FRANKFURT (awp international) - Ein früher Erholungsversuch des Dax ist am Freitag den Sorgen um den Coronavirus gewichen. Der deutsche Leitindex gab am Nachmittag um 0,39 Prozent auf 13 105,37 Zähler nach. Der kleinere Indexbruder MDax konnte sich aber mit 28 227,75 Punkten immerhin knapp über seinem Vortagsniveau behaupten. Er legte 0,15 Prozent zu.

Schwache Konjunktursignale aus der Eurozone trugen dazu bei, dass der Dax am Freitag zwischenzeitlich unter 13 100 Punkten auf ein Tief seit mehr als drei Wochen gefallen war. In dieser Woche hat er bislang fast 3,5 Prozent an Wert verloren, was die schwächste Börsenwoche seit August bedeuten würde. Den Januar droht der Leitindex mit einem Minus von einem Prozent zu beenden. Der schwache Monatsausklang hat die zuvor erzielten Gewinne bis auf ein Rekordhoch von 13 640 Punkten mehr als aufgezehrt.

Wirtschaftsdaten aus China, wo aktuelle Einkaufsmanagerindizes trotz der Viruskrise ein solides Bild abgaben, konnten die Anleger nur anfangs etwas beruhigen. Verunsichert von der Ausbreitung des Coronavirus wagten sie sich nur kurz aus der Deckung. Nach Einschätzung von der LBBW haben "Virusängste die Finanzmärkte weiter fest im Griff". Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht inzwischen von einer "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite".

In der Eurozone ist die Wirtschaft derweil im Herbst weniger gewachsen als erwartet. Dabei hinterliessen schwache Wachstumszahlen aus Italien und Frankreich ihre Spuren. In beiden Ländern war die Wirtschaftsleistung (BIP) im vierten Quartal geschrumpft. Dass am Freitag auch der Brexit vollzogen wird, spielte an den Börsen keine bedeutende Rolle mehr. Der Vollzug markiert eher den Auftakt zu Verhandlungen im Rahmen einer Übergangszeit.

Mit Blick auf die Einzelwerte gab es im Dax kaum Gewinner. Eine positive Ausnahme waren die Papiere der Deutschen Bank , die erstmals seit November 2018 wieder mehr als 8,50 Euro kosteten. Das Niveau hielten sie nicht nachhaltig, sie blieben aber mit 1,3 Prozent Plus der Dax-Spitzenreiter. Eine bessere Einschätzung der bisher besonders skeptischen Analysten der Societe Generale verlieh ihnen Auftrieb.

Mit einem Plus von 0,8 Prozent folgten im Dax die Aktien von Bayer . Die US-Umweltbehörde EPA hält das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat im Gegensatz zu einigen Gerichtsurteilen weiterhin nicht für krebserregend. Bayer kann Unterstützung derzeit gut gebrauchen, weil der Konzern in den USA mit einer Flut von Klagen konfrontiert ist.

Im MDax blieben die K+S , die jüngst auf ein Tief seit 2004 gefallen waren, mit einem Anstieg um fast 3 Prozent auf Erholungskurs. Rückenwind gab hier die Spekulation, dass der Salz- und Düngemittelkonzern zu einem Übernahmeziel werden könnte. Gestreut wurde diese Fantasie von den Börsenbrief-Autoren aus dem Hause Bernecker.

Am MDax-Ende wurde es für die Aktionäre von Thyssenkrupp ein trüber Tag. Anlässlich der Hauptversammlung des Industrie- und Stahlkonzerns knickten die Anteilsscheine um 3,6 Prozent ein. Konzernchefin Martina Merz sieht ihr Unternehmen "in einer ausserordentlich angespannten Lage".

Im SDax sorgte die zuletzt moderat im Plus liegende Traton-Aktie mit einem Vorstoss in den USA für Gesprächsstoff. Die Lkw-Tochter von VW will sich den dortigen Lkw-Hersteller Navistar komplett einverleiben. Dessen Aktien schossen in den USA vorbörslich um die Hälfte nach oben.

Auf Augenhöhe mit dem Dax fiel am Freitag auch der 0,4 Prozent schwächere Eurozonen-Leitindex EuroStoxx . Auch in New York zeichnet sich ein schwächerer Start in den Freitagshandel ab. Ein vorbörslich erwarteter Kurssprung beim Handelsriesen Amazon um mehr als zehn Prozent wegen gefeierter Quartalszahlen scheint hier die Stimmung nicht entscheidend zu prägen.

Der Eurokurs hat am Freitag den schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone getrotzt. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1052 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1029 Dollar festgesetzt.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind unter dem Strich gestiegen. Die gegenläufige Umlaufrendite fiel daher von minus 0,40 Prozent am Vortag auf minus 0,42 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,06 Prozent auf 144,88 Punkte zu. Der Bund-Future gewann 0,24 Prozent auf 174,72 Zähler./tih/fba

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---