PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Unter dem Eindruck des Golfstaaten-Konflikts und vor den britischen Parlamentswahlen haben Europas Börsen am Dienstag nachgegeben. Der EuroStoxx 50 verlor zuletzt 0,27 Prozent auf 3570,03 Punkte und knüpfte damit an seine moderaten Vortagesverluste an. Einzelhandelsdaten sorgten an diesem Morgen nicht für größere Bewegungen. Im Euroraum legten die Einzelhandelsumsätze im April etwas weniger als erwartet zu. Die deutlichsten Steigerungen gab es im Monatsvergleich bei Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren.

Der Londoner FTSE 100 sank um 0,28 Prozent auf 7503,70 Punkten. Der CAC 40 in Paris büßte 0,26 Prozent auf 5294,22 Punkte ein. In Athen verlor der ASE 0,49 Prozent. Die Schulden Griechenlands stehen momentan wieder im Blick der Öffentlichkeit. Bis Anfang Juli braucht das hochverschuldete Euroland eine weitere Auszahlung aus dem Hilfsprogramm, das eigens für das Land aufgelegt wurde. Mitte Juni könnte die Tranche freigegeben werden. Deutschland will aber nur mitmachen, wenn der IWF bei der Griechenland-Rettung weiter dabei ist und lehnt zudem weitere Schuldenerleichterungen ab. Der IWF bot den Europäern nun mehr Zeit zur Kompromissfindung an.

Mehr noch im Fokus als Griechenland stehen allerdings Parlamentswahlen in Großbritannien in dieser Woche sowie die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Analysten rechnen mit Signalen in Richtung einer perspektivisch weniger lockeren Geldpolitik. Zudem könnte die politische Unsicherheit in den USA angesichts der angesetzten Anhörung des entlassenen FBI-Chefs James Comey wieder zunehmen. In Nahost spitzen sich außerdem die Spannungen infolge des Abbruchs aller diplomatischen Beziehungen zum Emirat Katar durch Saudi-Arabien und anderer arabischer Staaten zu.

Branchenweit zeigten sich in Europa die Minenwerte am schwächsten, gefolgt von den Pharmaaktien. Der Sektorindex für die Bergbauwerte büßte 0,95 Prozent ein und der Pharmasektor verlor 0,84 Prozent. Papiere aus der Lebensmittel- und Getränkebranche hingegen legten mit im Schnitt 0,30 Prozent hingegen am deutlichsten zu.

Unter den Einzelwerten rückten in der Schweiz vor allem die Aktien von Roche in den Fokus, die um 4,19 Prozent nachgaben. Der Pharmakonzern hatte beim Onkologie-Kongress ASCO zu zwei der zuletzt wichtigsten Studien ausführliche Daten vorgelegt. Dabei seien die hohen Erwartungen an die Aphinity-Daten verfehlt worden, hieß es. Viele Experten hatten sich eine bessere Wirksamkeit des Brustkrebsmedikaments Perjeta in Kombination mit dem ebenfalls von Roche vermarkteten Präparat Herceptin erhofft. Die Investmentbank Bryan Garnier reagierte prompt und nahm die Kaufempfehlung zurück.

Eni legten im EuroStoxx hingegen um 1,22 Prozent zu und waren damit Spitzenwert im Leitindex der Eurozone. Die Societe Generale hatte die Papiere des Energieversorgers empfohlen. In Dublin verloren die Anteile von Ryanair nach Verkehrszahlen für den Monat Mai marktkonforme 0,52 Prozent./ck/ag