PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben sich am Dienstag wieder etwas stabilisiert. Die Anleger zeigten sich erleichtert, dass das Parlament in Großbritannien über die Austrittserklärung aus der Europäischen Union abstimmen muss. Das entschied das höchste britische Gericht in London und kam damit der Regierung in die Quere. Der britische FTSE 100 reagierte mit moderaten Gewinnen auf die Entscheidung und stand zuletzt 0,30 Prozent im Plus bei 7172,45 Punkten.

Der EuroStoxx 50 legte um 0,30 Prozent auf 3282,84 Punkte zu. Am Montag hatte der europäische Leitindex noch unter dem Eindruck einer möglicherweise protektionistischen Handelspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump knapp 1 Prozent verloren. Für den französischen CAC-40-Index ging es am Dienstag um 0,27 Prozent auf 4834,19 Zähler nach oben.

Im europäischen Branchenvergleich glänzten vor allem die Minenwerte: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann 2,82 Prozent. Schlusslicht waren jedoch die Telekomaktien mit minus 2,37 Prozent.

In der Telekom-Branche schockte die BT Group die Anleger: Der Bilanzskandal beim britischen Konzern hat größere Ausmaße als gedacht. Die Papiere sackten um rund 19 Prozent auf 311,60 Pence ab und notierten zwischenzeitlich wieder so tief wie zuletzt vor dreieinhalb Jahren. Die Abschlüsse der italienischen Tochter waren in weit größerem Umfang aufgebläht worden als angenommen - der höhere Abschreibungsbedarf zwang die Briten zu einer Gewinnwarnung. Die Furcht, dass die neuesten Enthüllungen noch nicht das Ende sein könnte, treibe die Investoren aus den Aktien, schrieb Marktexperte Neil Wilson vom Handelshaus ETX Capital.

Der irisch-schweizerische Backwarenkonzern Aryzta musste sowohl seine Gewinn- als auch seine Umsatzerwartungen überraschend zurückschrauben. Die Geschäfte in Europa und Nordamerika entwickelten sich nicht wie erwartet, hieß es von Seiten des Unternehmens. Die Anteilsscheine brachen um mehr als 30 Prozent ein.

Die Anteilsscheine von Generali hingegen zogen um gut 9 Prozent an. Zwischenzeitlich waren die Papiere um rund 11 Prozent in die Höhe geschnellt, bevor sie kurz automatisch vom Handel ausgesetzt worden waren. Das Analysehaus Equita hatte die Anteilsscheine angesichts anhaltender Übernahmespekulationen zum Kauf empfohlen.

Die Aktien von Intesa Sanpaolo büßten derweil am EuroStoxx-Ende mehr als 4 Prozent ein. Laut der Zeitung "La Repubblica" erwägt die italienische Bank ein Gebot für Generali.

Schließlich warf auch schon die Berichtssaison für das vergangene Jahr ihre Schatten voraus. So hatten sich die Anleger von dem niederländischen Elektrokonzern Philips in puncto Umsatz, operativen Gewinn und Dividende etwas mehr erhofft. Die Anteilsscheine verloren rund 2,5 Prozent.

Der britische Billigflieger Easyjet hatte zwar im ersten Geschäftsquartal dank steigender Passagierzahlen mehr umgesetzt als im Vorjahreszeitraum. Allerdings belaste die Pfund-Schwäche den Gewinn stärker als zuvor angenommen. Die Anteilsscheine sackten um mehr als 7 Prozent ab./la/fbr