Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnung auf ein Ende des Zinserhöhungsmarathons in den USA hat den Dax am Donnerstag beflügelt.

Der deutsche Leitindex übersprang die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten und notierte zeitweise 1,6 Prozent fester bei 15.168 Zählern. Der EuroStoxx50 rückte um 1,4 Prozent vor. Die US-Notenbank Fed habe die Zinspause zur Freude der Börsianer erst einmal verlängert, sagte Christian Henke vom Broker IG. "Der Grundstein für eine November-Rally ist gelegt." In den vergangenen Wochen hatten Zinssorgen und die Furcht vor einer Eskalation des Nahost-Konflikts dem zu schaffen gemacht.

Die US-Währungshüter verkündeten am Mittwochabend, den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent zu halten. Erstmals seit Beginn der Zinserhöhungen im März 2022 pausierte die Fed damit auf zwei Sitzungen in Folge. Notenbank-Chef Jerome Powell signalisierte, dass die Fed nun vorsichtiger agieren könne. An den Märkten kamen daher Spekulationen auf, dass bereits Mitte nächsten Jahres erste Zinssenkungen möglich wären. Die Fragestellung an den Börsen habe sich geändert, konstatierte Thomas Altmann von QC Partners. Aus "wie weit gehe es noch nach oben" werde nun ein: "Wie lange bleiben die Zinsen oben und wann kommt die erste Zinssenkung?". Vor diesem Hintergrund hatte die US-Währung das Nachsehen. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenbacks zu anderen wichtigen Währungen widerspiegelt, verlor bis zu 0,7 Prozent auf 106,16 Punkte. Der Euro notierte mit 1,0628 Dollar 0,6 Prozent fester.

FRESENIUS GLÄNZEN NACH ZAHLEN

Neben der Fed hielt die Anleger aber auch die Veröffentlichung zahlreicher Quartalsberichte auf Trab. Im Dax machte die Anhebung des Jahresziels Fresenius beliebt. Die Aktie des Gesundheitskonzerns kletterte um 5,4 Prozent in die Höhe. Die Anteilsscheine der Fresenius-Dialysetochter FMC rutschten im MDax dagegen 1,1 Prozent ins Minus. Das Unternehmen erhöhte zwar sein Ergebnisziel für 2023. Unter dem Strich brach der Gewinn im abgelaufenen Quartal jedoch um 63 Prozent auf 84 Millionen Euro ein.

Bergab ging es auch für Zalando, die mit einem Abschlag von mehr als drei Prozent der schwächste Dax-Wert waren. Mit seinem Sparkurs hat der Online-Modehändler den Gewinn erneut gesteigert. Allerdings senkte der Konzern seine Umsatzziele für das Gesamtjahr.

Im MDax sorgte Delivery Hero mit einem Kursplus von zehn Prozent für Gesprächsstoff. Positiv aufgenommene Quartalszahlen des US-Essenslieferanten DoorDash hoben die Branchenstimmung. An der Amsterdamer Börse sprangen Just Eat Takeaway neun Prozent in die Höhe. DoorDash steigerte seine Aufträge im dritten Quartal um 24 Prozent und prognostiziert nun einen Kerngewinn im vierten Quartal über den Erwartungen der Analysten.

Zugegriffen haben die Investoren auch bei Lufthansa-Aktien. Der Rekordumsatz und Gewinnsprung im dritten Quartal trieb die Papiere in der Spitze knapp acht Prozent in die Höhe. "Die größte deutsche Airline dürfte endgültig die Nachwehen der Corona-Pandemie hinter sich gelassen haben", sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Die Aktien von Air France-KLM und des britisch-spanischen Konzerns IAG notierten fünf beziehungsweise knapp drei Prozent fester.

Am Rohstoffmarkt ging es für den Ölpreis aufwärts. Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich in der Spitze jeweils um rund zwei Prozent auf 86,21 beziehungsweise 82,07 Dollar je Fass. Die Spekulationen auf ein Ende des US-Zinserhöhungsmarathons weckten laut Händlern den Risikoappetit vieler Anleger. Zudem stützte die Furcht vor Versorgungsengpässen bei einer Eskalation des Nahost-Konflikts die Preise.

(Bericht von Daniela Pegna, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)