Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag etwa fester geschlossen. Im Fokus standen die US-Inflationsdaten aus dem Mai. Die Jahresteuerung in den USA ist mit 4,0 Prozent nach 4,9 Prozent im April 2023 eindeutig weiter zurückgekommen, aber im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. "Das Inflationsthema verliert an Brisanz", kommentierte ein Marktbeobachter. Und auch in den kommenden Monaten dürften die US-Teuerungsraten weiter deutlich fallen. Die US-Notenbank werde deshalb am (morgigen) Mittwoch nicht weiter an der Zinsschraube drehen, ist die vorherrschende Meinung am Markt. Das wird gerade auch durch die offensichtlichen Rezessionsgefahren für die US-Wirtschaft untermauert.

Spekulationen über Zinssenkungen noch in diesem Jahr wiederum erschienen aber verfrüht, heisst es jedoch weiter. Von der Europäischen Zentralbank (EZB), die am Donnerstag ihre Zinsentscheid trifft, und der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die kommende Woche ihre geldpolitischen Beschlüsse vorlegt, wird jeweils eine Erhöhung erwartet. An der hiesigen Börse SIX ist es am Dienstag derweil zu einer mehrstündigen Störung gekommen: Von circa 11 Uhr bis 14 Uhr konnten wegen technischer Probleme keine Aktien und Optionen gehandelt werden. Es sei aber kein Hackerangriff verantwortlich gewesen, betonte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Es war der längste Handelsunterbruch an der Schweizer Börse seit Januar 2012.

Am Schluss ging der SMI 0,23 Prozent höher bei 11'327,27 Punkten aus dem Handel. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten und die Schwergewichte gekappt sind, gewann 0,47 Prozent auf 1776,91 und der breite SPI 0,20 Prozent auf 14'949,20 Zähler. 23 der 30 SLI-Werte schlossen höher und sieben gaben nach.

Die Aktien der CS waren nach dem Vollzug der Übernahme durch die UBS (Aktie +0,4%) am Dienstag noch einen Tag suspendiert, bevor sie dann ab Mittwoch ganz vom Handelsparkett verschwinden. Im SMI wurden Credit Suisse bereits heute durch Kühne+Nagel (+4,9%) ersetzt. Letztere standen seit Bekanntgabe der Aufnahme in den Schweizer Leitindex unter Druck. Händler sprachen am Dienstag nun vor allem von markttechnischen Faktoren im Zusammenhang mit indexbezogenen Anlagen.

Stark gefragt waren zudem die Technologiewerte: VAT (+3,8%), aber auch Logitech (+1,0%) und AMS Osram (+0,6%) legten zu sowie die den Wachstumswerten zugeordneten Partners Group (+2,6%). VAT profitieren laut Händlern von den positiven Vorgaben von der US-Börse Nasdaq und davon, dass Morgan Stanley die Abdeckung des Herstellers von Vakuumventilen mit dem Rating "Overweight" aufgenommen hat. Partners Group half laut Händlern die Tatsache, dass mit dem Verschwinden der CS der Zuger Asset Manager als Finanzwert mehr Aufmerksamkeit erhält. Zu den Favoriten zählten zudem zyklische Titel wie Richemont, Sika und ABB mit Avancen zwischen 1,4 und 2,0 Prozent.

Auf Tagestief schlossen hingegen Temenos (-1,2%), nachdem sie am Vortag noch 1 Prozent zugelegt hatten. Auch auf Jahressicht sind die Titel mit einem Plus von über 50 Prozent allerdings mit Abstand die Outperformer im Gesamtmarkt.

Zur Belastung des Markts wurden am Dienstag derweil insbesondere die schwergewichtigen Novartis (-0,9% auf 89,99 Fr.), aber auch Nestlé (-0,5%) gaben ab. Dabei hat Stifel das Kursziel für Novartis nach der am Vortag angekündigten Übernahme von Chinook noch auf 111 von 108 Franken erhöht und die Einstufung "Buy" bekräftigt. Roche (+0,1%) legten lediglich minim zu.

Am breiten Markt vollzogen derweil DocMorris (+24%) einen gewaltigen Kurssprung. Sie profitieren von Deckungskäufen und den Aussagen des deutschen Gesundheitsministers Karl Lauterbach, wonach das elektronische Arztrezept in Deutschland ab dem 1. Juli 2023 "endlich alltagstauglich" werden soll.

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