Frankfurt (Reuters) - China macht sich locker und europäische Anleger atmen auf.

Dax und EuroStoxx50 stiegen am Dienstag um jeweils etwa 1,5 Prozent auf 14.185,94 beziehungsweise 3738,62 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones rückte ein knappes Prozent vor. Bei Rohstoffen griffen sie ebenfalls zu. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 114,91 Dollar je Barrel (159 Liter) und das Industriemetall Kupfer um 1,5 Prozent auf 9373 Dollar je Tonne.

Zuvor hatten chinesische Behörden ein Ende der strengen Pandemie-Beschränkungen für die Wirtschaftsmetropole Shanghai in Aussicht gestellt. "Geringere Fallzahlen schüren Wetten auf eine wieder anziehende Nachfrage und eine solide Erholung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft", sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades.

Ein weiterer Stimmungsaufheller war eine mögliche Lockerung der strengen Auflagen für chinesische Technologiekonzerne. Dies verhalf in Hongkong unter anderem dem Facebook-Rivalen Tencent zu einem Kursplus von 5,3 Prozent. Dessen Großaktionär Prosus gewann daraufhin in Amsterdam ebenfalls 5,3 Prozent. An der Wall Street rückten die Titel des chinesischen Online-Händlers Alibaba 5,6 Prozent vor.

ZINSSPEKULATIONEN TREIBEN PFUND UND EURO

Vor diesem Hintergrund ließen sich Anleger auch nicht von Signalen für raschere Zinserhöhungen der großen Notenbanken die Stimmung verderben. So fiel die Arbeitslosenquote in Großbritannien auf den niedrigsten Stand seit 48 Jahren, während die Löhne überraschend stark um sieben Prozent zulegten. Die Bank von England (BoE) werde ihre Geldpolitik schneller straffen müssen, da das Lohnwachstum schnell zu einem weiteren Inflationstreiber werde, warnte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Daraufhin legte das Pfund Sterling bis zu 1,5 Prozent auf 1,2498 Dollar zu, so stark wie zuletzt vor eineinhalb Jahren.

Parallel dazu gewann der Euro rund ein Prozent auf 1,0540 Dollar. EZB-Ratsmitglied Klaas Knot schloss eine Anhebung des Schlüsselsatzes um einen halben Prozentpunkt nicht aus, sollte der Teuerungsdruck zunehmen. Es sei aber nicht sicher, ob die EZB ihren Worten auch Taten folgen lasse, gab Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger zu bedenken. Am Bondmarkt verstärkten Knots Aussagen dennoch den Verkaufsdruck. Dadurch stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen auf 1,056 Prozent.

DAIMLER TRUCK NACH ZAHLEN GEFRAGT

Im Dax griffen Investoren bei den Aktien von Daimler Truck besonders beherzt zu. Sie stiegen dank eines Umsatz- und Gewinnanstiegs bei dem Nutzfahrzeug-Hersteller um 6,5 Prozent. Die Gewinnmarge im Asien-Geschäft sei allerdings enttäuschend und die Bus-Sparte schreibe weiter Verluste, monierte Analyst Himanshu Agarwal von der Investmentbank Jefferies. Im Windschatten von Daimler Truck rückte der Rivale Traton 2,7 Prozent vor.

Stark gefragt waren auch die Papiere von Imperial Brands, die in London um bis zu 8,3 Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 1854 Pence stiegen. Unter anderem dank des Erfolgs seiner E-Zigarettenmarke "Blu" steigerte der Tabakkonzern seinen Gewinn den Angaben zufolge auf 113 Pence je Aktie. Der "Gauloises"-Macher sei mit seinem Fünfjahresplan zur Verlagerung des Schwerpunkts auf Tabak-Alternativen im Plan, kommentierte Analystin Alicia Forry vom Vermögensverwalter Investec. Der Ausblick sei ermutigend.