Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag etwas tiefer in den regulären Handel gegangen. Vor allem Finanzwerte werden verkauft. Die Vorgaben für den heutigen Handelstag sind nach den Kursrückschlägen an der Wall Street und in Japan tendenziell etwas negativ. Zudem ist der Auftakt in die Berichtssaison mit den Umsatzzahlen des Bauchemiekonzerns Sika nicht ganz geglückt: Das vierte Quartal ist unter den Erwartungen geblieben; entsprechend wurden die Schätzungen der Analysten leicht verfehlt.

Nun warten die Anleger gespannt auf die am Mittwoch anstehende Pressekonferenz des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Dort werden die Journalisten erstmals die Möglichkeit haben, auf die bisher nur via Twitter verbreiteten Stellungnahmen Trumps auch nachzuhaken. Händlern zufolge steigen im Vorfeld der Veranstaltung derzeit einige Marktteilnehmer aus ihren Dollarpositionen aus.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 9.30 Uhr 0,15% tiefer bei 8'411,90 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, verliert 0,08% auf 1'327,71 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,10% auf 9'166,46. Von den 30 wichtigsten Titeln notieren 12 im Plus, 16 im Minus und zwei unverändert.

Deutlich nach oben geht es mit den Papieren des Luxusgüterkonzerns Richemont (+2,2%), nachdem Morgan Stanley eine Kaufempfehlung ausgesprochen und das Kursziel deutlich erhöht hat. Beim Gewinn dürfte im laufenden Geschäftsjahr 2016/17 der Tiefpunkt erreicht sein und das künftige Potenzial werde am Markt unterschätzt, so die zuständigen Analysten.

Swatch ziehen im Schlepptau von Richemont um 1,7% an. Richemont wie Swatch gehörten 2016 mit minus 6,4%, resp. minus 9,6% zu den schwächsten SMI-Werten und haben entsprechend Nachholbedarf.

Mit zu den grössten Gewinnern zählen auch die Papiere des Bauchemieherstellers Sika (+0,8%) nach ersten Angaben zu 2016. Zwar sind die Absatzzahlen leicht unter den Erwartungen der Analysten ausgefallen; dies ist aber in erster Linie einer vorübergehenden Abflachung in den USA im Vorfeld der Wahlen zuzuschreiben. Damit dürfte es sich eher um einen einmaligen Ausrutscher gehandelt haben, sagte ein Firmensprecher am Dienstag zu AWP. Der Optimismus der Innerschweizer lässt sich denn auch an den unveränderten Wachstumsprojektionen für das laufende Jahr ablesen.

In den Grossbankenaktien Credit Suisse (-0,7%) und UBS (-1,6%) werden erneut Gewinne mitgenommen. Im Vorfeld einer Kapitalerhöhung bei der italienischen Unicredit, die diese Woche auf den Weg gebracht werden dürfte, hielten sich die Anleger zurück, hiess es. Die Versicherer sehen Abgaben bei Swiss Re und Zurich (je -0,7%).

Die defensiven Schwergewichte fallen nicht weiter auf; so heben sich Novartis (-0,1%), Roche (+0,1%) und Nestlé (-0,3%) weitgehend auf.

Mit Syngenta geht es um 0,8% nach unten. Im Rahmen der angepeilten Übernahme durch den chinesischen Chemiekonzern ChemChina haben die beiden Parteien der EU-Wettbewerbsbehörde Zugeständnisse angeboten, um Bedenken gegen die geplante Fusion zu zerstreuen. Diese "Commitments" wurden am 9. Januar eingereicht, wie aus einer Internetseite der EU-Kommission hervorgeht. Details wurden jedoch nicht genannt.

Ansonsten sind Unternehmensnachrichten Mangelware, weshalb vor allem Analystenvoten Beachtung zukommt. So wurden Sonova (+2,7%) laut Händlern von Mainfirst auf "Outperform" hochgestuft. Und die Valoren des Telekommunikationsdienstleisters Swisscom (-0,6% auf 462,20 CHF) werden von Goldman Sachs nicht nur unverändert mit "sell" eingestuft, sie zählen neu auch zu den "Key Sell ideas" des Instituts. Das Kursziel wurde deutlich um 50 auf 380 CHF gesenkt.

Am breiten Markt sacken Evolva-Aktien um nahezu ein Viertel ab. Der Grund ist eine Mischung aus zahlreichen Nachrichten, die aber am Markt grundsätzlich eher für Unsicherheit sorgen. So hat der Konzern eine etwas genauere Zielvorgabe für die Markteinführung des Süssstoffes EverSweet gegeben. Allerdings müssen hier noch Verhandlungen mit dem US-Partner Cargill zu einem positiven Abschluss gebracht werden. Der Umsatz für 2016 wird zudem niedriger als erwartet ausfallen.

Lifewatch (-4,6%) wiederum zieht sich aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Markt für Blutgerinnungsmessung zurück und hat daher eine Schadenersatzklage über 5,5 Mio USD am Hals.

ra/cf