Börsen-Zeitung: Sondereffekt Kengeter, Kommentar zur Deutschen Börse

von Claus Döring

Frankfurt (ots) - An großen Zielen fehlt es dem seit Mai an der

Spitze der Deutschen Börse stehenden Carsten Kengeter nicht. Das ließ

er beim Neujahrsempfang des Börsenbetreibers durchblicken, als er

verkündete, die Deutsche Börse wieder an die Weltspitze führen zu

wollen. Das hat er in seiner ersten Jahrespressekonferenz als

Vorstandsvorsitzender bekräftigt: Nummer 1 oder 2 der Welt wolle man

in allen Geschäftsfeldern werden. Das sind insbesondere für die

Eurex, die im Derivatehandel von der einstigen Nummer 1 auf Platz 3

abgerutscht ist, wie auch für den Wertpapierverwahrer Clearstream als

den beiden umsatz- und ergebnisstärksten Segmenten klare Ansagen,

nach innen wie nach außen.

Den internationalen Wettbewerbern, die auch durch Zusammenschlüsse

gestärkt aus der Finanzkrise hervorgegangen sind, will Kengeter

Marktanteile abjagen. Da dürfen sich vor allem CME Group,

Intercontinental Exchange, London Stock Exchange und Nasdaq OMX

angesprochen fühlen. Kengeter sieht das Portfolio der Deutschen Börse

als "breite Werkbank", an die Ergänzungen größerer oder auch nur

"atomarer" Art gut angedockt werden können.

Der Börse-Chef flankiert den Aufbruch zu neuen Ufern für die

Aktionäre mit einer Dividendenerhöhung von 2,10 auf 2,25 Euro je

Aktie. Seine Anteilseigner muss er schon deshalb bei Laune halten,

weil Kapitalerhöhungen für den Börsenbetreiber auch künftig das

bevorzugte Finanzierungsinstrument im Fall von Akquisitionen sind.

Denn nach den Zukäufen von 360 T und Stoxx verbietet sich ein höheres

Leverage durch Fremdfinanzierungen, wenn das Rating von Clearstream

nicht gefährdet werden soll.

Mit der Dividendenerhöhung will Kengeter wohl zudem

unterstreichen, dass schon das Jahr seines Antritts auch geschäftlich

ein Erfolg war und zumindest operativ besser, als es der erste Blick

auf die Zahlen vermuten ließe. Denn das Ergebnis vor und nach Steuern

war 2015 trotz 16% höherer Nettoerlöse rückläufig und stellt sich

erst nach "Bereinigungen" mit einem Plus von 14% ähnlich dynamisch

dar.

Als ein wesentlicher "Sondereffekt" schlägt mit 65 Mill. Euro das

vom neuen CEO akzelerierte Effizienzprogramm zu Buche, das mit

Hierarchieabbau und Trennung von 50 Führungskräften verbunden ist.

Das mag man buchhalterisch so bewerten, zumal es der Bilanzoptik und

offenkundig auch dem Boni-Topf dient. Doch dürften straffe Strukturen

und flachere Hierarchien für die Deutsche Börse unter ihrem neuen CEO

keine Einmaleffekte bleiben.

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