FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 17. November 2016. Vor der Wahl wollte die Wall Street von Trump nichts wissen, danach wurde der neue Präsident gefeiert, Bankaktien legten kräftig zu.

Der Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl vor gut einer Woche hat die Börsen kräftig durcheinandergewirbelt: Neben Pharmaaktien gehörten US-Banktitel zu den großen Gewinnern. So kletterte die Aktie von Goldman Sachs an der Börse Frankfurt (WKN 920332) von knapp 159 Euro am Freitag vor der Wahl auf aktuell 192 Euro - ein Plus von 21 Prozent innerhalb weniger Tage.

Hoffnung auf laxere Regeln

Dabei hatte sich Trump im Wahlkampf mit der Wall Street angelegt - und die Banken gaben sich mehr oder weniger geschossen als Clinton-Anhänger. Insofern hat die Reaktion überrascht. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bemerkte, traut offenbar niemand Trump eine bankenfeindliche Politik zu. "Anleger sind nach dem Trump-Sieg aus Anleihen geflüchtet, die Inflationserwartung ist gestiegen, die Zinsen für US-Anleihen kletterten im zehnjährigen Bereich deutlich", stellt Walter Vorhauser von Oddo Seydler fest. "Steigende Zinsen sind gut für die Banken." Zudem sorge die Hoffnung auf geringere Unternehmenssteuern für einen Schub.

"Die Wachstumsfantasie, geschürt durch das angekündigte Konjunkturprogramm, hilft den Banken", meint Roland Stadler von der Baader Bank. Dazu komme die Erwartung, dass die Regulierung der Branche unter dem neuen Präsidenten laxer ausfallen wird. "Trump will sogar das 2010 verabschiedete Dodd-Frank-Gesetz kippen", ergänzt Vorhauser. Mit diesem in Reaktion auf die Finanzkrise erlassenen Gesetz wurden die US-Banken mit einer Vielzahl von neuen Regeln überzogen.

Enge Verflechtung

Im Fall Goldman Sachs kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: "Der Goldman-Manager Steven Mnuchin wird als neuer Finanzminister gehandelt", berichtet Vorhauer. Damit würden die Bande zwischen der Investmentbank und der Politik abermals eng geknüpft: Schon Hank Paulson war Chef des Wall-Street-Hauses, bevor er Finanzminister unter George W. Bush wurde.

Die Goldman-Aktie ist jedenfalls nicht mehr weit von den Hochs aus dem Sommer 2015 entfernt, seit Jahresanfang kommen Anleger auf ein Plus von 13,8 Prozent, während sich viele europäische Bankaktien immer noch tief in der Verlustzone finden. Ähnlich steil nach oben ging es für Bank of America (WKN 858388), Wells Fargo (WKN 857949) und JP Morgan (WKN 850628), wie Stadler feststellt - alle zusätzlich beflügelt durch den starken US-Dollar-Anstieg.

Schweizer legen zu

Die Reaktion in Europa fiel längst nicht so euphorisch aus, auch wenn Aktien der Deutschen Bank, die zu Trumps größten Gläubigern zählen soll, und der Commerzbank nach der Wahl kräftig zulegten. Der europäische Branchenindex Euro Stoxx Banks kletterte lediglich von 100 vor der Wahl auf 109 Punkte in den Tagen danach, jetzt liegt der Index wieder bei 105 Punkten. Seit Jahresanfang ergibt das immer noch ein Minus von 18 Prozent, auf Sicht von zwölf Monaten sind es sogar 24 Prozent.

Zu den größten Profiteuren in Europa gehörten die Schweizer Banken. Die Aktie der UBS (WKN A12DFH) stieg von 12,27 auf aktuell 14,87 Euro, die der Credit Suisse (876800) von 11,27 auf 13,17 Euro. "Die UBS erwirtschaftet 39 Prozent ihrer Erträge in den USA", erläutert Vorhauser. "Auch UBS-Verwaltungsratschef Axel Weber erwartet unter Trump künftig eine weniger strenge Regulierung für die Bankenbranche."

Schon zu weit gelaufen?

Sollte Trump allerdings den von ihm versprochenen Protektionismus umsetzen, könnten auch Banken leiden, wie Analysten betonen. Auch eine Schwäche der Schwellenländer, deren Börsen nach dem Trump-Sieg größtenteils eingebrochen waren, könne einigen international aufgestellten Adressen zu schaffen machen. Vorhauser zufolge könnte die Bankbranche aber die Tiefs gesehen haben und in den kommenden Jahren zu den großen Gewinnern gehören. "Höhere Leitzinsen wird es in jedem Fall geben."

von: Anna-Maria Borse 17. November 2016, Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter

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