FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Derzeit sind an den Börsen Nerven gefragt. ETF-Anleger bleiben aber weiter gelassen, Käufe und Verkäufe halten sich die Waage. Minimum Volatility-ETFs schlagen sich bei hohen Schwankungen gut.

27. November 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die anhaltende Nervosität an den Märkten führt zwar zu hohen Umsätzen im ETF-Handel, von einer Verkaufswelle kann aber nach wie vor nicht die Rede sein. Frank Mohr, Händler bei der Commerzbank, berichtet von einem Handel ohne klaren Trend, auch Rick van Leeuwen von IMC meldet Käufe und Verkäufe, Cornelia Schübel von der Unicredit Group ein ausgeglichenes Verhältnis vor allem bei Industrieländeraktien. Das Handelsvolumen bleibt den Händlern zufolge hoch, Mohr spricht von knapp 40.000 Transaktionen für die Vorwoche. "Das scheint das ‚new normal‘ zu werden."

Warten auf Treffen von Trump und Xi Jinping

Die Lage an den Märkten ist nach wie vor angespannt. Etwas mehr Zuversicht herrscht zwar nun hinsichtlich des Haushaltsstreit zwischen Italien und der EU und des Brexit, große Sorgen machen sich die Marktteilnehmer aber weiterhin um den Handelsstreit zwischen den USA und China. Am Wochenende treffen der chinesische Präsidenten Xi Jinping und US-Präsident Donald Trump zusammen, Trump betonte zuletzt, an der Erhöhung der Strafzölle gegen China wohl festhalten zu wollen. Auch die Eskalation zwischen Russland und der Ukraine belastet die Stimmung.

Der DAX steht am Dienstagmittag bei 11.312 Punkten, nachdem er zu Wochenbeginn einen Satz nach oben gemacht hatte. Auch die US-Börsen verzeichneten nach den heftigen Verlusten in der Vorwoche gestern wieder Gewinne.

US-Aktien trotz Kursverlusten gesucht

Schübel zufolge setzen Anleger zum Beispiel auf den Vanguard FTSE Developed Europe mit europäischen Standardwerten (WKN A1T8FS). Überwiegend auf den Abgabelisten stehen laut Commerzbank und IMC hingegen MSCI EMU-Tracker, die Aktien aus der Eurozone abbilden, etwa der Xtrackers MSCI EMU (WKN DBX0GJ).

Zugegriffen wird stattdessen bei S&P-ETFs, wie Mohr und van Leeuwen feststellen - trotz kräftiger Verluste in der vergangenen Woche. Gemischt fällt das Bild bei MSCI World-Trackern aus: Kunden der Commerzbank kauften MSCI World-ETFs, während Kunden der Unicredit sich von der nicht währungsgesicherten Variante (WKN A0RPWH) trennten und sich in Produkten mit Währungssicherung (WKN A1C5E7) positionierten. MohrMohr

Gut an kommen angesichts der Unruhe an den Märkten derzeit auch Minimum Volatility-ETFs wie der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility-ETFs (WKN A1J781), berichtet Mohr. Anleger sind damit gut gefahren: Der Anteilswert ist in diesem Jahr um 6,9 Prozent gestiegen, in den vergangenen drei Jahren um jeweils 6,1 Prozent.

Ölaktien abgestoßen

Im Handel mit Branchen-ETFs ist weiterhin der Ölpreis großes Thema. Der Brent-Preis ist nach dem rasanten Anstieg bis auf über 86 Euro Anfang Oktober zuletzt sogar wieder unter 60 US-Dollar gefallen, die Aktien von Ölkonzernen müssen daher Federn lassen. Laut Mohr verkaufen Anleger Stoxx Europe Oil & Gas-ETFs. Der iShares Stoxx Europe Oil & Gas hat zuletzt verloren, kommt seit Jahresanfang aber immer noch auf ein Plus von 3,9 Prozent und auf Dreijahressicht auf 7,2 Prozent im Jahr.

Technologie-ETFs würden zwar rege gehandelt, allerdings in beide Richtungen, wie Mohr außerdem feststellt. Der Nasdaq war vergangene Woche um 5 Prozent eingebrochen, konnte sich gestern aber ebenfalls etwas erholen. Mit dem iShares Nasdaq liegen Anleger seit Jahresanfang aber immer noch 8,8 Prozent im Plus, auf Dreijahressicht erzielte der ETFs sogar Zuwächse von 10,3 Prozent im Jahr.

Anleihe-ETFs: Fokus auf Geldmarktpapiere

Im Handel mit Anleihen-ETFs flogen Geldmarktpapiere aus den Portfolios, wie Schübel feststellt, etwa der Amundi Cash 3 Months EuroMTS Investment Grade (WKN A0RNWC), aber auch der SPDR Bloomberg Barclays Euro High Yield Bond (WKN A1JKSU) und der Amundi Floating Rate USD Corporate (WKN A2H59C). Gesetzt werde dagegen auf den iShares USD Short Duration High Yield Corp Bond (WKN A1W373), der auf US-Dollar lautende Unternehmensanleihen mit kurzer Duration abbildet. Van Leeuwen meldet Abflüsse aus High Yield-Unternehmensanleihen in US-Dollar, Mohr Zu- und Abflüsse vor allem bei kurzlaufenden Produkten.

von: Anna-Maria Borse,

27. November, Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)