Frankfurt (Reuters) - Europäische Anleger halten sich wenige Tage vor dem Jahreswechsel bedeckt.

Der deutsche Leitindex Dax und sein europäisches Pendant EuroStoxx50 notierten am Donnerstagvormittag rund ein halbes Prozent höher bei 14.010 beziehungsweise 3831 Stellen. "Die Mehrheit der Analystengemeinde ist sich einig in dem Punkt, dass das neue Jahr zumindest holprig starten wird", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Das Verlangen nach Absicherung gegen fallende Kurse in diesen Tagen sei hoch, was andererseits jede Menge Aufwärtspotenzial bietet, wenn die Kurse doch auf einmal weiter stiegen.

Gleichzeitig grenzten wöchentliche Jobdaten aus den USA die Unsicherheit ein. Die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe stiegen mit 225.000 im Vergleich zu 216.000 in der Vorwoche genauso stark wie erwartet. Die Anleger hoffen, dass ein sich abkühlender Arbeitsmarkt die US-Notenbank Fed und andere wichtige Zentralbanken zu kleineren Zinsschritten veranlasst.

Das Zünglein an der Waage bleibt die unsichere Corona-Lage in China. Die Infektionszahlen steigen nach den jüngsten Lockerungen drastisch. Da aber kaum noch getestet wird, spiegeln sich diese nicht in den offiziellen Zahlen wider. "Es war eine Kehrtwende: Von der Bekämpfung jedes einzelnen Infektionsfalles zu einem Versuch, mit dem Virus ganz normal zu leben. Das schafft zum Jahreswechsel enorme Unsicherheit", sagte Craig Erlam, Marktanalyst beim Handelshaus Oanda.

CHINA-SORGEN SETZEN ÖLPREISEN ZU - ROHSTOFFE

Die Zweifel über die Treibstoff-Nachfrage in Folge der Infektionswelle in China drückten Ölpreise erneut ins Minus. Die Nordsee-Sorte Brent bröckelte um 0,8 Prozent auf 82,57 Dollar pro Barrel (159 Liter) ab. Die US-Sorte WTI verlor 0,7 Prozent auf 78,44 Dollar pro Barrel. "Die Ölpreise geben einen zweiten Tag lang nach und machen damit einen Teil der vorweihnachtlichen Rallye wieder zunichte", sagte Erlam.

Auch die Rohstoffe drehten ins Minus. Industriemetalle wie Kupfer und Nickel verloren nach Gewinnen vom Vortag bis zu 0,8 Prozent. Sojabohnen und Baumwolle bröckelten ebenfalls um ein beziehungsweise 0,6 Prozent ab. Noch am Mittwoch hatte eine positive Stimmung durch die Aussicht auf eine Wiedereröffnung Chinas überwogen.

ENERGIEKONZERNE FOLGEN ÖL INS MINUS - NOVARTIS UNTER DRUCK

In den USA verhalf ein Kommentar des Tesla-Chefs Elon Musk der Aktie erneut auf die Sprünge. Die Titel des US-E-Autobauers notierten vorbörslich 5,3 Prozent höher. "Lassen Sie sich nicht zu sehr von der Verrücktheit der Aktienmärkte irritieren", schrieb Musk am Mittwoch in einer E-Mail an die Beschäftigten. Er glaube fest daran, dass Tesla langfristig das wertvollste Unternehmen der Welt werde. Die Papiere lagen mit 112,71 Dollar rund 70 Prozent unter dem Niveau vom Jahresanfang. Anleger machten sich Sorgen um Teslas Produktion in Shanghai. Einige befürchteten zudem, dass Musk mit seinen Tweets und holpriger Übernahme von Twitter der Marke schade. "Ob die Börse bei Tesla verrückt spielt oder nicht, Elon Musk hat der Aktie seines Unternehmens in diesem Jahr in jedem Fall einen Bärendienst erwiesen", sagte Molnar.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)