FRANKFURT (dpa-AFX) - Der weiter steigende Euro hat den Anlegern den Jahresstart verhagelt. Der deutschen Leitindex Dax weitete seine jüngsten Verluste am Dienstag aus und fiel bis zum Mittag um 0,83 Prozent auf 12 811,00 Punkte. Am Morgen war das Börsenbarometer auf den tiefsten Stand seit Ende September abgerutscht. "Die Dynamik der Euro-Aufwertung gegenüber dem US-Dollar bremst die Dax-Bullen zum Jahresstart aus", schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.

Dass der Dax ein Börsenjahr im Minus beginnt, ist historisch betrachtet eher ungewöhnlich. In seiner rund 30-jährigen Geschichte überwogen die Gewinne am ersten Handelstag. In unguter Erinnerung aber ist den Anlegern noch der Jahresstart 2016, als Sorgen um die chinesische Wirtschaft den deutschen Aktienindex am Tage um mehr als 4 Prozent absacken ließen. Das Jahr beendete der Dax dann dennoch mit einem Plus von knapp 7 Prozent.

Der MDax der mittelgroßen Werte büßte am Dienstag 0,56 Prozent auf 26 053,85 Zähler ein, und der Technologiewerte-Index TecDax gab um 0,17 Prozent auf 2524,85 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um knapp 1 Prozent.

Der Euro notiert derzeit auf einem Niveau, das er zuletzt Anfang September 2017 erreicht hatte. Fachleute begründeten die jüngsten Kursgewinne vor allem mit der robusten Konjunktur im Währungsraum und den guten Wachstumsaussichten für das neue Jahr. Eine Verteuerung der Gemeinschaftswährung aber kann den exportlastigen Unternehmen hierzulande den Absatz ihrer Waren außerhalb der Eurozone erschweren.

Der starke Euro drückte denn auch insbesondere die Anteilsscheine der Autobauer ins Minus. So verloren die Aktien von Daimler , Volkswagen und BMW zwischen 1 und 2 Prozent. Dazu kam eine negative Einschätzung des Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer: Ihm zufolge entsteht auf dem deutschen Automarkt eine Blase wegen der dauerhaft hohen Preisnachlässe.

Schlusslicht im Dax waren die Aktien der Lufthansa , die sich um mehr als 3 Prozent verbilligten. Nachdem die Kranichlinie 2017 noch mit einem Plus von gut 150 Prozent der unangefochtene Überflieger des Jahres im deutschen Leitindex gewesen war, machten die Anleger nun Kasse.

Ein Argument für Gewinnmitnahmen lieferte die jüngste Niki-Meldung: Die British-Airways-Mutter IAG kauft die Aktivitäten der insolventen früheren Air-Berlin-Tochter zum Preis von 20 Millionen Euro. Damit stärkt laut Börsianern ein Lufthansa-Wettbewerber auf heimischem Terrain seine Position.

An der Dax-Spitze legten die Anteilsscheine von ProSiebenSat.1 etwas zu. Im Vorjahr noch waren die Papiere des Medienkonzerns mit einem Abschlag von über 21 Prozent mit Abstand schwächster Index-Wert gewesen.

Die von einem Bilanzskandal durchgeschüttelten Aktien von Steinhoff gewannen an der MDax-Spitze rund 4 Prozent auf 0,329 Euro. In den ersten Minuten waren die Papiere des Möbelkonzerns gar um mehr als 22 Prozent angesprungen. Seit ihrem massiven Kurseinbruch unter 1 Euro Anfang Dezember sind sie als Pennystock ein Spielball für Spekulanten. Auch die Bilanzen bestimmter Gesellschaften aus dem Jahr 2015 stehen auf dem Prüfstand und müssen angepasst werden./la/das

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---