Frankfurt (Reuters) - Konjunktursorgen und die Hängepartie im US-Schuldenstreit haben Europas Börsen zur Wochenmitte belastet.

Der Dax gab am Mittwochnachmittag 1,7 Prozent auf 15.886 Punkte nach und entfernte sich damit weiter von der psychologisch wichtigen Marke von 16.000 Punkten, die er in der vergangenen Woche mit einem neuen Allzeithoch überwunden hatte. Der EuroStoxx50 verlor ebenfalls 1,7 Prozent auf 4267 Zähler. "Das Problem besteht darin, dass der Markt, wenn er dieses Stadium erreicht, anfängt, darüber nachzudenken, was man braucht, um weiter nach oben zu kommen", fasste Michael Field, Aktienstratege bei Morningstar, zusammen. "Der Markt ist auf der Suche nach guten Nachrichten."

Auf eine Lösung im US-Schuldenstreit warteten die Anleger bislang allerdings vergebens, weswegen auch die US-Futures erneut im Minus lagen. "So langsam, aber sicher verlieren die Anleger die Geduld und ihren Optimismus gegenüber einer Lösung im Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets. Das Spitzentreffen zwischen US-Präsident Joe Biden und dem Verhandlungsführer der oppositionellen Republikaner, Kevin McCarthy, war am Montag erneut ohne Ergebnis zu Ende gegangen. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte gewarnt, dass die USA die Rechnungen des Bundes ohne eine Anhebung der Schuldenobergrenze nur noch bis zum 1. Juni bezahlen können.

IFO-RÜCKGANG TRÜBT DIE STIMMUNG

Hierzulande verunsicherte eine eingetrübte Stimmung in den Chefetagen die Anleger zusätzlich. "Die noch immer hohe und nur langsam sinkende Inflation, die gestiegenen Zinsen und ein schwächer werdendes außenwirtschaftliches Umfeld sind Faktoren, die kurzfristig nicht für eine durchgreifende Verbesserung der Konjunktur sprechen", sagte Christoph Swonke, Konjunkturanalyst der DZ Bank. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel auf 91,7 Punkte, von revidiert 93,4 Zählern im April. Es war der erste Rückgang des an den Finanzmärkten stark beachteten Barometers nach sechs Anstiegen in Folge. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 93,0 Punkte gerechnet.

Spekulationen auf weitere Produktionskürzungen des Ölkartells Opec+ sowie ein Rückgang der US-Lagerbestände trieben unterdessen die Rohölpreise an. Die Nordsee-Sorte Brent sowie die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils rund 1,2 Prozent auf 77,74 und 73,84 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Am Aktienmarkt flogen stark konjunkturabhängige Werte aus den Depots. So verloren Autobauer wie Porsche, Stellantis und Renault bis zu 3,5 Prozent. Titel der Industriekonzerne Saint Gobain und ArcelorMittal fielen um bis zu knapp drei Prozent.

Auch die zuletzt stark gestiegenen Aktien europäischer Luxusanbieter mussten Federn lassen. Der Branchenindex sackte um rund zwei Prozent ab. In Stockholm brachen die Aktien von Embracer um mehr als 46 Prozent auf 22,14 Kronen ein - der tiefste Stand seit rund fünf Jahren. Wie die Videospiele-Firma mitteilte, ist eine große strategische Partnerschaft nicht zustande gekommen.

An der Wall Street stiegen dank einer Prognoseanhebung die Aktien von Abercrombie & Fitch im vorbörslichen US-Geschäft um 19 Prozent. Die Modefirma rechnet im Gesamtjahr nun mit einem Wachstum des Nettoumsatzes von zwei bis vier statt wie bislang eins bis drei Prozent.

(Bericht von Anika Ross, Zuzanna Szymanska, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)