FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 2. August 2016. Der Trend heraus aus europäischen Aktien setzt sich fort. Heftig unter Druck geraten Bankwerte, die Ölbranche leidet derweil unter dem wieder gesunkenen Ölpreis.

Lieber Kasse machen - das sagten sich offenbar vergangene Woche viele Anleger, jedenfalls dominierten im Handel mit europäischen Aktien-ETF weiter die Abgaben. Anders als in den Vorwochen fiel das Bild bei US-Aktien gemischt aus, es wurde ge- und verkauft. "In Europa belasten die Themen Banken und Öl", bemerkt Marco Salaorno von der Société Générale. Gefragt blieben unterdessen Schwellenländer-ETFs - sowohl mit Aktien- als auch mit Anleihen.

Es ist, bedingt durch die Ferienzeit, allerdings deutlich ruhiger geworden. Die Commerzbank meldet 24.000 Transaktionen für die Vorwoche. "Auffällig war der hohe Anteil an Renten-ETFs mit 21 Prozent", berichtet Frank Mohr.

Für den Aktienbereich meldet er überwiegend Verkäufe von Trackern des Euro Stoxx 50 (WKN 593395, 935927), DAX (WKN ETF001, 593393, DBX1DA, ETFL01) und MSCI Europe ex UK.

Auch bei der Unicredit nahmen Anleger Gewinne mit und verkauften z.B. DAX-ETFs. Bei Indexfonds mit US-Aktien (WKN A0YEDG, 622391) hielten sich Käufe und Verkäufe nach den hohen Zuflüssen in den Vorwochen die Waage. "Alle Industrieländer-ETFs werden verkauft, Ausnahme sind die USA, da ist das Bild durchwachsen", bemerkt Salaorno.

Mit den Verkäufen von europäischen Aktien vergangene Woche lagen die Anleger übrigens genau richtig: Nach dem knapp vier Wochen währenden Aufwärtstrend, der den DAX um über 1.000 Punkte auf in der Spitze 10.459 Zähler am gestrigen Montag getrieben hat, zeigt sich der Index jetzt schwächer. Am Dienstmittag notiert der DAX bei 10.194 Punkten. Hintergrund sind gemischte Konjunkturdaten, der gesunkene Ölpreis und enttäuschende Quartalszahlen. Auch an den US-Märkten, die in der vorletzten Woche Rekordhochs erreicht hatten, ging es zuletzt etwas nach unten.

Bankaktien fliegen aus Depots

Durch den Bankenstresstest der EU-Aufsichtsbehörde EBA, dessen Ergebnisse am Freitag nach Börsenschluss veröffentlicht wurden, standen bei den Branchen-ETFs ganz klar Finanzinstitute im Fokus. "Vor den Ergebnissen gab es Wetten, bei uns vor allem Käufe", stellt Florian Lenhard von der Unicredit fest. Mohr meldet bereits für die Vorwoche Abgaben von Anteilen an Banken-ETFs (WKN 628930, A1JFG7).

Nach anfänglichen Gewinnen am gestrigen Montag finden sich Banken mittlerweile ganz klar auf den Verkaufslisten. "Kein Wunder, etwa wird im Fall der Unicredit über eine Kapitalerhöhung diskutiert", bemerkt Salaorno. Die Unicredit-Aktie hatte bereits am gestrigen Montag deutlich verloren und setzt heute ihre Talfahrt fort, der Kurs nähert sich dem Allzeittief von 1,70 Euro.

Das hat die Commerzbank-Aktie heute bereits erreicht, die Bank enttäuschte die Anleger noch zusätzlich mit der Aufgabe des Jahresgewinnziels.

Der Branchen-ETF iShares Euro Stoxx Banks notiert mit aktuell 8,67 Euro allerdings noch deutlich über dem 52-Wochen-Tief von 8,11 Euro.

Billiges Öl belastet

Ebenfalls unter Abgabedruck steht Salaorno zufolge die Ölbranche. Der Grund: Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent ist wieder auf 42 US-Dollar gefallen. Branchen-ETFs wie der iShares Stoxx Europe 600 Oil & Gas (WKN A0H08M) haben einen Teil der kräftigen Gewinne seit Februar in den vergangenen Wochen wieder abgegeben. Der ETF wird aktuell zu 27,22 Euro gehandelt nach 30 Euro Mitte Juli, im Januar waren es aber weniger als 23 Euro.

Gut an kommen hingegen Immobilien-Indexfonds, wie Mohr ergänzt. "Das zeigt, dass Sicherheit gefragt ist."

Weiter Nachfrage nach Schwellenländer-Werten

Gesucht sind nach wie vor Schwellenländer-ETFs, wie die Händler einhellig berichten. Zugegriffen werde vor allem bei breit engagierten Emerging Markets-Produkten. An der Börse Frankfurt wurden insbesondere der db x-trackers MSCI Emerging Markets (WKN DBX1EM) und das Pendant von iShares (WKN A0HGWC) rege gehandelt, beide haben seit dem Tief im Januar um rund 26 Prozent zugelegt.

Geldmarkt- und Anleihen-ETFs beliebt

Was Festverzinsliches angeht, zogen bei der Unicredit Unternehmensanleihen - vor allem US-amerikanische, aber auch europäische. Bei der Société Générale fanden in US-Dollar begebene Unternehmensanleihen ebenfalls viel Zuspruch.

Bei der Commerzbank wurde vor allem auf kurzlaufende Geldmarkt-ETFs gesetzt, wie Mohr beobachtet hat. "Für Anleger ist das eine Alternative zu Strafzinsen auf Bankeinlagen." Geldmarkt-ETFs kommen mittlerweile zwar auch auf negative Renditen, diese liegen zum Teil aber immer noch über dem, was einige Banken verlangen. "Außerdem sinkt damit das Kontrahentenrisiko."

Von Anna-Maria Borse

2. August 2016

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