Börsen-Zeitung: Ohne Moos nix los, Kommentar zu Fintech von Björn

Godenrath

Frankfurt (ots) - Rund 100 Mill. Euro will die Stadt Hamburg für

einen neuen Venture-Fonds mobilisieren, der Anschlussfinanzierungen

für Start-ups der späteren Wachstumsphase bereitstellt. Einen

entsprechenden Antrag haben SPD und Grüne dieser Tage in die

Bürgerschaft eingebracht. Die bereits einen Frühphasenfonds nährende

Hansestadt lässt sich nicht lumpen, wenn es um die Förderung junger

Unternehmen geht, und steuert selbst 10 Mill. Euro zu dem Vehikel

bei. Und in Berlin werden längst die Früchte einer Subventionspolitik

für die Ansiedelung von Gründern geerntet, die Ende der neunziger

Jahre ihren Anfang nahm.

In der Bankenmetropole Frankfurt übt sich die öffentliche Hand

derweil in Zurückhaltung, wenn es darum geht, Infrastruktur für die

Ansiedlung von Fintechs bereitzustellen. Gerungen wird um 25 Mill.

Euro, die über einen Zeitraum von fünf Jahren benötigt würden, um die

Kräfte am Finanzplatz zu bündeln. Teil des Konzeptes ist auch ein

Fintech-Zentrum als Anlaufstelle für alle im Gründer-Ökosystem.

Gesucht wird ein Ort mit Strahlkraft, der aber auch chillig genug ist

für jene Protagonisten, die es bislang vor allem an die Spree zieht.

Zur Wochenmitte werden Konzepte dafür präsentiert, was dem Land

Hessen und der Wirtschaftsförderung der Stadt Erkenntnisse vermitteln

soll, wie ein solcher Prozess begleitet werden kann.

So lobenswert es ist, dass die Politik nun endlich mal Initiative

zeigt, so muss man doch im selben Atemzug konstatieren, dass, wenn es

in dem Tempo weitergeht, die Mainmetropole niemals den Anschluss an

das herstellen kann, was die Finanzplätze London und Luxemburg schon

längst auf den Weg gebracht haben. In Canary Wharf gibt es schon seit

drei Jahren einen Inkubator, der alle Teile der Branche anzieht. Und

Vertreter der Londoner Wirtschaftsförderung sind sich nicht zu

schade, auf Konferenzen in Frankfurt aufzuschlagen, um deutschen

Fintechs die Ansiedelung an der Themse schmackhaft zu machen - so

sieht aktive Finanzplatzpolitik aus.

Es ist ein Armutszeugnis für Frankfurt, dass eine Stadt mit

Gewerbesteuereinnahmen von 1,675 Mrd. Euro (115 Mill. Euro über Plan)

nicht mal ein paar Euro auf den Tisch legt, um private Initiativen zu

flankieren. Eine solche Behäbigkeit kann man sich nicht leisten,

nachdem nun zwei Jahre lang verdammt wenig passiert ist bei der

Fintech-Förderung - ohne Moos nix los. Aber auch Banken und

Börsenbetreiber sind gefordert, jenseits ihrer konzerneigenen

Initiativen einen Beitrag zur Errichtung eines gemeinsamen Daches zu

leisten.

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