Uniper SE Hauptversammlung

Düsseldorf, 15. Mai 2024

Ausführungen

Michael D. Lewis

Vorstandsvorsitzender

Redetext vorab veröffentlicht am 14. Mai 2024.

Die während der Hauptversammlung gehaltene Rede kann von diesem Vorab-Manuskript abweichen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen zur 10. Hauptversammlung von Uniper. Wir freuen uns sehr, dass Sie sich heute dazugeschaltet haben.

Wir werden in den nächsten Stunden zurückblicken auf das letzte Geschäftsjahr. Und wir werden über die Zukunft von Uniper sprechen. Darüber, vor welchen Herausforderungen wir stehen. Welche Ziele wir haben. Und wie wir diese umsetzen werden. Dabei sind wir gespannt auf Ihren Blick auf die Dinge.

Lassen Sie mich aber zuerst einen Blick auf das vergangene Jahr werfen.

Wenn ich nur einen Satz hätte, um 2023 zu beschreiben, dann würde ich sagen: Uniper ist wieder da! Nach der Krise im Jahr 2022 war 2023 das Jahr des "Comebacks" - aber auch ein Jahr der Konsolidierung.

In der ersten Jahreshälfte wurde der Uniper-Vorstand vollständig neu besetzt. In dieser neuen Besetzung haben wir eine ehrgeizige Strategie für neues, grüneres Wachstum vorgestellt. Eine deutliche Beschleunigung unserer Transformation bis 2030!

Damit beschleunigen wir auch die Energiewende und tragen gleichzeitig dazu bei, den Industriestandort Deutschland und Europa zu erhalten.

Finanziell verlief das Jahr 2023 überraschend positiv. Wir haben die besten Finanzzahlen seit der Gründung Unipers erzielen können. Das bereinigte EBIT lag mit 6,4 Milliarden Euro rund 17 Milliarden Euro über dem des Krisenjahres 2022. Auch der bereinigte Konzernüberschuss lag mit 4,4 Milliarden Euro deutlich über dem Vorjahr.

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Diese außergewöhnlich guten Ergebnisse haben wir auf Basis einer starken operativen Leistung in einem vorteilhaften Marktumfeld erzielt. Wir haben aber auch in hohem Maße von Absicherungsgeschäften im Bereich der fossilen Stromerzeugung sowie im Gas-Midstream Geschäft profitiert.

Zudem entfielen 2023 die Mehrkosten der Gasersatzbeschaffung für die nicht gelieferten Mengen aus Russland. Vielmehr konnten wir rund 2,3 Milliarden Euro einsparen, indem offene Gaslieferverpflichtungen erfolgreich durch Termingeschäfte abgesichert wurden.

Uniper benötigte daher 2023 keine weiteren Eigenkapitalzuschüsse vom Bund. Eigenkapitalzuführungen seitens des Bundes wurde damit früher als erwartet beendet und fielen deutlich geringer aus als zu Beginn erwartet. Insgesamt haben wir 13,5 Milliarden Euro der zur Verfügung gestellten 33 Milliarden Euro in Anspruch genommen.

Als Folge bestätigte die Rating-Agentur S&P im Juni 2023 unser langfristiges Kreditrating von BBB- und änderte den Ausblick von negativ auf stabil. Wie Sie wissen, ist ein Investment-Grade-Rating ein entscheidendes Element für unsere Geschäftstätigkeit und unseren Zugang zum Kapitalmarkt.

Auch durch Ihre Zustimmung zu einer Kapitalherabsetzung im Dezember 2023, verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, wird Uniper für Investoren wieder interessanter. Wir haben den Bilanzverlust zum Ende des Geschäftsjahres 2023 ausgeglichen und die Voraussetzungen für mögliche künftige Ausschüttungen geschaffen.

Auch die Umsetzung der EU-Auflagen im Zusammenhang mit unserer Stabilisierung verläuft planmäßig. Diese Auflagen erfordern den Verkauf bestimmter nicht-strategischer Beteiligungen bis Ende 2026. Bereits abgeschlossen haben wir den Verkauf des Handelsgeschäfts mit Schiffs- kraftstoffen in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

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Gleiches gilt für den Verkauf unserer 20-prozentigen indirekten Beteiligung an der BBL-Pipeline. Zudem haben wir den Verkauf des Gaskraftwerks in Gönyü, Ungarn, bekannt gegeben. Die Veräußerung und Abwicklung des Stromgeschäfts in den USA ist bereits in einem weit fortgeschrittenen Stadium.

Wir haben mit unserer Strategie die Weichen für die Zukunft gestellt:

Es ist uns gelungen, im Jahr 2023 eine Reihe wichtiger Projekte anzustoßen. In meiner Muttersprache sagt man dazu:

"We hit the ground running".

Dazu gehört der Energiepark Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt. Dort werden Produktion, Transport, Speicherung und die wirtschaftliche Nutzung von grünem Wasserstoff realisiert. Im November wurde mit TotalEnergies als Abnehmer die Lieferkette geschlossen.

Das Forschungsprojekt HyStorage ist ein anderes vielversprechendes Projekt, bei dem wir die bestehende Erdgasinfrastruktur mit Blick auf den potenziellen Übergang zu grünem Wasserstoff testen.

Deutschlands erstes Flüssiggas-Terminal in Wilhelmshaven leistet bereits heute einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des Energiesystems. Künftig wird der Standort eine tragende Rolle beim Import von grünen Gasen wie Ammoniak spielen.

Unsere Ambitionen im Bereich der erneuerbaren Energien konnten wir mit der Ankündigung zur Errichtung diverser Photovoltaikanlagen untermauern. Zwei der Anlagen sollen in Niedersachsen stehen und insgesamt über 300 Megawatt Peak liefern. Ein weiteres Portfolio, unser erstes in Ungarn, wird mit einer Gesamtkapazität von rund 280 Megawatt Peak an den Start gehen.

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Neben all den Veränderungen und neuen Entwicklungen bleibt eine Sache unverändert: Uniper ist systemrelevant. Wir waren, sind und bleiben ein verlässlicher Partner für unsere Kunden. Wir sind stolz darauf, dass unsere Kraftwerke vielfach als zentral für die Energieversorgung eingestuft wurden.

Ich halte für 2023 fest: Wir haben Uniper in Rekordzeit finanziell stabilisiert, bilanziell gut aufgestellt und fit gemacht für die Zukunft.

Wir danken Ihnen, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr Vertrauen. Gerne möchte ich an dieser Stelle auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Bund, unserem Hauptanteilseigner, hervorheben. Er hat uns bei allen wichtigen Entscheidungen unterstützt. Ganz sicher wäre Uniper ohne die Unterstützung zur rechten Zeit heute nicht dort, wo es ist.

Sehr geehrte Damen und Herren,

2024 ist ein Jahr des Aufbruchs für uns. Unser Fokus liegt auf der Projektentwicklung und dem Wachstum unserer strategischen Geschäftsfelder.

Wir planen bis 2030 rund acht Milliarden Euro in Projekte für grünes Wachstum und grüne Transformation zu investieren. Das Geld wird in die neu strukturierten Segmente "Green Generation", "Flexible Generation" und "Greener Commodities" fließen.

Im Bereich "Flexible Generation" wollen wir uns in Deutschland am Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke beteiligen. Die Bundesregierung diskutiert einen technologieneutralen Kapazitätsmechanismus. Das begrüßen wir, denn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind unsere Entscheidungsgrundlage.

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Noch vor der politischen Einigung sollen insgesamt zehn Gigawatt an wasserstofffähigen Gaskraftwerken im Rahmen der "Kraftwerksstrategie" ausgeschrieben werden. Wir wollen uns an diesem Vorhaben beteiligen.

Klar ist: Deutschland braucht zur Sicherung seiner Versorgung deutlich mehr Erzeugungskapazität als diese zehn Gigawatt. Wir erwarten daher, dass in einem zweiten Schritt im Rahmen des künftigen Kapazitätsmarktes weitere Kraftwerke gebaut werden. Auch hier wollen wir unseren Beitrag leisten.

Aber lassen Sie uns an dieser Stelle auf ein paar der heute schon bestehenden Beispiele erfolgreicher Standortentwicklung schauen:

Unser Walchensee-Kraftwerk in Bayern feiert in diesem Jahr sein 100- jähriges Jubiläum. Mit einer Jahreserzeugung von rund 300 Millionen Kilowattstunden zählt es zu den größten Hochdruckspeicherkraftwerken in Deutschland und leistet einen wichtigen Beitrag zur CO-neutralen Energieversorgung.

Ein weiteres Beispiel ist das Speicherkraftwerk Happurg, ebenso in Bayern, das seit 13 Jahren nicht mehr in Gebrauch ist. Wir haben einen Plan zur Sanierung und Wiederinbetriebnahme vorgelegt. Damit gäbe es in Süddeutschland einen weiteren Garanten für flexibel verfügbaren, sauberen Strom. Wir bleiben nicht stehen, sondern investieren in umweltverträgliche Kraftwerke, die mit Augenmaß ausgebaut werden können.

Auch beim Kohleausstieg herrscht bei uns kein Stillstand. Noch in diesem Jahr werden wir die letzten Blöcke des Steinkohlekraftwerks Ratcliffe in Großbritannien vom Netz nehmen. Dabei veranschaulicht Ratcliffe auf beeindruckende Art und Weise die Transformation unseres Portfolios.

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Nachdem das Kraftwerk Ende September 2024 die Stromerzeugung einstellt, ist geplant, dort mit der Produktion von nachhaltigem Wasserstoff zu beginnen.

Eine Epoche geht zu Ende, etwas Neues beginnt.

Auch bei der Wasserstoffspeicherung legen wir großen Wert darauf, dass wir möglichst bestehende Anlagen und Infrastruktur nutzen. Wir treiben zum Beispiel die Entwicklung von Salzkavernen für die Speicherung von Wasserstoff im niedersächsischen Krummhörn voran - mit dem Ziel, dem Markt vor Ende 2030 eine Speicherkapazität von 250 bis 600 Gigawattstunden zur Verfügung zu stellen.

Die Wasserstoffspeicherung ist ebenso wichtig für die Transformation wie der Bau neuer Kraftwerke. Zwischen dem berechneten Bedarf und den aktuell verfolgten Speicherprojekten klafft aktuell noch eine große Lücke. Hier gibt es also noch jede Menge zu tun, und Uniper hat den Anspruch, auch bei der Speicherung von Wasserstoff künftig eine führende Rolle einzunehmen.

Neben dem Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist die Abscheidung und unterirdische Speicherung von CO2ein wichtiger Hebel zur Dekarbonisierung der Industrie und möglicherweise von Gaskraftwerken. Wir müssen alle möglichen Technologien nutzen, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Uniper profitiert in diesem Bereich von den Erfahrungen in Großbritannien. Dort planen wir die Entwicklung eines neuen Kraftwerks mit CO2-Abscheidung auf dem Gelände in Connah's Quay.

Mit Projekten wie diesem tragen wir dazu bei, die Dekarbonisierung unserer Kunden mit sicherer, grünerer und vor allem bezahlbarer Energie voranzutreiben. Nur so kann eine nachhaltige Transformation gelingen. Sie muss gesellschaftlich und wirtschaftlich tragbar sein und auch wir als Unternehmen müssen davon profitieren.

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Weitere Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit sind unser langfristiger Liefervertrag für Grünstrom mit der Deutschen Bahn sowie die Unterstützung unseres Kunden SKW Piesteritz, um der wachsenden Nachfrage nach Ammoniak und Wasserstoffderivaten gerecht zu werden.

Aber nicht nur bei der Umsetzung unserer Strategie, sondern auch bei der Positionierung am Kapitalmarkt haben wir weitere wichtige Fortschritte gemacht: Im März hat die Ratingagentur S&P unser Stand- Alone-Kreditprofil von "b" auf "bb" hochgestuft. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einem eigenständigen Investmentgrade-Rating und zur Wiedererlangung der Kapitalmarktfähigkeit von Uniper.

Eine syndizierte Bankenfinanzierung unterstützte uns ebenfalls bei unserer finanziellen Stabilisierung. Auch die frühzeitige Refinanzierung der syndizierten Kreditlinie im März zeigt: Der Kapital- und Finanzierungsmarkt schätzt unsere zurückgewonnene Stabilität genauso wie unsere neue strategische Ausrichtung.

Uniper ist gut und im Einklang mit unseren Erwartungen in das Jahr 2024 gestartet. Im ersten Quartal 2024 hat Uniper ein bereinigtes EBITDA von 885 Millionen Euro erzielt. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum lag das bereinigte EBITDA bei 991 Millionen Euro.

Die Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2024 können wir bestätigen. Wir erwarten weiterhin für das Gesamtjahr 2024 ein bereinigtes EBITDA in einer Bandbreite von 1,5 Milliarden Euro bis

2 Milliarden Euro und einen bereinigten Konzernüberschuss in einer Bandbreite von 0,7 Milliarden Euro bis 1,1 Milliarden Euro.

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Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

es gibt kaum ein Unternehmen in Europa, das sich selbst so schnell transformiert wie Uniper. In gut sechs Jahren wird die Farbe unseres Portfolios von Grau in Grün gewechselt sein. Das hört sich einfach an, wenn man das so sagt. Aber wir alle wissen: Das ist eine gewaltige Aufgabe in einem herausfordernden Gesamtumfeld.

Wir haben uns ambitionierte Ziele gesetzt. Sie zu erreichen, ist kein Selbstläufer, aber machbar. Unser Leitprinzip dabei ist Pragmatismus. Auch wenn manche Dinge nicht perfekt sind: Es ist in unserer Verantwortung, zu den bestmöglichen Ergebnissen zu kommen. Das können Sie als Anteilseigner von uns erwarten.

Die Kraftwerksstrategie ist ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen Energiesystem. Wir dürfen aber nicht abwarten und sollten auf dem Weg lieber auch Zwischenlösungen in Kauf nehmen, die uns einen Schritt weiterbringen.

Bei der Betrachtung von Lösungsansätzen darf unser Blick nicht am Tellerrand enden. Wir sollten nie national, sondern europäisch denken und handeln. Die anstehende Europawahl ist von großer Bedeutung für die weitere Energiepolitik. Damit meine ich Energiepreise, genauso wie Versorgungssicherheit, und weitere Fortschritte bei der Dekarbonisierung. All das hat unmittelbare Auswirkungen auf unseren Wohlstand, und beeinflusst am Ende auch Frieden und Freiheit - mehr als wir manchmal denken.

Das ist der Grund, warum Uniper und ich als CEO, die Kampagne: "Wir stehen für Werte" unterstützen. Der 9. Juni 2024 ist der Tag der Europawahlen und damit ein besonderer Moment. Ich habe unsere Mitarbeitenden gebeten, zur Wahl zu gehen.

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Wir alle sollten wissen, was auf dem Spiel steht: für jeden von uns, aber insbesondere für Uniper. Ich bitte Sie und alle, die das EU-Wahlrecht haben: Nehmen Sie an der Wahl am 9. Juni teil und wählen Sie die EU, in der Sie morgen leben wollen! Europa muss frei, gerecht, respektvoll und fair bleiben.

Meine Damen und Herren,

Uniper ist auf einem guten Weg - sowohl finanziell als auch operativ. Wir sind "The beating heart of energy". Durch uns schlägt das Herz der Energieversorgung laut hörbar, verlässlich und sicher.

Tag für Tag leisten unsere großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hierzu einen Beitrag - vor Ort in unseren Kraftwerken in Europa und in unseren Büros weltweit. Wir, der Vorstand, bedanken uns auf das Herzlichste bei dem gesamten Uniper-Team. Bedanken möchten wir uns ebenfalls bei unseren Kunden, unseren Geschäftspartnern und natürlich noch einmal bei Ihnen, liebe Aktionärinnen und Aktionäre.

Gemeinsam werden wir die Energiewende gestalten und eine nachhaltige Zukunft schaffen. Darum geht es.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Dieses Dokument enthält möglicherweise bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf den gegenwärtigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung der Uniper SE und anderen derzeit für diese verfügbaren Informationen beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken und Ungewissheiten sowie sonstige Faktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder die Performance der Gesellschaft wesentlich von den hier abgegebenen Einschätzungen abweichen. Die Uniper SE beabsichtigt nicht und übernimmt keinerlei Verpflichtung, derartige zukunftsgerichtete Aussagen zu aktualisieren oder an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.

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Uniper SE published this content on 14 May 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 14 May 2024 07:31:03 UTC.