FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 13. September 2016. Zinssorgen haben die großen Indizes belastet, auch wenn es heute wieder etwas besser aussieht. ETF-Anleger halten sich mit Abgaben noch zurück.

Die Zentralbanken haben zuletzt für schlechtere Laune an den Börsen gesorgt. Zum einen hat die EZB ihr Anleihekaufprogramm am vergangenen Donnerstag weder über den März 2017 hinaus verlängert noch die Ankaufskriterien gelockert. Zum anderen sprach sich am Freitag der regionale Notenbankchef von Boston, Eric Rosengren, gegen eine zu lang anhaltende lockere Geldpolitik aus. An der Wall Street gaben die Kurse daraufhin deutlich nach.

Umsatzstarker Freitag

Mittlerweile ist etwas Ruhe eingekehrt, ausgelöst durch Äußerungen von Fed-Direktoriumsmitglied Lael Brainard, die Sorgen vor einer baldigen Leitzinsanhebung dämpfte. Im Vergleich zur Vorwoche zeigt sich der DAX dennoch deutlich schwächer: Am Dienstagmittag notiert der Index bei 10.492 Punkten, vor der EZB-Sitzung am vergangenen Donnerstag war er noch auf in der Spitze 10.780 Zähler geklettert. Einige ETF-Händler berichten von deutlichen Abgaben: "Schon Anfang vergangener Woche haben wir große Verkaufstickets gesehen, ein Trend, der sich zum Ende der Woche noch fortgesetzt hat", erklärt Marco Salaorno von der Société Générale.

Vor der Notenbanksitzung war es eher gemächlich zugegangen im ETF-Handel, danach stiegen die Umsätze. "Höhere Volatilität gleich höhere Umsätze", bemerkt Frank Mohr von der Commerzbank. Gerade am Freitag sei viel umgegangen. Auf Wochensicht ergibt sich aber ein anderes Bild: "25.500 Transaktionen, das ist normal." Florian Lenhard von der Unicredit Group in München spricht sogar von einer sehr ruhigen Woche.

Fokus auf europäische Aktien

Bei der Société Générale trennten sich Anleger von Euro Stoxx 50-ETFs (WKN DBX1ET, 798328), aber auch von US-amerikanischen Aktien-Tracker - etwa dem Lyxor Nasdaq 100 (WKN 541523) und dem Lyxor Dow Jones Industrial Average (WKN 541779).

Die Commerzbank meldet noch einen leichten Käuferüberhang von DAX-, Euro Stoxx- und Stoxx Europe 600-ETFs, ebenso in Russel 2000-Indexfonds, die US-amerikanische Small Caps abbilden. Auch beim Euro Stoxx 50 ex Financials, der Bankenwerte ausklammert, sei zugegriffen worden. Bei der Unicredit konzentrierten sich Anleger mit DAX-, Euro Stoxx 50- oder FTSE-Trackern auf europäische Industrieländer, mal wurde gekauft, mal verkauft.

Rücksetzer in Emerging Markets

Erste Bremsspuren zeigen sich an den Schwellenländerbörsen. So standen ETFs wie der Amundi MSCI Emerging Markets (WKN A1C9B1) auf den Verkaufslisten, wie Salaorno beobachtet hat. "Eine US-Leitzinserhöhung ist ja ein Schreckensgespenst für Schwellenländer." Mohr hat ebenfalls Gewinnmitnahmen bei Emerging Markets-ETFs beobachtet, wenn auch nicht im großen Stil. Der MSCI Emerging Markets-Index ist am Freitag eingeknickt, auch am gestrigen Montag setzten sich die Verluste fort. Seit dem Tief vom Januar kommt der Index aber immer noch auf ein Plus von 29 Prozent.

Hin und her in Banken-Indexfonds

Für hohe Umsätze im Handel mit Branchen-ETFs sorgten einmal mehr Bankenindexfonds. Auf der einen Seite standen schlechte Nachrichten aus der Branche wie ein massiver Umbau bei der Commerzbank, auf der anderen die ausgebliebene weitere Lockerung der Geldpolitik durch die EZB, die die Banken noch mehr unter Druck gesetzt hätte. Bei der Société Générale trennten sich Anleger vom Lyxor Stoxx Europe 600 Banks (WKN LYX0AP). Auch Mohr meldet Abgaben von Banken-ETFs, aber auch von Technologie-, Immobilien- und Energie-Indexfonds. Lenhard zufolge nutzen einige Anleger die niedrigen Kurse von Banken-ETFs für einen Einstieg. Der Euro Stoxx Banks (WKN 628930) gab zuletzt nach, seit dem Tief im Juli hat der Indexfonds aber immer noch um über 20 Prozent zugelegt.

Beliebte Geldmarkt-ETFs

Im Anleihebereich setzt sich laut Mohr der Trend hin zu Geldmarkt- und geldmarktnahen ETFs fort. "Diese werden als Ersatz für Bankanlagen gesehen, auf die Strafzinsen gezahlt werden müssen." So werde etwa auf den Lyxor Euro Cash (WKN LYX0B6) gesetzt.

Beliebt sind Salaorno zufolge derzeit auch ETFs, die US-amerikanische Floater abbilden, etwa der Amundi Floating Rate USD Corporate (WKN A2AG3Q). Gewinnmitnahmen meldet Salaorno für Schwellenländer- und High Yield-Unternehmensanleihen (WKN A1C3NE).

Zudem wird Inflation offenbar wieder zum Thema: ETFs, die die Entwicklung von inflationsgeschützten Anleihen nachzeichnen, finden sich auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage ungewöhnlich weit oben, etwa der iShares Euro Inflation Linked Government Bond (WKN A0HGV1). Bei der Unicredit trennten sich Anleger von Inflationslinkern (WKN DBX0NN), bei der Société Générale wird hingegen noch zugegriffen (WKN A0Q41X).

von: Anna-Maria Borse

13. September 2016

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