FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Angesichts hoher Bewertungen von US-Aktien gepaart mit großem Anlegeroptimismus raten fundamental geprägte Analysten zu größerer Wachsamkeit. Den DAX sehen Charttechniker gut unterstützt im Seitwärtsmodus gefangen.

15. Januar 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Vor dem Hintergrund nur weniger Konjunkturdaten beschäftigen sich Anlegern in dieser Woche verstärkt mit der beginnenden Berichtssaison zum vierten Quartal. Dabei rechnen Analysten unter anderem aufgrund sinkender US-Unternehmenssteuern mit der Fortsetzung positiver Ausblicke. Kursrücksetzer im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hält Robert Halver von der Baader Bank mittelfristig dennoch für möglich. "Der vergleichsweise hohe Anteil der Optimisten gegenüber Pessimisten liefert als Kontraindikator Argumente für eine erhöhte Schwankungsbreite und zwischenzeitliche Aktienkonsolidierungen." Erstere liege derzeit in der Nähe des historischen Tiefs.

US-Aktien hoch bewertet

Das sieht Markus Reinwand ähnlich. Für den Helaba-Analysten wurde das positive Umfeld an den US-Aktienmärkten bereits mehr als hinreichend gewürdigt. Die führenden Indizes seien hoch bewertet. "Doch solange die Musik spielt, möchte offensichtlich keiner die Party verlassen." Wachsamkeit sei dennoch angebracht. Inzwischen liege der Optimismus der US-Anleger auf einem vergleichbaren Niveau wie zum Jahreswechsel zu 2010/2011, als der S&P 500 zunächst ein Zwischenhoch im Frühjahr markiert und bis in den Herbst hinein knapp 20 Prozent korrigiert habe.

Reinwand hält einen ähnlichen Verlauf auch in diesem Jahr für denkbar. "Wie damals hat der Anteil positiver Konjunkturüberraschungen zuletzt zyklische Spitzenwerte erreicht." Mit gut 18 bewege sich zudem das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von S&P 500-Unternehmen deutlich über dem historischen Durchschnitt von 15. Gemessen am so genannten Shiller-KGV hätten US-Aktien nur in der Schlussphase des New Economy Booms zwischen 1998 bis 2000 noch höhere Bewertungen erreicht.

"Eine Fortsetzung der Bewertungsexpansion wäre für eine Phase steigender Leitzinsen ausgesprochen untypisch", meint Reinwand. Da die Federal Reserve zudem ihre Bilanzsumme nun schrittweise reduzieren werde, drohe der Rally am US-Aktienmarkt im Jahresverlauf der Treibstoff auszugehen.

Schwimmen gegen den Strom

Hierzulande starteten Marktteilnehmer mit Blick auf den geldpolitischen Kurs der europäischen Währungshüter damit, ihre aus Sicht von Reinwand zu entspannte Haltung zu korrigieren. Mit dem jüngsten Anstieg der Renditen zehnjähriger Bundesanleihen habe der deutsche Aktienindex trotz positiver Vorgaben aus den Vereinigten Staaten sichtbar an Kraft verloren und den Angriff auf bisherige Höchststände erst einmal abgebrochen. Der DAX verabschiedete am Freitag bei einem Stand von 13.245 Punkten aus dem Handel und verlor damit auf Wochensicht gut 0,5 Prozent. Angesichts einer unter realistischen fundamentalen Annahmen abgeleiteten DAX-Kursspanne von 10.500 bis 13.500 Punkten bewertet Reinwand das gegenwärtige Chance-Risiko-Verhältnis als ausgesprochen ungünstig. Statt auf den fahrenden Zug aufzuspringen biete es sich daher an, bei steigenden Notierungen antizyklisch Positionen abzubauen.

Gefangen im Seitwärtsband

Aus technischer Perspektive setzt sich Franz-Georg Wenner zufolge die deutliche relative Schwäche des DAX gegenüber den US-Indizes fort. Grundsätzlich diagnostiziert der technische Analyst vom Börsenbrief Index Radar für den deutschen Aktienmarkt zwar unverändert einen langfristig intakten Aufwärtstrend. "Die positive Einschätzung bleibt bestehen, solange zumindest die 200-Tage-Linie verteidigt wird." Sollte der DAX aber noch im Januar unter den viel beachteten Durchschnitt bei aktuell 12.670 Punkten fallen, wäre dies für Wenner ein ernstes Warnsignal. Rücksetzer in den ersten Wochen unter den Durchschnitt hätten sich in den vergangenen Jahren oft als Vorbote eines turbulenten Börsenjahres erwiesen. "Noch aber liegt die Gefahr nicht vor, bereits bei 12.900 bzw. 13.000 Zählern verläuft eine zuletzt mehrfach bestätigte Nachkaufzone."

Um hingegen ein hinreichend klares Signal der Stärke zu liefern, müsse der DAX auf der Oberseite zügig den Verkaufsbereich bei 13.450 bis 13.520 Punkten überwinden. "Im Erfolgsfall winken Anschlussgewinne bis 14.000." Solange keine der Marken durchbrochen werde, bleibe der Blick seitwärtsgerichtet.

Gut unterstützt

Für Christian Schmidt mussten Anleger nach der sehr steilen Aufwärtsbewegung zu Jahresbeginn mit einer temporären Korrektur rechnen. Für den technischen Analysten der Helaba bleiben die Gefahren auf der Unterseite angesichts einer Vielzahl von Unterstützungen aber überschaubar. Auch wenn der DAX erstmals seit dem 20. Dezember auf Schlusskursbasis unter die 144er Regression gerutscht sei, habe eine wichtige Strukturprojektion bei 13.257 Punkten verteidigt werden können. Zudem böten Indikatoren wie die 21- und 55-Tagelinien, die Begrenzung der Ichimoku-Wolke sowie die Mittellinie des Price-Range-Channels Halt.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Mittwoch, 17. Januar

15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Dezember. Vieles deutet nach Meinung der NordLB auf eine Fortsetzung der langsamen Belebung des zuvor zwei Jahre lang vom starken US-Dollar und niedrigen Ölpreis belasteten Produktionssektors. Nach zwei monatlichen Zuwächsen von 1,2 und 0,2 Prozent rechnen die Analysten der Bank für Dezember mit einem erneuten Plus von 0,3 Prozent im Vorjahresvergleich.

15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Dezember. Vieles deutet nach Meinung der NordLB auf eine Fortsetzung der langsamen Belebung des zuvor zwei Jahre lang vom starken US-Dollar und niedrigen Ölpreis belasteten Produktionssektors. Nach zwei monatlichen Zuwächsen von 1,2 und 0,2 Prozent rechnen die Analysten der Bank für Dezember mit einem erneuten Plus von 0,3 Prozent im Vorjahresvergleich. Unterstützend insbesondere für die Exportindustrie wirke sich der schwächere US-Dollar aus. Gleichzeitig profitiere die Fracking-Industrie von einem gestiegenen Ölpreis und größerer Nachfrage nach dem schwarzen Gold. Ein großes Fragezeichen stehe diesmal hinter dem Einfluss des Wintereinbruchs Ende Dezember auf die Zahlen. Während die niedrigen Temperaturen einerseits den Stromverbrauch in weiten Teilen Nordamerikas erhöht hätten, habe das Wetter anderswo die Produktion in einigen Betrieben eingeschränkt.

Donnerstag, 18. Januar

8.00 Uhr. China: Bruttoinlandsprodukt viertes Quartal 2017. Der für Wirtschaftsfragen zuständige Premier Li Keqiang hat es vergangene Woche bereits angedeutet und für das Gesamtjahr einen Zuwachs für den volkswirtschaftlichen Output Chinas um 6,9 Prozent in Aussicht gestellt. Demzufolge hat sich das Expansionstempo in den vergangenen Monaten laut NordLB offenbar noch etwas mehr beschleunigt als von vielen Marktteilnehmern erwartet. Rechnerisch ergäbe sich daraus mit einem Zuwachs von 1,7 Prozent ein durchaus lebhaftes viertes Quartal, was Anleger mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen könnten. Vor allem Hinweise mit Blick auf das Voranschreiten beim Umbau des Wachstumsmodells haben aus Sicht der NordLB-Analysten eine hohe Relevanz. Gehe die aktuelle Dynamik zu Lasten eines ausgeglichenen Wachstums, wäre die Freude in Peking sicherlich nur von kurzer Dauer.

Samstag, 20. Januar

9.3Uhr. Dresden: Börsentag. Anlegermesse mit vielen Vorträgen und Ausstellern.

Von Iris Merker,

15. Januar 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)