Berenberg gelangt nach Durchsicht der Ergebnisse des Bankenstresstests der Europäischen Bankaufsichtsbehörde EBA für 2023 zu einem insgesamt positiven Ergebnis. Unterstrichen worden sei die Widerstandsfähigkeit der 70 Banken, welche 75 Prozent der gesamten Aktiva der EU-Banken abdeckten. Der Sektor werde mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis des 6,5-fachen für 2024 gehandelt, was die anhaltenden Bedenken der Anleger über die Qualität der Aktiva und die Liquidität angesichts der zahlreichen Insolvenzen von US-Regionalbanken unterstreiche.

Die Ergebnisse hätten eine Verbesserung der finanziellen Robustheit der Banken in Bezug auf die Qualität von Kapital und Vermögenswerten gezeigt - was auch die Kapitalausschüttungsziele der Banken unterstütze, wobei die Gesamtrendite des Sektors in den nächsten drei Jahren bei rund 10 Prozent pro Jahr liege.

Unter den einzelnen untersuchten Instituten hätten sich im verbesserten Ergebnis der Unicredit die bisherigen Bemühungen zum Abbau von Risiken gezeigt. Der Spitzenverlust der Unicredit bei der harten Kernkapitalquote (CET1) im adversen Szenario habe 403 Basispunkte erreicht, was trotz der strengeren Annahmen eine wesentliche Verbesserung gegenüber den 592 Basispunkten aus dem Stresstest von 2021 darstelle. Unicredit komme zwar auf einen höheren Wert als Intesa Sanpaolo mit 317 Basispunkten. Das Ergebnis der Unicredit sei trotzdem ein gutes Vorzeichen für die umfangreichen Kapitalausschüttungspläne.

Die Ergebnisse der Benelux-Banken werfen nach Ansicht von Berenberg einige Fragen auf. So habe sich deren gestresster CET1-Verlust im Vergleich zum Stresstest 2021 erhöht: Für ABN Amro sei er um etwa 70 Basispunkte, für KBC um etwa 90 Basispunkte und für ING um rund 120 Basispunkte gestiegen. Der CET1-Stressverlust von ABN sei mit 484 Basispunkten geringer als jener von ING mit 554 Basispunkten, was zum Teil auf den Risikoabbau im Bereich CIB im Jahr 2021 zurückzuführen sei. Gestärkt sieht Berenberg die Fähigkeit von ING und ABN, überschüssiges Kapital zurückzugeben.

Durch die Verbesserung des Ergebnisses von Santander gehört die spanische Bank zu den besten Teilnehmern des Tests, wie Berenberg feststellt: Der gestresste CET1-Verlust von 170 Basispunkten sei der sechstniedrigste der 70 Banken - knapp hinter Bankinter. Es sei eine Verbesserung um 154 Basispunkte gegenüber dem Ergebnis von 2021 erreicht worden. Das Ergebnis von Santander falle auch niedriger als der Spitzenwert des CET1-Verlusts von BBVA von 295 Basispunkten aus - eine Verbesserung um 10 Basispunkte gegenüber 2021 im negativen Szenario. Die Ergebnisse von Santander sollten von Anlegern positiv aufgenommen werden. Zuletzt habe die Sorge um die Qualität der Aktiva in Nicht-EU-Ländern die Aktie belastet.

Die Caixabank liege im Mittelfeld der spanischen Gruppe: Ihr gestresster CET1-Verlust liege mit 313 Basispunkten zwar unter dem Median des Sektors von 434 Basispunkten, aber am oberen Rand des Durchschnitts der inländischen Wettbewerber. Nur Unicaja und Sabadell lägen darüber.

Societe Generale und Deutsche Bank verbesserten sich, stellt Berenberg hier fest, sie blieben aber schwächer als der Durchschnitt. Die konsensualen durchschnittlichen Gesamtausschüttungen beider Banken lägen unter 50 Prozent der prognostizierten Gewinne, so dass das Ergebnis der Stresstests nur ein geringes Risiko für diese Erwartungen darstelle.

Die Bank of Ireland habe besser abgeschnitten als die irische AIB. Das Stressergebnis der AIB habe sich aber um 50 Basispunkte zum Ergebnis von 2021 verbessert und das der Bank of Ireland um 100 Basispunkte. Die langsamere Verbesserung der AIB im Vergleich zur Bank of Ireland werfe Fragen auf, insbesondere angesichts der Konsolidierung des Sektors im Land.

Die Credit Agricole schnitt laut Berenberg im Vergleich zu ihren Konkurrenten schlecht ab. Sie sei die einzige der großen börsennotierten französischen Banken, deren gestresster CET1-Verlust in der Übung 2023 gegenüber 2021 angestiegen sei. Obwohl die Gruppe mit 17,2 Prozent über eine hohe Ausgangskapitalposition verfüge, könnten Bedenken über die Fähigkeit aufkommen, die Credit Agricole in einer Stressphase zu unterstützen. Dies könne zu höheren Kapitalanforderungen für Credit Agricole führen.

Das Ergebnis von Nordea sei stark ausgefallen und habe 341 Basispunkte CET1-Verlust von der Spitze bis zum Ende sowie 30 Basispunkte Verbesserung zum Ergebnis von 2021 ergeben, was keine große Überraschung sein sollte und die Kapitalausschüttungspläne der Bank unterstütze. Die nordischen Wettbewerber hätten ebenfalls positiv abgeschnitten, mit einer durchschnittlichen Verbesserung von 20 Basispunkten gegenüber dem Stresstestergebnis von 2021. Dies wirke positiv angesichts der anhaltenden Bedenken über die Qualität von gewerblichen Immobilienkrediten, insbesondere in Schweden.

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July 31, 2023 07:01 ET (11:01 GMT)