Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstag wenig verändert. Damit hat der Markt nach einem schwachen Start die Verluste wieder aufholen können. Händler sprechen von einer Stabilisierung nach den schwächeren Vortagen. Das Geschäft verlaufe aber in sehr ruhigen Bahnen, die Umsätze seien gering. Viele Marktteilnehmer hätten sich damit abgefunden, dass 2022 ein Jahr zum Vergessen sei und hätten sich für ein verlängertes Wochenende vom Markt zurückgezogen. Denn auch die Hoffnungen auf ein Jahresschluss-Rally hätten sich wohl endgültig erledigt.

Viele Anleger wüssten nicht, wie sie die Situation in China bewerten sollten. Denn dort steigen die Coronazahlen rasant an, nachdem die Regierung die Reisebedingungen gelockert hat. Dies könnte zu einem unkalkulierbaren Risiko werden, wenn sich die Welle weltweit ausbreite, sagt ein Marktanalyst. Anstatt der Weltwirtschaft zu helfen, dürften die Lockerungen vielmehr weltweit neue Kopfschmerzen verursachen, heisst es weiter. Zudem blieben die Anleger weiterhin zwischen Konjunkturhoffnungen und Inflationssorgen hin- und hergerissen. Die Vorzeichen für das kommende Handelsjahr 2023 sähen damit nicht gut aus und somit dürfte zumindest das erste Quartal noch herausfordernd werden, ist Marktanalyst Andreas Lipkow überzeugt. Dass die am Nachmittag erwarteten wöchentlichen Daten vom US-Arbeitsmarkt das Geschehen noch merklich beleben können, sei eher unwahrscheinlich, meint ein Händler.

Der SMI notiert um 11.05 Uhr um 0,05 Prozent tiefer auf 10'807,69 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückt um 0,02 Prozent vor auf 1650,63 Zähler. Derweil sinkt auch der breite SPI um 0,05 Prozent auf 13'815,65 Punkte. 17 SLI-Werte legen zu, elf geben nach und zwei sind unverändert.

Die grössten Einbussen verbuchen die Aktien der Credit Suisse (-0,9%). Händler verweisen auf das vor Jahresende übliche "Window Dressing". Dabei entfernen Anleger Aktien aus den Depots, die sie zum Stichtag nicht zeigen möchten und die sehr schlecht gelaufen sind. Dagegen sind die Papiere der UBS (+0,03%) und von Julius Bär (+0,2%) gut gehalten. Der Versicherer Zurich notiert unverändert, Swiss Life und Swiss Re legen dagegen um 0,4 Prozent zu.

Belastet wird der SMI von den schwergewichteten Nestlé (-0,7%). Dagegen zieht der Kurs von Novartis (+0,1%) trotz schlechter Nachrichten leicht an. Der Pharmakonzern bezahlt in den USA 245 Millionen Dollar zur Beilegung eines Kartellverfahrens. Novartis wird vorgeworfen, die Einführung von Nachahmerprodukten seines Bluthochdruck-Medikaments Exforge in den USA verzögern zu wollen.

Die Genussscheine von Roche fallen zunächst auf Jahrestief, bevor sie sich wieder davon lösen können und zuletzt gar um 0,3 Prozent höher stehen.

Zu den Verlierern zählen ausserdem zyklische Werte wie Holcim (-0,5%), SGS, Richemont und Kühne+Nagel (je -0,2%).

Dagegen gewinnen - und das trotz negativer Vorgaben vom US-Technologiesektor - die Branchenvertreter VAT (+1,4%), AMS Osram (+0,6%) und Logitech (+0,2%) an Wert. Auch Wachstumstitel wie Lonza (+0,6%), Partners Group (+0,3%) sowie Straumann (+0,4%), Sonova (+0,2%) und Alcon (+0,2%) legen zu. Damit würden Anleger wohl die Aktien wieder ins Depot legen, denen sie nach der starken Korrektur im laufenden Jahr wieder viel Erholungspotenzial zubilligen würden, sagt ein Marktbeobachter.

Am breiten Markt gewinnen Bobst 1,2 Prozent. Sie verabschieden sich heute von der Schweizer Börse und werden dekotiert. Der Mehrheitsaktionär JBF Finance hat bekanntlich den grössten Teil der Aktien in einem öffentlichen Übernahmeangebot gekauft.

Weiter unter Druck stehen die Aktien von Zu Rose (-1,9%). Der Titel zählt mit einem Minus von mehr als 90 Prozent zusammen mit Obseva und Talenthouse zu den Anteilscheinen mit der schlechtesten Performance im SPI.

Jahresgewinner Meier Tobler (+0,8%) halten sich auf hohem Niveau. Ihr Kurs hat sich 2022 mehr als verdoppelt.

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