ein", beschrieb ein Händler die Stimmung. Zuletzt kam dann auch noch das Thema Handelskrieg hinzu. Die US-Regierung kündigte an, die Beschränkungen für den Export von Chips für die künstliche Intelligenz nach China zu verschärfen. Dagegen fielen die US-Konjunkturzahlen gut aus.

Der SMI, der zeitweise bis 10'767 Zähler gefallen war, schloss um 0,69 Prozent tiefer auf 10'814,02 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 1,02 Prozent ein auf 1687,35 und der breite SPI 0,57 Prozent auf 14'154,88 Zähler. Im SLI gaben 18 Titel nach, elf schlossen höher und Swisscom waren unverändert.

Besonders stark unter Druck standen die Aktien von Lonza (-16,2%). Die Aussagen des Pharmazulieferers auf dem Investorentag wurden am Markt sehr negativ aufgenommen. Zwar bargen die Mittelfristziele keine negativen Überraschungen. Allerdings stiessen sich Analysten und Investoren an den erneut etwas vorsichtigeren Aussagen für 2024. Dass der Ausblick bis 2028 etwas optimistischer ausgefallen sei, habe die Analysten dagegen nicht überzeugt. "Sie hatten auf eine höhere Mittelfrist-Prognose gesetzt", sagte ein Analyst.

Dahinter folgte mit Sika (-5,50%). Die Aktie litt laut Händlern unter den Razzien, die die EU-Kommission bei nicht genannten Bauchemieunternehmen durchführt. Dies bedeute aber nicht, dass die untersuchten Unternehmen gegen Gesetze verstossen hätten. "Aber man hört Razzia und verkauft halt Aktien dieser Firmen, die damit in Zusammenhang stehen könnten", sagte ein Händler. Sika wird Ende dieser Woche Zahlen zum dritten Quartal vorlegen.

Mit Kühne+Nagel (-2,0%), Geberit (-2,0%) und SGS (-0,8%) standen weitere zyklische Werte auf den Verkaufslisten. ABB (-0,1%) gaben am Tag vor dem Quartalsbericht minim nach. Abgaben von 1,5 bis 1,0 Prozent gab es zudem bei den Wachstumswerten Alcon, Sonova und Partners Group.

Die Schwergewichte Novartis (+0,2%) und Roche (+0,1%) waren etwas fester, konnten damit aber dem SMI keine Stütze geben. Nestlé (-0,04%) waren gar eine Spur leichter.

An der Spitze der Gewinner standen die Aktien von VAT (+1,7%), gefolgt von den Versicherungen Swiss Re (+1,3%), Zurich (+0,8%) und Swiss Life (+0,5%). Auch Roche Inhaber (+0,8%), Swatch (+0,6%) und UBS (+0,5%) schlossen fester.

Die Papiere von Sandoz (+0,2% auf 29,435 Fr.) machten gegen Schluss die Gewinnmitnahmen mehr als wett. Am Vortag waren die Papiere kurzzeitig auf 30 Franken und damit den höchsten Stand seit ihrem Börsendebut vor zwei Wochen gestiegen.

In den hinteren Reihen wurden Meier Tobler (-18,4%) nach einer Gewinnwarnung aus den Depots gekippt. Schwach waren auch Medartis (-7,4%). In einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" sagte Firmenchef Daniel Brönnimann, das Unternehmen wolle in den USA wachsen. Für grössere Akquisitionen werde Medartis den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen.

pre/jb