FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. September 2016.Nimmt man die Zuwächse an den chinesischen Aktienmärkten zum Maßstab, könnte die Wirtschaft im Land der Mitte bald wieder an Fahrt aufnehmen. Noch stottert der Motor der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft.

Nach dem Ausverkauf an Chinas Börsen Mitte vergangenen Jahres arbeiten sich die Aktienmärkte in Hongkong, Shanghai und Shenzhen so langsam wieder an bessere Zeiten heran. Nach 2.655 Punkten Ende Januar steht der Shanghai Composite Index mittlerweile wieder bei 3.095 Punkten. Das entspricht einem Anstieg von gut 16 Prozent. Gleichzeitig schaffte der Hang Seng China Enterprise Index in der vergangenen Nacht den Sprung über die 10.000 Punkte-Marke. Vom Tiefpunkt Anfang Dezember ist das für den in Hong Kong berechneten Index immerhin ein Plus von gut 33 Prozent. "Bis zum Hoch über 15.000 Zähler ist aber noch ein weiter Weg", bemerkt Roland Stadler von der Baader Bank.

Erste Signale stimmen

Anleger werten die besser als erwarteten Ausfuhren aus dem Land der Mitte scheinbar als Zeichen der Erholung. In der Landeswährung sind diese laut Zollverwaltung in Peking im Jahresvergleich um 5,9 Prozent gestiegen. Bei den Einfuhren liege der Zuwachs gar bei 10,8 Prozent. Selbst auf US-Dollar-Basis stehe bei den Importen noch ein Plus von 1,5 Prozent während die Exporte um 2,8 Prozent geschrumpft seien. "Zudem meldet China 24 Prozent mehr Autozulassungen in diesem Jahr", ergänzt Stadler. An frühere Wachstumsraten wird das Land nach Meinung des Händlers angesichts der wachsenden Mittelschicht aber nicht mehr anschließen können. Viele chinesische Bürger hätten es in den vergangenen zehn Jahren zu mehr Wohlstand gebracht. "Gleichzeitig stiegen die chinesischen Löhne und Gehälter um 140 Prozent."

Mit einem Plus von 32 Prozent allein in diesem Jahr führt BYD (WKN A0M4W9) die Liste der Top-Performer im Hang Seng China Enterprise Index an. "Warren Buffet engagierte sich im Jahr 2008 bei dem Hersteller von Batterien bzw. batteriebasierten Speicherkraftwerken und hat mit der Verachtfachung seines eingesetzten Kapitals ein gutes Händchen gehabt", rechnet Stadler vor.

Die Aktie der Sinopharm Group (WKN A0N99U) belegt mit einer Performance von 29 Prozent Rang zwei. Privatanleger in Deutschland haben übrigens über die Börse in Hongkong nur Zugang zu den H-Aktien chinesischer Gesellschaften vom Festland. "A und B-Aktien werden hingegen an den Börsen in Shanghai und Shenzen gehandelt."

Haier plant Großes für Europa

Mit Zukäufen im Westen stellen sich Unternehmen wie Haier (WKN A0MJ98) geographisch auf eine breitere Basis. "Im ersten Halbjahr ist der Technikkonzern allein in Europa um 25 Prozent gewachsen", weiß Walter Vorhauser von der Oddo Seydler Bank. Um auf der Erfolgsspur zu bleiben, habe die Konzernspitze die europäische Organisation neu strukturiert und regionale Verantwortliche für Frankreich und die Schweiz, Südeuropa sowie Nord- und Osteuropa ernannt. Das soll den Vertrieb voranbringen, der erstmalig in der Firmengeschichte von einer europaweit einheitlichen Kommunikationsstrategie unterstützt werde.

Der weltweit größte Hersteller von Haushaltsgeräten ziele zudem auf eine bessere Produktivität. In einer im April in Naberezhnye Chelny eröffneten neuen Fabrik stellen derzeit Vorhauser zufolge rund 500 Mitarbeiter auf einer Fläche von insgesamt 24.500 Quadratmeter Kühlgeräte her. "Dabei soll die aktuelle Kapazität von 250.000 Produkten künftig verdoppelt werden."

Die erst kürzlich abgeschlossene Übernahme der Haushaltssparte von General Electric verdeutliche die Entschlossenheit, mit der Haier die Expansion im Westen vorantreibe. Unter dem Sammelbegriff Ökodienstleistungen habe sich Haier mit intelligenten und vernetzten Fernsehgeräten, Kühlschränken und Waschmaschinen auf der diesjährigen Funkausstellung ganz gut präsentiert. Zwar steht die Haier-Aktie mit derzeit 1,57 Euro schlechter da als zu Beginn des Jahres und hat sich seit April 2015 fast halbiert. Vorhauser sieht das Unternehmen aber auf einem guten Weg.

Aufwind für Air China

Auch Air China (WKN A0M4WT) befindet sich nach Ansicht von Vorhauser auf einem aufsteigenden Ast. "Die staatliche Fluggesellschaft gibt sich optimistisch hinsichtlich steigender Passagierzahlen." Nach über zwei Jahren intensiver Verhandlungen stünden auch die Verträge für das geplante Gemeinschaftsunternehmen mit der Lufthansa kurz vor Abschluss. Dadurch könne Air China zukünftig mehr Flüge für zahlungskräftige Geschäftskunden anbieten. Höhere Preise für Flugtickets und eine stärkere Nachfrage der Chinesen auf den heimischen Routen machten sich ebenfalls positiv bemerkbar. Die Aktie hatte bis Februar einen starken Abwärtstrend und fiel bis unter 0,50 Euro. "Mittlerweile hat Air China wieder etwas Fuß gefasst und notiert aktuell bei 0,65 Euro."

von Iris Merker

8. September 2016,

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