PARIS/LONDON (awp international) - Kurz vor dem ?Hexensabbat? an den Terminbörsen haben sich die europäischen Aktienmärkte am Freitag recht lethargisch gezeigt. Die Sorgen der Anleger wegen der wirtschaftlichen Aussichten und wieder steigender Corona-Infektionszahlen in Europa hielten an, kommentierte Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK.

Gegen Mittag stand der EuroStoxx 50 0,20 Prozent im Plus bei 3323,34 Punkten. Der französische Cac 40 stieg um 0,10 Prozent auf 5034,42 Punkte und der britische FTSE 100 trat mit einem Plus von 0,01 Prozent auf 6050,39 Punkte auf der Stelle.

Beim auch ?Hexensabbat? genannten grossen Verfallstermin laufen Terminkontrakte und Optionen auf die grossen Aktienindizes und auf Einzelwerte aus. Investoren versuchen dann, die Kurse in die für sie vorteilhafte Richtung zu bewegen. Das führt nicht selten zu Kursausschlägen, die fundamental nicht zu begründen sind.

Im europäischen Vergleich glänzten vor dem Wochenende unter anderem die Technologiewerte: Deren Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann knapp 1,3 Prozent. Für positive Stimmung sorgte die Nachricht, dass der Softwareentwickler Unity Software die eigenen Erwartungen an seinen Börsengang in New York mit Einnahmen von 1,3 Milliarden US-Dollar übertroffen hat. Bereits am Mittwoch hatte Snowflake , ein Amazon -Konkurrent im Daten-Geschäft für die Logistik-Industrie, ein viel beachtetes Debüt in New York hingelegt.

Abgeschlagenes Schlusslicht im Branchentableau war dagegen der Index der Reise- und Freizeitunternehmen, der 2,7 Prozent einbüsste. Hier belasteten die Diskussionen über neue regionale Lockdowns, kommentierte Experte Hewson. So könnte etwa wegen der sich dramatisch verschlimmernden Corona-Lage in Grossbritannien dem ganzen Land laut einem Medienbericht im Oktober wieder ein Lockdown bevorstehen.

Dass der Londoner Börsenbetreiber LSE wie von vielen Experten erwartet exklusive Gespräche mit dem europäischen Wettbewerber Euronext über einen möglichen Verkauf ihrer italienischen Tochter Borsa Italiana beginnt, bescherte den Euronext-Titel indes ein Plus von mehr als fünf Prozent. Die Aktien der LSE verteuerten sich um fast ein Prozent.

Die Roche-Aktionäre konnten sich über einen Kursanstieg um über zwei Prozent freuen. Der Pharmakonzern teilte mit, in der Phase-III-Studie Empacta mit dem Mittel Actemra/RoActemra die angestrebte Wirkung bei Patienten mit Covid-19-bedingter Lungenentzündung erreicht zu haben. Zudem werde das Unternehmen einen Antikörpertest einführen, mit dem Personen identifiziert werden können, die dem Coronavirus ausgesetzt waren, aber selbst bereits Antikörper entwickelt haben.

Die Titel des schwedischen Netzwerkausrüsters Ericsson gewannen nach dem angekündigten Kauf des US-Funkspezialisten Cradlepoint knapp zwei Prozent. Ericsson will damit sein Angebot im schnellen 5G-Datennetz stärken.

Dagegen büssten Bankia-Aktien nahezu drei Prozent ein. Die geplante Übernahme des in der Finanzkrise verstaatlichten Finanzinstituts durch Konkurrent CaixaBank nahm eine wichtige Hürde: Nach der Ankündigung von Gesprächen über eine Übernahme Anfang September haben sich jetzt die Verwaltungsgremien der beiden Häuser auf die Konditionen verständigt. So sollen die Bankia-Aktionäre 0,6845 Caixabank-Anteile erhalten, wie die beiden Konzerne mitteilten. Bankia werde damit insgesamt mit 3,8 Milliarden Euro bewertet. Die Aktien der Caixabank zeigten sich kaum verändert./gl/stk