Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt gibt am Donnerstag im frühen Geschäft nach und setzt damit den Abwärtstrend der Vortage fort. Grund dafür sind laut Händlern primär wieder angefachte Zinssorgen in den USA. Am Vortag hatte US-Notenbankchef Jerome Powell vor einem Regierungsausschuss gesagt, es werde "lange dauern", die Inflation auf das gewünschte Ziel von 2 Prozent zu senken. Dies deute auf steigende Zinsen wohl bis Ende Jahr hin, heisst es am Markt. Ebenfalls im Fokus steht am Donnerstag der Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Deren Zinsentscheid führte aber nicht zu grösseren Ausschlägen im Aktienhandel. Die SNB erhöht den Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent.

Der Schritt der SNB könnte - obwohl die Inflation hierzulande tiefer ist als in den USA oder der EU - noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. "Es ist nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten", sagte SNB-Chef Thomas Jordan während der Medienkonferenz. Der SMI reagierte nicht gross auf all diese Neuigkeiten, baute aber einen Teil seiner Verluste aus dem frühen Handel ab. Insgesamt verlaufe der Handel eher in ruhigen Bahnen, sagte ein Händler. "Man spürt die Verunsicherung unter den Marktteilnehmern." Am frühen Nachmittag informiert dann noch die Bank of England über ihren Zinsentscheid. Am Markt wird ebenfalls eine Erhöhung erwartet.

Der SMI notiert gegen 11.10 Uhr um 0,52 Prozent tiefer bei 11'116,79 Punkten. Sein Tagestief notierte er in etwa mit dem Zinsentscheid der SNB um 09.30 Uhr bei etwa 11'070 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,51 Prozent auf 1730,01 und der breite SPI um 0,46 Prozent auf 14'638,93 Zähler. Von den 30 SLI-Werten geben 23 nach und sechs legen zu. Die Papiere von Zurich notieren aktuell unverändert.

Von Aktienseite her liegt der Fokus am Donnerstag auf den Papieren von Logitech. Sie steigen gegen den allgemein schwachen Trend um 1,2 Prozent. Der Hersteller von Computerzubehörgeräten wie Mäuse und Tastaturen hatte am Vorabend ein neues Aktienrückkaufprogram über 1 Milliarde US-Dollar angekündigt. Analysten begrüssten das Programm als Zeichen einer aktionärsfreundlichen Politik, wonach überschüssige Mittel an Aktionäre zurückgeführt würden.

Ebenfalls im Plus stehen im SMI-Tableau Swiss Re (+0,5%), Zurich (unv.) halten sich stärker als der Gesamtmarkt. Selbiges gilt auch für Richemont (+0,2%), nachdem JPMorgan die Empfehlung "Overweight" bestätigt hat. Nur leicht im Minus notieren Swisscom, Sika, Nestlé, Alcon und Lonza, die zwischen 0,1 und 0,5 Prozent nachgeben.

Dagegen stehen mit ABB, AMS Osram und VAT (Verluste von 1,3% bis 2,4%) drei klassische Technologietitel stark unter Druck. Auch die Aktien von UBS (-1,0%) und Straumann (-1,2%) stehen bei den Blue Chips weit unten auf der Kurstafel.

Deutlich negativ präsentiert sich die Lage schliesslich auch für die Pharma-Schwergewichte Novartis und Roche, die 0,8 Prozent, respektive 0,5 Prozent nachgeben. Damit werden sie massgeblich zur Belastung für den Gesamtmarkt.

Klar im Minus stehen schliesslich auch Schindler (-1,2%). Die Titel des Rolltreppen- und Liftkonzerns Schindler fielen zuletzt gehäuft durch Insiderkäufe auf. An die Börse wurde am Mittwoch ein weiterer grösserer Kauf bekannt, was den Papieren vorerst allerdings keinen Aufschub verleiht.

Am breiten Markt erholen sich die Aktien von Idorsia im Handelsverlauf von ihrem frühen Absacken und notieren mit -0,3 Prozent (7,56 Fr.) nur noch knapp im Minus. Morgan Stanley hat die Abdeckung der Aktien der Biotechfirma mit dem Rating "Underweight" und einem Kursziel von 7,00 Franken wieder aufgenommen.

Cosmo stehen mit 0,8 Prozent im Minus. Dass das Biopharmaunternehmen einen weiteren Markt für seine Akne-Creme Winlevi erschlossen hat, gibt somit keinen Schub. Das Unternehmen hat mit Hyundai Pharmaceutical eine Lizenzvereinbarung in Korea unterzeichnet.

Grössere Ausschläge gibt es im breiten Markt derweil bei Asmallworld (-8,7%) oder Relief (-4,2%). Gekauft werden dafür Evolva (+5,7%) sowie Starrag (+1,9%).

kw/ys