PARIS/LONDON (awp international) - Nach den Einbussen zum Wochenauftakt war am Dienstag an den europäischen Aktienmärkten vorerst wieder Erholung angesagt. Der EuroStoxx 50 ging 0,51 Prozent höher bei 3153,42 Punkten aus dem Handel. Der Pariser Cac 40 gewann 0,81 Prozent auf 4928,18 Punkte.

Neben der laufenden Quartalsberichtssaison der Unternehmen richteten sich die Blicke am Dienstag einmal mehr nach London: Dort stimmen die Abgeordneten am Abend darüber ab, wie es beim Brexit weitergehen soll, nachdem das Parlament den von der Regierung mit der EU ausgehandelten Ausstiegsvertrag abgelehnt hatte. Der Countdown zum EU-Austritt am 29. März läuft unerbittlich.

In London zeigten sich die Anleger unterdessen risikofreudiger: Angetrieben von steigenden Rohstoffwerten rückte der britische FTSE 100 um 1,29 Prozent auf 6833,93 Zähler vor. Er war dem übrigen Umfeld zuletzt aber auch hinterher gehinkt. 2019 hatte er bis zum Vortag nur auf der Stelle getreten - im Gegensatz zu den Kursgewinnen an anderen europäischen Börsenplätzen.

Minenwerte profitierten in London von einem allgemeinen Anstieg der Rohstoffpreise. Allen voran beim Eisenerz kletterten die Preise nach dem verheerenden Unfall in einer Mine des brasilianischen Vale-Konzerns weiter. Unter den im FTSE 100 gewichtigen Sektorwerten waren Rio Tinto mit einem Anstieg um 3,4 Prozent der grösste Gewinner. Das Analysehaus HSBC sieht in Rio den grössten Profiteur steigender Erzpreise.

In der europäischen Branchenübersicht ganz oben standen jedoch Versorger- und Konsumgüterwerte mit Anstiegen um jeweils 1,6 Prozent. In letzterer Branche halfen vor allem die Anteilscheine von BAT mit einem Kurssprung um 5,7 Prozent. Als hilfreich wurde hier ein optimistischer Kommentar der Analysten von Piper Jaffray angesehen, wonach in dem Papier alle Risiken eingepreist seien.

Ansonsten ragten Siemens Gamesa nach Geschäftszahlen mit einem Kurssprung um 13 Prozent positiv heraus. Der Windanlagenbauer sieht sich trotz enttäuschender Resultate zum ersten Geschäftsquartal auf Kurs zu den Jahreszielen. Börsianer lobten neben dem bestätigten Ausblick vor allem die vollen Auftragsbücher des Unternehmens.

Schwäche zeigten dagegen die Technologie- und Autowerte, deren Teilindizes in der Branchenwertung mit Abschlägen von jeweils 0,5 Prozent die einzigen Verlierer waren. Die im Nasdaq-100-Index versammelten Tech-Aktien neigten zeitgleich auch in New York zur Schwäche, wo am Abend nachbörslich die Resultate von Apple erwartet werden.

Trübe zu ging es auch bei Uhrenherstellern: die Papiere von Richemont und Swatch büssten 1,4 beziehungsweise 2,2 Prozent ein. Als Grund dafür galten gesunkene Exporte der schweizerischen Uhrenbranche im Dezember.

Den Kurs des französischen Versicherers Scor liess eine geplatzte Übernahme um mehr als 11 Prozent absacken. Der Branchenkollege Covea hatte den vor einem halben Jahr bekannt gewordenen Übernahmeversuch abgeblasen. Laut Analyst Jonny Urwin von der UBS dürfte es Scor nun vorerst an Kurstreibern mangeln./tih/he