PARIS/LONDON (awp international) - Die Anleger an Europas Börsen schauen zum Wochenstart nach einem leichten Rückschlag am Freitag überwiegend wieder optimistischer nach vorn. Allerdings bröckelten die Gewinne an so manchen Handelsplätzen im Verlauf etwas ab. Unterstützung kommt derweil aus den USA, wo die Signale in Richtung eines freundlichen Börsenstarts weisen.

Der EuroStoxx 50 , der mit moderaten Gewinnen gestartet war, hielt sich gegen Mittag im Plus mit 0,06 Prozent auf 4359,19 Punkte. Am Freitag hatte sich der Leitindex der Eurozone wegen Sorgen vor Corona-Massnahmen mit einem Abschlag von 0,6 Prozent ins Wochenende verabschiedet.

An den grossen Länderbörsen rückte der französische Cac 40 am Montag um 0,17 Prozent auf 7124,27 Punkte vor. Der britische FTSE 100 stieg um 0,37 Prozent auf 7250,00 Punkte. Hier stützten vor allem die Rohstoffwerte etwas deutlicher.

Die Marktstrategen von JPMorgan sehen die derzeit grassierende vierte Corona-Welle nicht als Problem für ihren grundsätzlichen Aktien-Optimismus. Die Einschränkungen dürften zwar wieder zunehmen, aber nicht das Niveau vom Winter 2020 erreichen - sowohl was Länge als auch Strenge angehe, schrieb das Team um Mislav Matejka in einer aktuellen Studie. Sie sehen daher jede Schwäche als Kaufchance.

Unter den Einzelwerten rückte zum Wochenstart vor allem der Telekomsektor in den Fokus, denn der US-Finanzinvestor machte der Telecom Italia (TIM) ein unverbindliches Übernahmeangebot. Goldman-Analyst Analyst Andrew Lee sieht den möglichen Deal als weiteres Beispiel für ein Übernahme-Interesse durch Kapitalbeteiligungsgesellschaften im Telekombereich, die "vor allem langfristige Chancen" sähen. "Die Häufung von Übernahmen dieser Art spiegelt unseres Erachtens die langfristigen Aufwärtschancen für die Renditen wider, nachdem die Regulierung im Festnetzbereich gelockert wurde, um Anreize für Investitionen zu schaffen." Und private Anleger mit langfristigem Anlagehorizont schienen eher bereit, hier zu investieren als öffentliche Kapitalgeber mit kürzerem Zeithorizont.

Die TIM-Aktien in Mailand schossen um 24,5 Prozent hoch und zogen die Papiere der zu rund 24 Prozent an TIM beteiligten Vivendi ebenfalls mit. Sie gewannen an der Spitze im Cac 40-Index 2,0 Prozent. Zudem zogen TIM und die damit insgesamt gute Sekorstimmung die Branche auf ein Hoch seit Ende September. Im EuroStoxx gewannen die Papiere der Deutschen Telekom 1,2 Prozent. In Madrid zogen Telefonica um 4,9 Prozent hoch.

Die B-Aktien von Ericsson verloren in Stockholm indes 3,8 Prozent, denn der Netzwerkausrüster will für 21 US-Dollar je Aktie in bar den Cloud-Telefonie-Anbieter Vonage schlucken. Es wäre der bislang grösste Zukauf in der Unternehmensgeschichte, denn inklusive Schulden wird Vonage so mit 6,2 Milliarden Dollar (5,5 Mrd Euro) bewertet. In Kopenhagen verloren Vestas 2,5 Prozent. Der dänische Windkraftanlagenbauer hatte am Wochenende mitgeteilt, dass es am Freitag einen Hackerangriff gegeben habe.

Prosus büssten indes 2,5 Prozent ein. Der Technologieinvestor verdiente im ersten Geschäftshalbjahr vor allem dank des Verkaufs eines kleinen Teils seiner Tencent-Aktien deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum.

Marks & Spencer gewannen dagegen in London 3,1 Prozent. Wie die "Sunday Times" unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtete, habe die Kapitalbeteiligungsgesellschaft Apollo Global Management ein Angebot für das britische Einzelhandelsunternehmen erwogen./ck/stk