MÜNCHEN (dpa-AFX) - Weiterhin gute Geschäfte mit Bau- und Heimwerkerprodukten und eine Erholung der Polysilizium-Sparte haben Wacker Chemie im dritten Quartal gestützt. Rückenwind lieferten zudem niedrigere Rohstoffkosten und das laufende Sparprogramm. Das half, die generellen Belastungen durch die Corona-Pandemie in anderen Bereichen ein Stück weit aufzufangen, wie Wacker Chemie am Donnerstag in München mitteilte. Die Gewinne des Konzerns übertrafen die Erwartungen und die Investoren griffen bei den Aktien zu.

Mit einem Kursplus von 4,77 Prozent auf 85,64 Euro zählten die Papiere zu den Favoriten im Mittelwerteindex MDax, zu dem sie seit September zählen. Mit einem Zuwachs um mehr als ein Viertel im bisherigen Jahresverlauf liegen sie auch hier weit vorn im Index der mittelgroßen Werte.

Dass sich das Management um Konzernchef Rudolf Staudigl weiterhin keinen konkreten Jahresausblick zutraut, störte die Anleger nicht. Es hieß lediglich erneut, Umsatz und operatives Ergebnis (Ebitda) dürften 2020 fallen, während der Netto-Mittelzufluss deutlich steigen soll.

Lediglich die möglichen negativen Folgen des erneuten Corona-Lockdowns dürften die Konzernführung vor der Nennung konkreterer Ziele abgehalten haben, glaubt Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. Denn: Der Auftragseingang signalisiere eine gutes Schlussquartal. Zwar könnten zum Jahresende hin Kosten in Höhe von 40 bis 50 Millionen Euro im Zusammenhang mit der laufenden Restrukturierung fällig werden, dafür dürfte aber im Schlussquartal der Großteil der für das zweite Halbjahr signalisierten Einsparungen von 50 Millionen Euro erreicht werden.

Wacker Chemie tritt schon seit einiger Zeit auf die Kostenbremse, um sich gegen größeren Konkurrenzdruck zu wappnen. Dazu gehört auch ein Stellenabbau. Ab Ende 2022 sollen die Kosten dadurch um 250 Millionen Euro niedriger ausfallen.

Neben niedrigeren Rohstoffpreisen wirkte das Sparprogramm bereits im dritten Quartal. Der Umsatz fiel im Jahresvergleich zwar um 7 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging aber nur auf den ersten Blick um 30 Prozent auf 190,8 Millionen Euro zurück, weil das Unternehmen vor einem Jahr eine hohe Versicherungszahlung erhalten hatte. Diesen Effekt herausgerechnet legte der operative Gewinn um fast ein Fünftel zu und übertraf damit die durchschnittliche Analystenschätzung. Unter dem Strich blieben 67,7 Millionen Euro hängen nach 86,3 Millionen Euro vor einem Jahr.

Gut lief es im Sommerquartal vor allem im Geschäft mit Materialien für die Bauindustrie. So werden die Polymere des Konzerns unter anderem Zement, Fliesen- und Teppichklebern und Dichtmaterialien beigemischt, um je nach Anwendungsbereich die gewünschten Eigenschaften zu erzielen.

Zudem erholte sich das Geschäft mit Solarsilizium dank einer wieder anziehenden Nachfrage und steigenden Preisen. Das zuletzt sehr schwierige Geschäft profitierte dabei auch von einem Produktionsausfall der chinesischen Konkurrenz.

Im Geschäft mit Silikonen, also etwa Dicht- und Schmierstoffen, standen Umsatz und Gewinn allerdings weiter unter Druck - trotz einer schrittweisen Erholung der Nachfrage etwa aus der Autobranche. Gerade die Preise für Standardsilikone, also Massenwaren, schwächeln weiter./mis/tav/fba