PARIS/LONDON (awp international) - Wieder neu aufgeflammte Inflationssorgen und Verluste an der Wall Street haben die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag nach einem freundlichen Start ins Minus gedrückt. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone fiel am Ende um 0,79 Prozent auf 4048,08 Punkte. Auf Monatssicht ergibt sich ein Verlust von 3,5 Prozent. Die Bilanz für das dritte Quartal weist ein Minus von 0,4 Prozent auf.

In Paris büsste der Cac 40 am Donnerstag 0,62 Prozent auf 6520,01 Punkte ein. Der FTSE 100 in London gab nur um 0,31 Prozent auf 7086,42 Punkte nach. Gewinne der schwer gewichteten Rohstofftitel hielten dort die Verluste in Grenzen. Steigende Eisenerzpreise hatten bei den entsprechenden Werten an der australischen Börse bereits zu Kursgewinnen geführt, die sich nun in Europa fortsetzten.

Sorgen um eine anziehende Inflation bei gleichzeitig nachlassendem Konjunkturaufschwung treiben die Investoren schon seit Tagen um. Verschärft wurden die Bedenken durch neue Inflationsdaten aus Deutschland. Hierzulande hatte die Teuerung im September angeheizt von hohen Energiepreisen erstmals seit knapp 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke überschritten. Damit sehen Marktbeobachter die Gefahr eines baldigen Gegensteuerns der Europäischen Zentralbank bestätigt.

An der Wall Street stieg zuletzt kurz vor wichtigen politischen Entscheidungen die Nervosität deutlich, so dass auch diesseits des Atlantiks die Märkte zum Handelsschluss hin verstärkt unter Druck gerieten. Der US-Kongress hat in letzter Minute einen drohenden Teil-Stillstand der Regierungsgeschäfte abwenden wollen. An diesem Donnerstag sollte zunächst im Senat über eine Übergangsfinanzierung für die Regierung bis Anfang Dezember abgestimmt werden. Ein Votum im Repräsentantenhaus war kurz danach geplant, um die Budgetregelung schliesslich noch kurz vor Ablauf einer entscheidenden Frist um Mitternacht Washingtoner Zeit in Kraft zu setzen.

Marktexperte Andreas Lipkow vom Comdirect fand mit Blick auf die aktuelle Situation an den Märkten mahnende Worte: "Die zuletzt erlebte Erholung an den europäischen Aktienmärkten steht weiterhin auf tönernen Füssen. Es muss sich zuerst zeigen, ob die Konjunkturentwicklung in Europa, den USA und China weiter Kaufimpulse für Aktien liefern kann."

Im Mediensektor glänzten Vivendi mit einem Plus von zweieinhalb Prozent. Die UBS hatte die Beteiligung Universal Music zum Kauf empfohlen.

Unter den kleineren Wert trieben Übernahmehoffnungen Eutelsat um 15 Prozent auf 11,91 Euro nach oben. Der Unternehmer Patrick Drahi, Gründer und Chef des Altice-Konzerns, habe Eutelsat ein Gebot über 12,10 Euro je Aktie unterbreitet, hatte der Konzern mitgeteilt. Die Franzosen hätten jedoch entschieden, nicht in Gespräche einzusteigen./la/he