BREMEN (dpa-AFX) - Deutschlands größtes Molkereiunternehmen DMK will mit höheren Milchpreisen und kürzeren Vertragslaufzeiten das Vertrauen seiner Genossenschaftsbauern zurückgewinnen. 2016 sei das härteste Jahr in der Geschichte des Deutschen Milchkontors (DMK) gewesen, bilanzierte Geschäftsführer Ingo Müller. Es sei aber trotz der weltweiten Milchkrise gelungen, eine erfolgreiche Neuausrichtung zu starten. "Wir haben aus unseren Fehlern gelernt", versicherte er. Für Juli kündigte Müller eine Erhöhung des Milchpreises um 2 Cent auf 36 Cent je Liter an. Zudem sollen die Vertragsbeziehungen zwischen Genossenschaft und Bauern zeitlich flexibilisiert werden.

Dem Unternehmen, das jährlich rund 7,3 Milliarden Kilogramm Milch an 20 Standorten verarbeitet, bereitet eine Kündigungswelle der Genossenschaftsbauern Sorgen. Aus Unzufriedenheit haben derzeit rund 1100 Landwirte gekündigt, womit dem Milchkontor zum Januar 2019 etwa 1,7 Milliarden Kilogramm Milch fehlen würden. Über 500 Millionen Kilogramm davon fallen zum Januar 2018 weg, weshalb das DMK bereits Werksschließungen in Rimbeck in Nordrhein-Westfalen, Bad Bibra in Sachsen-Anhalt und Bergen auf Rügen (Mecklenburg-Vorpommern) ankündigte. Insgesamt fallen 270 der insgesamt 7200 DMK-Stellen weg.

Sollten die restlichen 1,2 Milliarden Kilogramm Milch tatsächlich wegfallen, müsste DMK erneut reagieren. "Wir werden aber um jeden Bauern kämpfen", versicherte Müller. Erfahrungsgemäß nehmen viele Bauern ihre Kündigungen wieder zurück. Müller schloss einen weiteren Anstieg des Milchpreises nicht aus. "Für 2017 sind die Signale der Milchmärkte positiv." Für einzelne Produktsegmente, etwa bei Butter, könne im Laufe des Jahres sogar ein Milchgeld von bis zu 40 Cent möglich sein.

2016 lag der DMK-Milchpreis für die Bauern bei durchschnittlich 25,2 Cent und 2015 bei 27,6 Cent je Liter. Die Molkerei hatte mit den Einzelhandelsketten im Mai höhere Preise für Trinkmilch, Joghurt und Quark aushandeln können. Dadurch ergab sich einerseits Spielraum für eine Milchgelderhöhung. Für die Verbraucher bedeutet das letztlich höhere Preise im Supermarkt.

Ein weiteres Thema, das Molkereien und Bauern umtreibt, ist die vom Kartellamt kürzlich als zu lang kritisierte Laufzeit der Liefer- und Abnahmeverträge. Eine von der DMK-Vertreterversammlung mit 94,1 Prozent beschlossene Satzungsänderung biete jetzt jedem Mitglied die Möglichkeit, die zweijährige Andienungspflicht auf ein Jahr zu reduzieren, so Aufsichtsratschef Heinz Korte. "Wir sind die erste Genossenschaft in Deutschland, die eine solche Änderung vornimmt", sagte er.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hatte vor der Pressekonferenz die zu niedrigen Milchpreise kritisiert. "Die Butterpreise brechen Spitzenrekorde, aber bei den DMK-Bauern kommt von all dem nur tröpfchenweise etwas an", bemängelte der Landesvorsitzende der AbL Niedersachsen, Ottmar Ilchmann. Die Bauern litten nach wie vor unter den Verlusten aus der schwersten Milchkrise der letzten Jahrzehnte. "Diese Krise ist alles andere als ausgestanden."/hr/DP/das