Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt erfährt am Dienstag eine klassische Gegenbewegung auf den Banken-Crash vom Vortag. Nachdem Probleme eines US-Hedgefonds am Vortag noch für einen Kurssturz bei den CS-Aktien ausgelöst hatten, geht es nun für die gesamte Finanzbranche nach oben. Dieser Trend ist auch in Europa zu beobachten, wo Finanzwerte am Montag ebenfalls die schwächste Branche waren und aktuell die grössten Gewinne verzeichnen.

Am Markt hätten jene Investoren wieder Oberwasser, die das Ganze als ein Problem einzelner Vertreter der Finanzgemeinschaft sehen, nicht aber als ein systemisches, kommentiert ein Händler. Darüber hinaus sorge das Billionen-Dollar-Konjunkturpaket der US-Regierung auch weiterhin für Optimismus. Nun warte man gespannt auf die Details zu Joe Bidens Plänen, die am morgigen Mittwoch vorgelegt werden. Darüber hinaus hofften Investoren, dass der US-Arbeitsmarktbericht am Karfreitag ebenfalls stark ausfalle und damit die Überlegenheit der US-Impfkampagne gegenüber Europa demonstrieren dürfte. Insgesamt betonen Händler aber, dass es darüber hinaus nur wenig Impulse am Markt gebe.

Der SMI gewinnt gegen 10.55 Uhr 0,27 Prozent hinzu auf 11'119,07 Punkte. Der SLI, in dem die Gewichtung der einzelnen Titel gekappt ist, steigt um 0,45 Prozent auf 1'800,99 und der breite SPI um 0,30 Prozent auf 14'073,59 Zähler. Im SLI stehen 20 Gewinnern acht Verlierer gegenüber. Roche und Schindler sind unverändert.

Eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank für die Inhaber-Aktien von Swatch sorgt bei den Uhren-Aktien für einen Kursanstieg von 2,2 Prozent. Die Experten erwarten eine V-förmige Umsatz- und Gewinnentwicklung mit einem Umsatzanstieg von 26 Prozent im Geschäftsjahr 2021 und einem 15-fachen Anstieg des EBIT gegenüber 2020.

Konkurrent Richemont (+1,3%) folgt mit etwas Abstand. Hier hat die UBS das Kursziel erhöht und zeigt sich zuversichtlich für die Jahreszahlen des Unternehmens im Mai.

Durchwegs erholt präsentieren sich vor allem aber die Finanzwerte. Nach dem Kurseinbruch von knapp 14 Prozent zum Wochenbeginn sind die CS-Titel mit +1,4 Prozent einer der grössten Gewinner unter den Blue Chips. Auch für die UBS, Partners Group und Julius Bär geht es um überdurchschnittliche 1,4 bis 1,2 Prozent aufwärts. Sie hatten am Vortag im Kielwasser der schwachen CS-Valoren ebenfalls Federn gelassen.

Neben den Bank-Aktien sind auch Versicherer auf den Einkaufslisten der Investoren. Dabei gewinnen Swiss Life und Zurich beide mehr als 1 Prozent hinzu, während Swiss Re immerhin mit +0,5 Prozent stärker als der Markt steigen. Laut der jüngsten Statistik des Swiss Re Institute hat im Jahr 2020 nicht nur die Corona-Pandemie den Versicherungen weltweit hohe Kosten beschert, sondern auch eine Reihe von Naturkatastrophen.

Die Erholung der Finanzwerte setzt sich auch im breiten Markt durch, wo etwa die Bellevue Group (+4,5%) oder auch Swissquote (+2,9%) deutlich zulegen.

Die Aussichten auf das US-Infrastrukturpaket sorgen bei einigen konjunktursensiblen Titeln wie LafargeHolcim (+1,4%) für ein verstärktes Anleger-Interesse.

Eher uneinheitlich entwickeln sich hingegen die Vertreter der Gesundheitsbranche. So sind der Implantate-Spezialist Straumann (+2,0%) oder der Augenheilkunde-Konzern Alcon (+1,8%) klar gesucht. Dagegen hinken Sonova sowie die beiden Schwergewichte Novartis und Roche mit -0,6 Prozent bis zu einem unveränderten Kurs dem Markt hinterher.

AMS-Aktien haben derweil ihre früheren deutlichen Verluste auf zuletzt 0,6 Prozent etwas eingedämmt. Beobachter verweisen auf einen Kommentar von Oddo BHF. Darin berichtet der Autor von konkreten Anhaltspunkten, wonach AMS beim US-Grosskunden Apple im Bereich von Umgebungslichtsensoren Aufträge an den Gegenspieler STMicroelectronics verloren hat.

Im breiten Markt fallen neben den festen Finanzwerten noch die schwachen Schweiter auf, die nach einer neu ausgesprochenen Verkaufsempfehlung durch die UBS 2,5 Prozent einbüssen.

hr/ra