PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben den Handel am Freitag überwiegend freundlich beendet. Die Zurückhaltung der Anleger vor dem Machtwechsel in den USA war jedoch weiterhin spürbar, sodass auch positive Konjunkturnachrichten aus China am Markt weitestgehend vorüber gingen. Mit Spannung wurde auf die kurz nach Börsenschluss erwartete erste Rede des neuen US-Präsidenten geblickt, von der sich Anleger konkrete Hinweise auf dessen künftige Wirtschaftspolitik versprechen.

Der EuroStoxx 50 legte am Ende um 0,28 Prozent auf 3299,44 Punkte zu. Der Leitindex der Eurozone blieb damit aber hinter seinem Stand zum Ende der Vorwoche zurück. Im Wochenverlauf hat er um 0,75 Prozent nachgegeben, weil Investoren zuletzt vermehrt daran zweifelten, dass Trump seinen Versprechungen Taten folgen lassen kann.

An den bedeutenden Länderbörsen waren die Vorzeichen unterschiedlich: In Paris schloss der CAC-40 0,20 Prozent höher bei 4850,67 Punkten. In London dagegen setzte der FTSE 100 seinen jüngsten Abwärtstrend seit der Ankündigung der Brexit-Pläne von Premierministerin Theresa May im kleinen Rahmen fort. Er verlor 0,14 Prozent auf 7198,44 Punkte.

Weil die Blicke vor allem nach Washington gerichtet waren, verpufften am europäischen Markt gute Nachrichten aus Fernost. Die chinesische Wirtschaft war im vierten Quartal mit 6,8 Prozent etwas stärker als in den Vorquartalen gewachsen. Ökonomen werteten dies als Zeichen der Stabilisierung für die zweitgrößte Volkswirtschaft. Gewarnt wurde aber auch vor neuen Risiken - auch mit Blick auf eine unter Trump protektionistische US-Politik.

Auf Unternehmensseite waren vor allem Branchenbewegungen zu beobachten. Schlusslicht in der Sektorwertung war die Einzelhandelsbranche mit mehr als 1 Prozent Minus. Börsianer begründeten dies vor allem mit enttäuschenden Einzelhandelsdaten aus Großbritannien, die Sorgen um die wirtschaftlichen Folgen des Brexits hervorriefen.

Als Belastungsfaktor hinzu kamen negative Analystenstimmen zu einigen britischen Einzelhandelswerten: Tesco und Sainsbury etwa büßten in London nach pessimistischeren Einschätzungen durch die Investmentbank Exane BNP Paribas jeweils ungefähr 2 Prozent ein.

Der europäische Teilindex der Gesundheitswerte gab außerdem um 0,75 Prozent nach, was am Markt mit der Anspannung vor der Amtseinführung von Donald Trump begründet wurde. Seit einigen Tagen befürchten Anleger, dass der neue US-Präsident gegen die Preismacht der Pharmakonzerne vorgehen könnte. Weil die Baustoffbranche dagegen als Profiteur der von ihm in Aussicht gestellten Investitionen in die Infrastruktur gilt, rückte ihr Teilindex um 0,78 Prozent vor.

Was einzelne Unternehmen betrifft, herrschte eher Nachrichtenflaute. Eine Ausnahme war die niederländische Brauerei Heineken , die mit dem Kauf des schwächelnden Brasilien-Geschäfts des japanischen Konkurrenten Kirin liebäugelt. Heineken bestätigte entsprechende Medienberichte. In japanischen Medien war von einem Preis von umgerechnet rund 818 Millionen Euro die Rede. Heineken-Papiere legten um 0,76 Prozent zu. Jene von Kirin waren zuvor in Tokio um knapp 1,3 Prozent gestiegen./tih/he