FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. Januar 2017. Für die Stahlbranche lief es zuletzt extrem gut, die Aktienkurse haben sich zum Teil verdoppelt oder verdreifacht. Über die weitere Entwicklung gehen die Meinungen auseinander.

Für die weltweite Stahlbranche war 2016 ein Erfolgsjahr: Nach einer von Überkapazitäten und fallenden Stahlpreisen geprägten Phase stiegen die Notierungen erstmals wieder - und mit ihnen die Kurse der Stahlaktien.

So gehörte ThyssenKrupp (WKN 750000) im vergangenen Jahr zu den besten DAX-Werten. Die Aktie verteuerte sich von 18 Euro Ende 2015 auf knapp 23 Euro Ende 2016, am Donnerstagmittag sind es sogar 24,24 Euro. Bei anderen Stahlkonzernen sieht es noch besser aus: Voestalpine (WKN 897200) aus Österreich kletterte von 28 Euro Ende 2015 auf aktuell 40,18 Euro. Der Kurs von ArcelorMittal (WKN A0M6U2), weltweit größter Stahlkonzern mit Sitz in Luxemburg, hat sich seit Ende 2015 sogar mehr als verdoppelt auf derzeit 7,60 Euro.

Hintergrund der Rallye sind zum einen die gestiegenen Rohstoffpreise, außerdem zeigen die Strafzölle der EU und der USA zur Abwehr von Billigimporten aus China offenbar Wirkung. Stahl aus China zu Dumping-Preisen hatte europäischen und US-amerikanischen Stahlproduzenten lange das Leben schwer gemacht. Darüber hinaus will China nun mit dem Abbau von Überkapazitäten ernst machen, bis 2020 sind Kapazitätskürzungen von 150 Millionen Tonnen anvisiert.

US-Konzerne als Nutznießer

Der Kurs des größten integrierten Stahlkonzerns der USA, United States Steel, hat sich an der Börse Frankfurt (WKN 529498) seit der US-Wahl Anfang November verdoppelt auf aktuell knapp 30 Euro - zusätzlich beflügelt durch den US-Dollar-Anstieg. "Es wird erwartet, dass die US-Stahlbranche unter Trump gefördert wird und die Strafzölle für chinesische Importe nochmals erhöht werden", berichtet Walter Vorhauser von Oddo Seydler. Etwas nach unten ging es für die Branche am gestrigen Mittwoch wegen eines enttäuschenden Ausblicks des amerikanischen Stahlkonzerns AK Steel. "Das sind Gewinnmitnahmen."

Der Quartalsbericht von US Steel steht noch aus. Bereits veröffentlicht sind die Zahlen des US-Stahlkonzerns Steel Dynamics für das Schlussquartal 2016. "Die Gewinnerwartungen wurden nicht ganz erreicht, der Umsatz fiel aber höher aus als prognostiziert", erklärt Vorhauser. Auch hier wurden Gewinne glattgestellt. Die Aktie (WKN 903772) ist seit Oktober von 21 auf zwischenzeitlich über 36 Euro geklettert, aktuell sind es immer noch 31 Euro.

Hohe Kursgewinne mit Gerdau und Evraz

Auf ein noch größeres Kursplus kommen Stahlwerte aus Ländern wie Brasilien oder Russland. So ging die Aktie des brasilianischen Stahlriesen Gerdau (WKN 909187) vor einem Jahr noch zu unter 0,80 Euro über den Tisch, mittlerweile sind es 3,63 Euro. Beim russischen Stahlkonzern Evraz (WKN A1JMT9) waren es vor einem Jahr ebenfalls weniger als 0,80 Euro, jetzt sind es 2,60 Euro. "Hier spielt auch die allgemeine Erholung des brasilianischen und russischen Aktienmarktes eine Rolle", bemerkt Roland Stadler von der Baader Bank. "Nur" verdoppelt hat sich hingegen der Kurs des chinesischen Stahlkonzerns Angang Steel Company (WKN A0M4WV).

Aussichten unsicher

Die Frage ist nun, ob der Höhenflug weitergeht. Merrill Lynch sieht die Branche wieder vor härteren Zeiten stehen. Die Analysten gehen davon aus, dass die Preise für europäischen Warmbandstahl nach einem Hoch im ersten Quartal 2017 wieder sinken werden. Auch Credit Suisse hat sich vor Kurzem negativ geäußert: Die Preise für Qualitätsflachstahl dürften im ersten Quartal ihren Höhepunkt erreicht haben, hieß es, die US-Stahlbranche wurde von "Overweight" auf "Market Weight" zurückgesetzt.

"Es gibt noch Nachholbedarf für die Branche", meint Vorhauser hingegen. Vor allem mittel- bis langfristig sieht er Stahlaktien weiter als Gewinner. "Nicht nur die US-Konzerne profitieren von der Trumpschen Politik, auch den europäischen Unternehmen kommt das anziehende Wachstum zugute."

von: Anna-Maria Borse

26. Januar 2017.

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