FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 29. August 2017. Der Absturz an den Börsen infolge des Nordkorea-Raketentests wirkt sich auch auf den ETF-Handel aus. So mancher greift aber zu.

Auch am ETF-Markt sorgt der Flug einer nordkoreanischen Rakete über Japan für Nervosität. "Heute wird fast alles verkauft, über alle Asset-Klassen hinweg", stellt Oliver Kilian von der Unicredit Group fest. Andreas Bartels von der Commerzbank berichtet ebenfalls von einem sehr aktiven Handel. "Anfangs überwogen die Verkäufe, jetzt sieht man schon wieder einige Käufe." Der DAX ist heute unter die 12.000 Punkte-Marke gerutscht und notiert am Mittag bei 11.920 nach 12.123 Zählern am Montagabend.

Starker Euro belastet

Die Stimmung war bereits in der vergangenen Woche gedrückt. Das liegt auch am Euro: Die Gemeinschaftswährung war nach einer Rede von EZB-Chef Mario Draghi auf dem Notenbanker-Treffen im US-amerikanischen Jackson Hole vergangene Woche abermals gestiegen. Mittlerweile kostet der Euro wieder 1,20 US-Dollar - soviel wie zuletzt im Januar 2015. Auch der US-Wirbelsturm Harvey, der in Texas verheerende Spuren hinterlässt, beunruhigt. Gefragt sind die "sicheren Häfen" Gold, Schweizer Franken und Yen.

Die Handelsaktivitäten waren in der vergangenen Woche noch durch die Ferienzeit geprägt. "Es herrschte Urlaubsmodus", bemerkt Bartels. Er meldet 22.000 Transaktionen auf Wochensicht, eine unterdurchschnittliche Zahl. "Auch die Volumina waren überschaubar." Kilian zufolge zogen die Umsätze in Deutschland wieder an, während in Italien - für Unicredit ein wichtiger Markt - nicht viel los war.

Mutige nutzen niedrige Kurse

Bei Aktien aus Industrieländern war im Standardmodus der vergangenen Woche den Händlern zufolge noch kein klarer Trend auszumachen. Die Commerzbank meldet einen leichten Käuferüberhang: Abgestoßen wurden vor allem Euro Stoxx 50-, S&P 500- und MSCI World-Tracker, während in DAX-ETFs die Zuflüsse leicht überwogen. "Der niedrige DAX-Stand wurde von einigen Anlegern für einen Einstieg genutzt", erklärt Bartels.

Bei den Kunden der Unicredit standen DAX- (WKN 593393, ETFL01) und FTSE-ETFs auf den Verkaufslisten, ebenso Euro Stoxx 50 (WKN 593395, ETF02) und Stoxx 600-Tracker (WKN 263530). Sehr viel Zuspruch gab es Kilian zufolge aber für den iShares Core S&P 500-ETF (WKN A0YEDG).

Auffällig viel Umsatz verzeichneten vergangene Woche MSCI World-Tracker, wie die Umsatzliste der Börse Frankfurt zeigt. Dort finden sich der währungsgesicherte iShares MSCI World EUR Hedged (WKN A1C5E7) und der iShares Core MSCI World (WKN A0RPWH) weit oben.

Asiens Börsen im Minus

Wie bereits zuvor landeten in den Portfolios der Unicredit-Kunden weiterhin MSCI Japan-, Nikkei- und Topix-ETFs, als Beispiel nennt Kilian den Source JPX-Nikkei 400 (WKN A119T2). Auch MSCI EM Asia und MSCI Korea-ETFs wurden vergangene Woche noch gekauft. "Da wurde wohl erwartet, dass sich der Konflikt wieder beruhigt. Diese Woche dürfte es wieder in die andere Richtung gehen."

MSCI Korea-Tracker von Lyxor (WLN LYX0A) und der HSBC (WKN A1JXC6) verzeichnen heute kräftige Verluste, auch die anderen asiatischen Börsen leiden unter dem Konflikt.

Branchen-ETFs: Kein eindeutiges Bild

Im Handel mit Branchen-ETFs fehlt der klare Trend: Kilian berichtet von Zu- und Abflüssen in Banken-ETFs (WKN 628930, A0F5UJ) sowie Käufen in Grundstoff- (WKN A0F5UK) und Verkäufen in Versorger- (WKN A0Q4R3, DBX1SU) sowie Gesundheits-ETFs (WKN A0Q4R3).

Geld wird zwischengeparkt

Noch ruhiger blieb der Handel mit Renten-ETFs. "Vergleichsweise viel los war nur bei Geldmarkt- und geldmarktnahen ETFs", stellt Bartels fest. Kilian bestätigt das, gut nachgefragt werde weiter der Pimco Euro Short Maturity Source (WKN A14PHG). Tendenziell zugegriffen wurde außerdem im db x-trackers II iBoxx Sovereigns Eurozone (WKN DBX0AC) und im iShares Core Euro Govt Bond (WKN A0RL83), ebenso wie in ETFs, die sehr kurz laufende Unternehmensanleihen abbilden wie der iShares Euro Ultrashort Bond (WKN A1W375).

Auch auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangene Woche stehen Geldmarkt-ETFs und ETFs, die kurzfristige Anleihen abbilden, weit oben, etwa der iShares Euro Corp Bond 1-5yr (WKN A0RPW) und der db x-trackers II Sterling Cash (WKN DBX0A1).

Laut Kilian ist zudem das Interesse an US-Unternehmensanleihen mit variabler Verzinsung nach wie vor hoch, konkret dem Amundi Floating Rate USD Corporate Hedged Euro (WKN A2AG3Q).

Von Anna-Maria Borse

29. August 2017, © Deutsche Börse AG

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