Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel zum Wochenschluss mit Verlusten eröffnet. Die US-Vorgaben hätten zwar eine leichte Erholung erwarten lassen, nachdem der Dow Jones nach Europa-Schluss noch rund 50 Punkte zugelegt hat. Allerdings hatte sich bereits am Vortag das gleiche Bild gezeigt und doch blieb eine Erholung aus. Zudem gab der Nikkei am Freitag klar ab. Anleger reduzierten wieder etwas die Risiken und verkauften daher Aktien vor den wichtigen Entscheidungen wie der Notenbanksitzung in den USA und vor allem der "Brexit"-Abstimmung, kommentiert ein Marktbeobachter die Stimmung.

Vorsicht ist das Gebot der Stunde: Die angenommene Verzögerung der geldpolitischen Straffung durch das Fed und der Anstieg der Ölpreise in den vergangenen Wochen seien zwar positiv, würden aber nicht für einen dauerhaften Aufwärtstrend von Risikoanlagen sprechen, so eine Meinung. Eine allfällige Wachstumsverlangsamung oder ein möglicherweise höheres Rezessionsrisiko sollten aber angesichts der Bewertungen als Warnsignal betrachtet werden. Auch legte die Volatilität seit Mitte der Woche kontinuierlich zu; allein am Freitag bereits um 6%, gemessen am VSMI. Kursrelevante Konjunkturdaten sind am Freitag indes eher Mangelware. Lediglich am Nachmittag könnte der Konsumklimaindex der Universität Michigan für den Monat Juni Bewegung ins Börsenspiel bringen.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert gegen 09.30 Uhr 0,80% auf 8'011,47 Punkte. Damit steht der SMI aktuell auf Wochensicht bei -1,6%. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, sinkt 0,89% auf 1'209,28 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,69% auf 8'684,96 Punkte. Alle 30 Blue Chips geben bis auf Givaudan ab.

Zurich (-0,5%) können sich etwas besser halten als der Durchschnitt. Der Versicherungskonzern leitet unter dem neuen CEO Mario Greco Massnahmen zur Vereinfachung der Unternehmensstruktur ein, um die Profitabilität zu steigern. Komplexität soll abgebaut werden und Zuständigkeiten klarer zugewiesen. Per Juli kommt es damit auch zu Veränderungen in der Geschäftsleitung: Die Funktion des Chief Operating Officers wird neu geschaffen, die Kristof Terryn bekleidet, der zuletzt für die Sachversicherungseinheit General Insurance verantwortlich war.

Die geplante Vereinfachung der Struktur kommt im Berufshandel grundsätzlich gut an, genauso wie die zur Eigenkapitalsituation und den Reserven gemachten Aussagen. Dass es hingegen keinerlei Anhaltspunkte in Bezug auf die zukünftige Dividendenpolitik gibt, sorgt bei einigen Händlern für Verstimmung.

Zudem stehen Givaudan (+0,1%) mit einem kleinen Plus und Sika (-0,1%), Syngenta (-0,2%) und Kühne+Nagel(-0,4%) besser da.

Mit unter den grössten Verlierer sind dagegen die Grossbankentitel Credit Suisse (-1,9%) und UBS (-1,4%) sowie die Uhrentitel Swatch (-1,8%) und Richemont (-1,7%) sowie einmal mehr LafargeHolcim (-1,8%). CS gehören mit weiteren Finanztiteln zu den grössten Verlierern auch auf Wochensicht. Richemont und Swatch gehören auf Wochensicht dennoch weiterhin zu den wenigen Gewinnern.

Clariant (-1,0%) sind nach der geplatzten Übernahme des europäischen Enteisungsgeschäfts von Kilfrost belastet. Der Spezialchemiekonzern bläst die Akquisition "aus kommerziellen Gründen" und wegen kartellrechtlicher Schwierigkeiten in Grossbritannien ab. ZKB beurteilt den Rückzug indes als nicht relevant, da die Akquisition klein gewesen wäre und entsprechend keinen strategisch grossen Schritt dargestellt hätte.

Auch SGS (-0,9%) büssen deutlich ein, nachdem der Warenprüfkonzern die amerikanische IPS Testing übernimmt. Es handelt es sich allerdings um eine kleinere Übernahme angesichts eines erwarteten Umsatzes im laufenden Jahr von 5 Mio USD.

Auch die schwergewichtigen Novartis (-0,8%), Roche (-0,7%) und Nestlé (-0,6%) belasten den SMI.

Am breiten Markt stechen Straumann (+3,0% auf 383 CHF) deutlich positiv hervor. Die Credit Suisse erhöhte das Kursziel auf 430 CHF und bestätigte das Votum "Outperform". An jüngsten Investorenveranstaltungen habe CEO Marco Gadola überzeugend vermitteln können, dass sich an den Marktbedingungen fundamental nichts verändert habe und diese weiterhin solide seien, lautet der Kommentar. Der zuständige Analyst ist überzeugt, dass der Hersteller von Dentalimplantaten im laufenden Jahr ein zweistelliges Wachstum erzielen könnte.

Auch Partners Group (+0,5% auf 414,50 CHF) profitieren von einer bestätigten Kaufempfehlung durch die UBS sowie einem deutlich erhöhten Kursziel von 448 CHF. Nach einem Treffen mit dem Management geht der zuständige Analyst von einem positiven langfristigen Wachstum aus.

ys/ra