Zürich (awp) - Die Finanzmärkte bleiben weiter im Aufwind. Auch der Schweizer Aktienmarkt setzt zu Wochenbeginn die Kursgewinne der ersten Handelswoche 2023 fort. Allerdings sorgen die Schwergewichte für ein merklich gedrosseltes Tempo. Immerhin notiert der Leitindex SMI aktuell auf dem Niveau, das er zuletzt vor einem Monat hatte. Ob die aktuelle Tendenz anhält, dürfte nach Meinung vieler Marktteilnehmer von den im Wochenverlauf erwarteten US-Inflationsdaten abhängen. Sollte die Teuerung weiter sinken, "wäre dies ein weiterer Katalysator für den Aktienmarkt", kommentiert ein Händler.

Nach Ansicht eines weiteren Börsianers hat sich die Zinsdiskussion zuletzt gar etwas verändert. Der Markt sehe nun eher die EZB stärker unter Zugzwang als die US-Notenbank. "Die Investoren erachten eine langsamere Gangart bei den kommenden Zinsänderungen in den USA als wahrscheinlich." Der Händler begründet dies mit den US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag, die eine robuste Konjunktur und einen abnehmenden Lohndruck aufweisen würden. "Damit nimmt zumindest vorerst die Gefahr einer Lohn-Preisspirale ab." In Europa sei die Kuh noch nicht vom Eis und die EZB noch nicht weit genug im Zinsanhebungszyklus fortgeschritten. Zum Wochenschluss dann läuten in den USA dann ausserdem zahlreiche Grossbanken die Berichtssaison zum vierten Quartal ein, was an den Märkten ebenfalls für Bewegung sorgen dürfte.

Der SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,21 Prozent auf 11'168,42 Punkte hinzu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, die Gewichtung der Einzeltitel aber stärker gekappt wird, gewinnt 0,54 Prozent auf 1723,48 Punkte und der breite SPI 0,21 Prozent auf 14'305,43 Punkte dazu. Im SLI stehen 24 Gewinnern sechs Verlierer gegenüber.

Spitzenreiter sind die Aktien des Sanitärtechnikspezialisten Geberit mit +3,3 Prozent. Schub bekommen die Titel durch Goldman Sachs. Die Experten haben nach vier Jahren die Verkaufsempfehlung auf eine neutrale Einstufung heraufgestuft.

Europaweit sind zum Wochenstart ausserdem Titel aus den baunahen Gewerben gesucht. Der entsprechende Branchenindex ist am Vormittag zeitweise auf den höchsten Stand seit vergangenem Sommer gestiegen. Neben Geberit ziehen hierzulande denn auch Sika, Holcim oder ABB um bis zu 1,0 Prozent an.

Darüber hinaus hat auch die Nachricht über die weitere Öffnung Chinas einen entscheidend positiven Einfluss auf die Märkte, betonen Händler. In Asien waren vor diesem Hintergrund denn auch zahlreiche Titel gesucht, die von einer Öffnung der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt profitieren. Dazu zählten verschiedene Vertreter aus der Technologiebranche, was denn auch bei VAT (+3,1%) und AMS Osram (+1,4%) für einen gewissen Rückenwind sorgt. Ausserdem zögen diese Papiere nach den teilweise massiven Kurseinbrüchen 2022 Schnäppchenjäger immer wieder an, heisst es von Händlerseite.

Überwiegend fester präsentiert sich auch die Finanzbranche. Allen voran verteuern sich die CS-Aktien um 1,8 Prozent. Sie halten sich damit bei 3,019 Franken weiter über der 3-Franken-Marke. Aber auch die UBS, Julius Bär, Swiss Life oder Zurich weisen mit Kursgewinnen von bis zu 1,5 Prozent positive Vorzeichen auf. Ausreisser sind die Aktien der Swiss Re, die um 0,9 Prozent nachgeben.

Dass der SMI nicht recht von der Stelle kommt, liegt vor allem an den drei Schwergewichten. Roche, Nestlé und Novartis geben zwischen 0,6 und 0,2 Prozent nach. Bei den beiden Pharmakonzernen hat sich der bei der UBS zuständige Analyst eher zurückhalten über die weiteren Aussichten geäussert.

Die grössten Kursbewegungen sind allerdings in den hinteren Reihen zu beobachten. Prozentual zweistellig ziehen die Biotechwerte Spexis und Molecular Partners an. Auch Santhera gewinnen 4,7 Prozent hinzu. Sie alle können mit Pipeline-Updates punkten.

Autoneum (+2,6%) sind nach einer Übernahme gesucht, während die Aktien der Schweizerischen Nationalbank nach einem Verlust in dreistelliger Milliarden-Höhe um 1,6 Prozent nachgeben.

hr/kw