Die Inflationsdynamik ist ungebrochen. Die im Zuge des Kriegs in der Ukraine massiv gestiegenen Energiepreise treiben die Teuerungsraten auf Höhen, die zuletzt in den 1970er Jahren gemeldet wurden.

Die höheren Öl- und Gaspreise werden von Unternehmen und Dienstleister in immer stärkerem Ausmass auf Kunden überwälzt. Damit gewinnt der Preisauftrieb an Breite. Es dürfte nun auch mit deutlich höheren Lohnforderungen als Ausgleich für die Inflation gerechnet werden.

Nicht nur Deutschland sondern die gesamte Eurozone hat ein Inflationsproblem. In Spanien stieg die Teuerung im März auf knapp 10 %. Das Mantra der Europäischen Zentralbank (EZB), dass die Inflationsraten ab dem kommenden Jahr wieder auf EZB-Zielniveau von 2 % liegen würden, verfängt nicht mehr.

Die europäischen Währungshüter sind zum Handeln aufgefordert. Die EZB läuft erstmalig seit der Gründung Gefahr, ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Es ist jetzt nicht die Zeit, um die Hände in den Schoss zu legen. Die US-Notenbank Fed hat bereits verstanden, was zu tun ist, nämlich das geldpolitische Steuer massiv herumzureissen, und sei es zu Lasten des Wirtschaftswachstums.

Bleiben die europäischen Währungshüter zu gelassen, besteht die Gefahr, dass zu einem späteren Zeitpunkt umso drastischer reagiert werden muss. Die US-Notenbank musste diese schmerzliche Erfahrung Anfang der 1980er Jahren machen.

In den vergangenen Tagen liessen einzelne Kommentaren von EZB-Offiziellen zumindest auf Läuterung schliessen. Mit Blick auf den geldpolitischen Straffungskurs wird von einzelnen Notenbankmitgliedern der Plural verwendet, es könnte also mehr als eine Zinserhöhung zu erwarten sein. Ob es auf den Fluren des EZB-Hochhauses im zweiten Halbjahr tatsächlich betriebsamer zugeht, bleibt derweil abzuwarten. Wir sind noch skeptisch, ob die EZB tatsächlich die Dringlichkeit des gegenwärtigen Inflationsproblems erkennt.

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VP Bank AG published this content on 30 March 2022 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 30 March 2022 13:32:03 UTC.