FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 13. Juli 2017. Bankaktien profitieren von Spekulationen um eine Zinswende in der Eurozone. Die meisten kommen seit Jahresanfang auf satte Gewinne.

Es ist ein ungewohntes Bild: Die Commerzbank gehört in diesem Jahr zu den Top-Performern im DAX, auf Sicht von zwölf Monaten steht die Aktie mit einem Plus von 93 Prozent sogar ganz oben auf der Liste. Auch andere europäische Banken finden sich in diesem Jahr auf der Gewinnerseite: Der Eurozonen-Banken-Index Euro Stoxx Banks kletterte seit Ende Dezember um 16 Prozent auf aktuell 137 Zähler, der ganz Europa abdeckende Stoxx Europe 600 Banks um 11 Prozent auf 189 Punkte.

Bund-Rendite deutlich gestiegen

Zuletzt sorgten Zinsfantasien in der Eurozone für Rückenwind. Die Signale mehren sich, dass die EZB nun doch früher oder später die geldpolitischen Zügel anziehen wird und das Anleihekaufprogramm zurückführt oder die Zinsen anhebt. Im Zuge dessen ist die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in den vergangenen Wochen von 0,24 auf 0,57 Prozent gestiegen.

Viele Gewinner

Mit am meisten zulegen in diesem Jahr konnten unter den europäischen Banken neben dem italienischen Unione di Banche Italiane (WKN 813518) und der deutschen Commerzbank (WKN CBK100) die beiden spanischen Banken Banco de Sabadell (WKN A0MRD4) und Caixa (WKN A0MZR4), Banco BPM aus Italien (WKN A2DJF1), Credit Agricole (WKN 982285) sowie die beiden österreichischen Institute Erste Bank (WKN 909943) und Raiffeisen Bank International (WKN A0D9SU). Die Kurgewinne der französischen BNP Paribas (WKN 887771) und der Société Générale (WKN 873403) sind bescheidener. "Die haben sich vorher aber auch besser gehalten", bemerkt Roland Stadler von der Baader Bank.

Selbst griechische Banken im Aufschwung

Das kann für die griechischen Banken nicht behauptet werden, Aktien wie die der Piraeus Bank (WKN A2ABDY) wurden mit der Finanz- und der Euroschuldenkrise zu Penny-Stocks. Doch jetzt gibt es Lebenszeichen: Gegenüber dem vergangenen Sommer hat sich der Kurs der Piraeus Bank verdoppelt auf aktuell 0,25 Euro. "Die Verluste der Bank schrumpfen, die Erträge steigen", erklärt Vorhauser. Eine Rolle für den Kursanstieg spiele auch, dass der Euro-Kreditschirm ESM die Auszahlung von 8,5 Milliarden Euro an Krediten für Griechenland freigegeben hat. "Für Griechenland gibt es Anzeichen einer Stabilisierung, der Tourismus läuft wieder sehr gut." 2016 war die Wirtschaft nur noch um 0,1 Prozent geschrumpft, im ersten Quartal dieses Jahres gab es ein kleines Plus von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

USA läuft vor

Schon früher erholt haben sich die US-amerikanischen Banken. Die 34 größten US-Institute bestanden alle den diesjährigen Stresstest der Notenbank Fed, zudem wurden die Kapitalpläne genehmigt. "Die Citigroup kündigte daraufhin an, die Dividende für das dritte Quartal zu verdoppeln und die Aktienrückkäufe zu erhöhen", berichtet Vorhauser. In New York ist die Citigroup-Aktie von 59 US-Dollar Ende Dezember auf aktuell knapp 67 US-Dollar gestiegen. Wegen des starken Euro tritt die Aktie an der Börse Frankfurt (WKN A1H92V) hingegen nur auf der Stelle.

Viele Analysten rechnen mit einer Aufholjagd vor allem der europäischen Banktitel. Beseitig sind die Probleme aber nicht: Neben den niedrigen Zinsen machen auch die vielen regulatorischen Anforderungen und die Digitalisierung inklusive neuer Konkurrenten aus dem Fintech-Bereich den Banken zu schafften. Italienische Banken mussten zuletzt - entgegen den Versprechungen - doch wieder durch Staatshilfen gerettet werden, in Spanien konnte das durch die Übernahme des Banco Popular durch Santander gerade noch verhindert werden. "Eine Zinsanhebung wäre aber sehr positiv für die Banken der Eurozone", bemerkt Stadler. "Den Instituten sind in den Nullzinszeiten die Erträge ja weggebrochen."

von: Anna-Maria Borse

13. Juli 2017, Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter

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