Der deutsche Leitindex verlor zeitweise ein Prozent auf 15.588 Zähler, der EuroStoxx50 gab 0,4 Prozent nach. Die Investoren agierten vorsichtig, weil unklar war, ob die EZB vielleicht doch noch einmal die Zinsen nach oben schraubt. Es sei keineswegs eindeutig, was die EZB-Ratsmitglieder aus dem Hut zaubern würden, schrieb Commerzbank-Analystin Antje Praefcke in einem Kommentar. Die Marktteilnehmer "sind darüber, ob heute eine Zinserhöhung kommt oder nicht, zwiegespalten."

Wie die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr, werden die aktualisierten Inflationsprojektionen der EZB für das kommende Jahr einen Wert von über drei Prozent ausweisen, womit das Ziel der Notenbank von 2,0 Prozent recht deutlich verfehlt würde. Damit sollten Vertreter einer straffen Geldpolitik deutlich Wasser auf die Mühlen bekommen. Andererseits muss die EZB aufpassen, dass sie mit ihrer Zinserhöhungspolitik die sich eintrübende Konjunktur im Euroraum nicht völlig abwürgt. Investoren am Geldmarkt taxieren die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Zinsanhebung inzwischen auf 63 Prozent. Der Euro notierte im Vorfeld der Sitzung kaum verändert bei 1,0731 Dollar. Der Dollar-Index lag mit 104,70 Punkten knapp im Minus.

DEUTSCHE UND CHINESISCHE AUTOAKTIEN UNTER DRUCK

Auf der Unternehmensseite standen vor allem die Papiere der Autobauer im Fokus. Die Warnung Chinas vor negativen Auswirkungen durch die EU-Ermittlungen im E-Automarkt belastete die Titel an den europäischen Aktienmärkten. Im Dax zählten Volkswagen, Mercedes Benz, BMW und Porsche mit Abschlägen von 1,5 bis 2,8 Prozent zu den größten Verlierern. BMW wurde zusätzlich durch eine Herunterstufung von Barclays auf "Underweight" ins Minus gedrückt. Der europäische Autoindex gab bis zu 1,6 Prozent nach. Dem Handelsministerium in Peking zufolge wird die Untersuchung des chinesischen E-Automarktes negative Auswirkungen auf den Handel und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und der Europäischen Union haben. Das könnte schlecht ausgehen für die deutschen beziehungsweise europäischen Autobauer, urteilte ein Händler. Die EU-Kommission sieht die heimische Autobranche durch billige E-Autos aus China in Gefahr und prüft deshalb Anti-Dumping-Zölle. Die Aktien chinesischer E-Autos gerieten daher unter die Räder.

BRITISCHES E-COMMERCE-UNTERNEHMEN THG IM FREIEN FALL

Zu den größten Gewinnern im Dax zählten Siemens Energy und Merck, die sich um 2,7 beziehungsweise 1,2 Prozent verteuerten. Im MDax trieb ein Großauftrag aus Spanien die Nordex-Aktien um fast fünf Prozent in die Höhe. An der Londoner Börse machte dagegen ein trüber Ausblick dem E-Commerce-Einzelhandelsunternehmen THG zu schaffen. Die Aktien rauschten um fast 20 Prozent in die Tiefe. Nach einem herausfordernden ersten Halbjahr erwartet das Unternehmen, dass der Jahresumsatz unverändert bleiben oder bis zu fünf Prozent sinken dürfte. Im April hatte THG noch ein niedriges bis mittleres einstelliges Wachstum prognostiziert.

(Bericht von Daniela Pegna, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)