BERLIN (dpa-AFX) - Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft hat sich mit Blick auf den Fall Nawalny gegen einen Abbruch des Erdgas-Projekts Nord Stream 2 ausgesprochen. "Auf die Vergiftung Nawalnys mit weiteren Wirtschaftssanktionen zu reagieren, die dann wieder an der Sache völlig unbeteiligte Unternehmen und die russische Bevölkerung treffen würden, halten wir für falsch", sagte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Oliver Hermes, am Donnerstag.

Der russische Regierungskritiker Alexej Nawalny ist nach Untersuchungen eines Spezial-Labors der Bundeswehr mit dem chemischen Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die russische Regierung eindringlich zur Aufklärung des Falls aufgefordert. Die Pipeline Nord Stream 2 wird durch die Ostsee gebaut und soll Erdgas von Russland nach Deutschland transportieren.

"Der Giftanschlag auf den russischen Oppositionspolitiker Nawalny lässt niemanden kalt", sagte Hermes. Die Hintergründe der Tat sollten nun gemeinsam mit Russland umfassend und transparent aufgeklärt werden. "Wir dürfen nicht zulassen, dass sich dieser Vorfall zu einer dauerhaften Belastung unserer bilateralen Beziehungen entwickelt und damit auch die deutsch-russischen Wirtschaftskontakte weiter beeinträchtigt." Zugleich sagte Hermes, die Kanzlerin habe aus guten Gründen eine Vermischung des Falls etwa mit Sanktionen gegen Nord Stream 2 abgelehnt.

Unter anderem die Grünen hatten als Reaktion auf die nachgewiesene Vergiftung Nawalnys einen Abbruch des deutsch-russischen Pipeline-Projekts gefordert./hoe/DP/nas