FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 20. September 2016. Die Angst vor einer strafferen Geldpolitik sitzt Anlegern im Nacken, die Zinsen sind bereits etwas gestiegen. Im Aktienbereich fehlt die klare Tendenz.

Leitzinserhöhung ja oder nein? Das ist weiter die entscheidende Frage an den Märkten. In dieser Woche tagen sowohl die US-amerikanische als auch die japanische Notenbank, Investoren erhoffen sich zumindest neue Signale.

Am ETF-Markt passiert daher derzeit wenig. "Wegen der Unsicherheiten über den geldpolitischen Kurs herrscht Zurückhaltung", berichtet Frank Mohr von der Commerzbank. Er meldet 26.000 Trades für die Vorwoche und einen leichten Käuferüberhang.

Ivo Orlemann, der als Spezialist für die ICF Bank auf dem Frankfurter Parkett steht, spricht von "recht mauen" Umsätzen.

Auch laut Gregory Guerrand von der BNP Paribas halten sich viele Anleger zurück, andere würden aber nervös und besonders aktiv. "Gesetzt wird dann auf defensive Branchen und Produkte wie Low Volatility-ETFs (WKN A2AL3Y)."

Eine deutliche Belebung des Geschäfts beobachtet hingegen Oliver Kilian von der Unicredit in München. "Die Sommerpause ist vorbei. Nach dem ‘toten‘ August ist wieder richtig viel los."

Glauben an Zentralbanken

Der DAX zeigt sich heute freundlich, am Dienstagmittag liegt er bei 10.426 Zählern, seit seinem Jahreshoch von 10.802 Punkten Mitte August hat der Index aber klar verloren. Eine US-Leitzinserhöhung wird am Markt derzeit wieder eher nicht erwartet. "Wir halten es für unwahrscheinlich, dass die Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik ausgerechnet in einer Phase hoher wirtschaftlicher Unsicherheit erfolgt", kommentiert etwa Claudia Windt von der Helaba.

Ausgewogener Handel mit Aktien-ETFs

Eine klare Richtung können die Händler von Indexfonds mit europäischen Aktien nicht ausmachen. Bei der Commerzbank wurden DAX- (WKN 593393, ETF001), Euro Stoxx 50- (WKN 593395), MSCI World- (WKN A0HGV0) und S&P 500-Tracker in beide Richtungen gehandelt. Auch Kilian meldet Zu- und Abflüsse in europäischen Aktien-ETFs. Guerrand zufolge wurden europäische und auch US-amerikanische Aktien - etwa mit dem BNP Paribas Easy S&P 500 (WKN A1W4DP) - hingegen abgestoßen, wenn auch nicht im großen Stil. "Während sich in Europa damit der Trend der Vorwochen fortsetzt, ist neu, dass auch US-Aktien verkauft werden." Hohe Zuflüsse meldet der Händler in japanischen Aktien.

Orlemann berichtet von relativ viel Aktivität in gehebelten DAX-ETCs, etwa dem ETFS 3x Daily Short DAX 30 (WKN A1YKTK) und dem ETFS 3x Daily Long DAX 30 (WKN A1YKTG).

Emerging Markets: Gewinnmitnahmen und Neupositionierungen

Gemischt ist auch das Bild bei Schwellenländer-Indexfonds: Bei der Unicredit wurden Gewinne glattgestellt, etwa im iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGWC), wie Kilian erklärt. Guerrand zufolge fanden Emerging Markets-Tracker vergangene Woche aber noch Anhänger. Der iShares-ETF war zwischen Februar und Anfang September um über 30 Prozent gestiegen, hat zuletzt aber etwa nachgegeben.

Weiter Druck auf Banken-ETFs

Im Handel mit Branchen-Indexfonds galt die Aufmerksamkeit der Anleger - wie fast immer - Banken-ETFs. Der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage zufolge konzentrierten sich Investoren auf den iShares Euro Stoxx Banks (WKN 628930) und den Source Euro Stoxx Optimised Banks (WKN A1JFG7). Beide haben in den vergangenen zwei Wochen verloren, kommen seit dem Tief im Juli aber immer noch auf deutliche Gewinne. Mohr meldet einen kleinen Verkaufsüberhang.

Bei der BNP Paribas verabschiedeten sich Anleger von ETFs, die die Energie-, Technologie, Konsumgüter- und Gesundheitsbranche abbilden und positionierten sich stattdessen im Baustoff-Sektor.

Profitieren vom Zinsanstieg

Im Anleihebereich dominierten bei der BNP Paribas ganz klar die Abflüsse, vor allem aus US-Staatsanleihen und Emerging Markets-Bonds. Die Unicredit meldet hingegen Positionierungen in Schwellenländer-Anleihen, etwa mit dem iShares Emerging Markets Local Government Bond (WKN A1JADV) und dem iShares JPMorgan USD Emerging Markets Bond (WKN A0NECU).

Zudem setzte sich der Trend hin zu Geldmarkt- und geldmarktnahen Produkten (WKN LYX0B6) fort, wie die Commerzbank beobachtet hat. Diese werden als Parkplatz und als Alternative zu Bankeinlagen mit Strafzinsen genutzt. Mohr zufolge wird außerdem der Comstage Bund-Future Short (WKN ETF562) viel gekauft, auch auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt findet sich der Indexfonds ungewöhnlich weit oben. Mit dem ETF wird auf einen fallenden Euro-Bund-Future und damit steigende Zinsen gesetzt.

Am Anleihemarkt sind erste Anzeichen für einen Trendwechsel bereits zu erkennen: So kletterte die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder in den positiven Bereich, am Dienstagmorgen werfen die Papiere 0,008 Prozent ab.

von: Anna-Maria Borse

20. September 2016

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