FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Fast durchweg sind die Rohstoffpreise in den vergangenen Wochen gesunken, besonders deutlich ist der Preisrückgang bei Industriemetallen. ETC-Anleger trennen sich von ihren Positionen.

26. Juli 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Seit gut sieben Wochen kennen die meisten Rohstoffpreise nur eine Richtung: nach unten. Der Bloomberg Commodity Index, der Anfang Juni noch bei über 90 Punkten notierte, fiel bis auf unter 83, aktuell sind es 84,37 Punkte. "Das Schreckgespenst eines Handelskriegs mit negativen Folgen für die Weltwirtschaft und damit auch für die globale Rohstoffnachfrage beunruhigt derzeit die Rohstoffmarktteilnehmer", bemerkt Dora

Borbély von der DekaBank.

Auch Schnäppchenjäger unterwegs

Deutlich verbilligt hat sich zum Beispiel Kupfer: Am 7. Juni kostete die Tonne noch 7.330 US-Dollar, jetzt sind es nur noch 6.167 US-Dollar. Für andere Industriemetalle wie Nickel und Zinn sieht es ähnlich aus.

"Es ‚flüchten‘ derzeit vor allem die kurzfristigen Anleger", erklärt Barbara Lambrecht von der Commerzbank. Sie hält die Korrektur zwar für übertrieben, für eine Gegenbewegung sei es mangels richtungsweisender Impulse aber noch zu früh. Einige ETC-Anleger wittern wieder Morgenluft: Wisdom Tree meldet für die vergangenen zwei Wochen Zuflüsse in Kupfer- (WKN A0KRJU) und auch Nickel-ETCs (WKN A0KRJ4). Auf Monatssicht stehen unter dem Strich aber deutliche Abflüsse, auch bei den Industriemetallkörben. Der ETFS Industrial Metals (WKN A0KRKG) kommt auf Sicht von einem Monat auf ein Kursminus von 8,1 Prozent.

Goldpreis fällt und fällt

Der Goldpreis ist schon seit einigen Monaten im Abwärtstrend und zuletzt auf den tiefsten Stand seit über einem Jahr gefallen. Am Mittwochmorgen kostet die Feinunze 1.227 US-Dollar nach 1.272 US-Dollar vor einem Monat und über 1.350 US-Dollar im April.

Die Abflüsse aus Gold setzen sich fort, wie die Händler einhellig melden. "Betroffen sind zum Beispiel Xetra-Gold (WKN A0S9GB), ETF Physical Gold (WKN A0N62G) und Invesco Physical Gold (ehemals Source) (WKN A1MECS)", erklärt Andreas Bartels aus dem ETF- und ETC-Handel der Commerzbank. Auch Wisdom Tree, das US-Unternehmen, dass die Exchange Traded Products (ETPs) von ETF Securities übernommen hat, berichtet von Abflüssen, und zwar schon die dritte Woche in Folge. Für die jüngste Schwäche machen die Wisdom Tree-Analysten Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell vor dem US-Senat verantwortlich. "Sein optimistischer Ausblick auf die US-Wirtschaft hat die Aussichten für die Zinserhöhungen bestätigt." Höhere US-Zinsen und ein damit einhergehender stärkerer US-Dollar sind ungünstig für den Goldpreis. Lediglich Oliver Kilian von der Unicredit Group berichtet von kontinuierlichen Zuflüssen in Gold-ETCs, unter anderem in den ETFS Physical Swiss Gold (WKN A1DCTL).

Analysten halten Gold für zu billig

Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba, sieht einen Grund für den trotz politischer und wirtschaftlicher Risiken schwachen Goldpreis im robusten US-Dollar, "Das lokale Tief der Goldnotierungen müsste aber nahe sein." Aufgrund des wieder zunehmenden Sicherheitsbedürfnisses dürfte der Goldpreis wieder in Richtung 1.400 US-Dollar steigen.

Lambrecht zufolge zeigt das Verhältnis des Dow Jones zum Goldpreis, wie relativ günstig Gold derzeit sei: Das Verhältnis sei nämlich so hoch wie zuletzt im Juli 2007 vor der Finanzkrise. "Der Vergleich legt eine deutliche Unterbewertung von Gold nah", stellt Lambrecht fest. Bekanntermaßen sei damals eine massive Verteuerung von Gold erfolgt. "Zwar nicht nächste Woche, aber mittelfristig, rechnen wir mit einem deutlichen Anstieg des Goldpreises."

Auch andere Edelmetalle schwächer

Der Silberpreis ist sogar noch signifikanter zurückgegangen, denn Silber wird auch viel in der Industrie eingesetzt. Silber kostete zwischenzeitlich nur noch 15,19 US-Dollar - so wenig wie zuletzt im April 2016. Aktuell sind es 15,54 US-Dollar. Auch Platin und Palladium, ebenfalls wichtig für die Industrie, schwächeln, Platin fiel sogar auf ein Zehnjahrestief. Silber-ETCs (WKN A0N62F) werden Wisdom Tree zufolge abgegeben, Bartels meldet allerdings Zuflüsse.

Ölpreis-Rücksetzer nach Höhenflug

Auch Öl hat sich verbilligt. Ein Barrel Brent kostet aktuell knapp 74 US-Dollar, im Juli hatte sich der Preis wieder in Richtung des 3,5-Jahreshochs von über 80 US-Dollar bewegt. "Die Aussicht auf wieder höhere Lieferungen aus Libyen und der Anstieg der russischen Förderung im Juli dämpfen die Angebotssorgen", erklärt Lambrecht. Die Marktteilnehmer warteten nun auf erste Schätzungen der OPEC-Produktion im Juli, die nächste Woche veröffentlicht werden. "Bis dahin dürften die Preise seitwärts tendieren." Bartels aus dem ETC-Handel der Commerzbank meldet Abflüsse aus Öl-Produkten. Wisdom Tree zufolge gab es bei Öl-ETCs (WKN A0KRMN, A1N49P) zuletzt wenig Bewegung. Unter dem Strich stehen Abflüsse auf Monatssicht - allerdings auf kleiner Flamme.

von: Anna-Maria Borse

26. Juli 2018, © Deutsche Börse AG

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