Zürich (awp) - Die Grossbank UBS publiziert am Freitag, 27. Januar das Geschäftsergebnis für das vierte Quartal 2016. Zum AWP-Konsens haben insgesamt neun Analysten beigetragen.

Q4 2016E       
(in Mio CHF)           AWP-Konsens    Q3 16A   Q4 15A 

Geschäftsertrag           6'856       7'029    6'775
Gewinn vor Steuern          362         877      234
Konzernergebnis             296         827      949

- Rückstellungen 
für Rechtsrisiken           421         419      365
- Restrukturierungskosten   388         444      440

Fokus: Es dürfte erneut ein schwieriges Quartal für die UBS gewesen sein. Analysten gehen - auch wegen Sondereffekten - von einem deutlich tieferen Gewinn aus als im Vorjahr, auch wenn der ein oder andere eine positive Überraschung nicht ausschliesst. Auch das Schlussquartal dürfte von einem schwierigen Ertragsumfeld, geringer Kundenaktivität und moderaten Geldflüssen geprägt gewesen sein.

Als positiv wird eine "gute" Handelsaktivität im Dezember, höhere US-Zinsen, anziehende Aktienmärkte sowie ein zum Franken stärkerer US-Dollar genannt. Mit Blick auf die Divisionen scheint sich das Umfeld für das Investment Banking im vierten Quartal insgesamt verbessert zu haben, wie auch an den ersten Resultaten der US-Banken abzulesen ist. Für die UBS werden wegen eines anderen Produkte- und Regionenmix (viel stärkerer Fokus auf Aktien und Asien/Europa) jedoch tiefere Wachstumsraten erwartet.

Von Interesse dürften Einschätzungen zum neuen US-Präsidenten Donald Trump sein sowie die Erwartungen bezüglich der weiteren Zinsentwicklung; und auch der Brexit bleibt ein Thema für die Finanzbranche. Die UBS könnten möglicherweise tausende Jobs aus London an andere EU-Standorte verlegen. CEO Sergio Ermotti sagte vergangene Woche, Entscheidungen könnten Ende des Jahres fallen, und Verlagerungen dürften zwölf bis 15 Monate in Anspruch nehmen.

Stark im Fokus bleiben am Markt auch die Fortschritte beim laufenden Kostenprogramm, die Höhe der Restrukturierungskosten, anstehende Regulierungsverschärfungen und entsprechend die Kapitalisierung der UBS.

Mit Blick auf Rechtsfälle stellt sich - nach der erfolgten Einigung der US-Behörden mit der Credit Suisse und der Deutschen Bank im Zusammenhang mit sogenannten Residential Mortgage-backed Securities (RMBS), also US-Hypothekenpapieren - die Frage, ob bei der UBS zusätzliche Rückstellungen zu erwarten sind. Und ob es bereits Fortschritte auf dem Weg zu einer Bereinigung gibt.

In Sachen Ausblick ist die UBS traditionell sehr zurückhaltend. Dennoch erhoffen sich einige Experten positive Aussagen mit Blick auf 2017 - auch wegen des Aufwärtspotentials gerade im Vermögensverwaltungsgeschäft. Die Grossbank hat wiederholt betont, dass sie sich selbst gut aufgestellt sieht, sodass sie auch von einer lediglich moderaten Verbesserung des Umfelds profitieren dürfte.

ZIELE: Die Ziele für die Gruppe lauten aktuell (Bandbreiten für nachhaltige Performance über den Zyklus):

. Kostenreduktionsziel von 2,1 Mrd CHF bis Ende 2017 (im Vergleich zu 2013)
. Bereinigtes Aufwand-Ertrags-Verhältnis: 60%-70%
. Bereinigte Rendite auf Eigenkapital abzüglich Goodwill und anderer 
  immaterieller Vermögenswerte (RoTE): Ziel >15%
. CET1-Quote (Basel III; vollständig umgesetzt): mindestens 13%
. RWA* (vollständig umgesetzt): kurz- bis mittelfristig
  rund 250 Mrd CHF erwartet
. LRD* (Basel III; vollständig umgesetzt): kurz- bis mittelfristig 
  rund 950 Mrd CHF erwartet

*auf Basis bekannter Finma-Multiplikatoren und Veränderungen der Methodik für 
 RWA und unter Annahme normalisierter Marktbedingungen für RWA und LRD

Pro Memoria: Die Vergleichsbasis aus dem Vorjahr ist stark, da die UBS im vierten Quartal 2015 im volatilen Finanzmarktumfeld nicht zuletzt wegen hohen Steuergutschriften gegen eine Milliarde Gewinn erzielt hat. Deswegen gab es auch zusätzlich zur ordentlichen Dividende von 60 Rappen je Aktie eine Sonderdividende von 25 Rappen. Für 2016 hat Konzernchef Ermotti bereits eine stabile ordentliche Dividende in Aussicht gestellt. "Dafür werden wir unser Möglichstes tun", sagte er anlässlich der Zahlenvorlage zum dritten Quartal Ende Oktober.

Im dritten Quartal 2016 lief vor allem das Wealth Management in den USA und das Schweizer Geschäft gut, während die Vermögensverwaltung in Europa und Asien sowie das Investment Banking weniger einbrachten als im Vorjahr. Keine weiteren Fortschritte machte die Bank bis Ende September in Bezug auf die Kapitalisierung: Die harte Kernkapitalquote (CET 1, vollst. umgesetzt) war mit 14,0% etwas rückläufig, die entsprechende Leverage Ratio verharrte bei 3,4%.

In Sachen Rechtsfällen ist neben dem US-Hypothekenstreit der Steuerstreit mit Frankreich einer der grösseren der zahlreichen offenen Rechtsfälle bei der UBS. Mitte Januar blitze die Grossbank mit ihrem Rekurs gegen eine Milliarden-Kaution vor dem Europäische Gerichtshof für Menschenrechte endgültig ab. Die französische Justiz hatte die Bank 2014 verpflichtet, eine Kaution in Rekordhöhe von 1,1 Mrd EUR zu zahlen.

In den USA könnte sich die UBS zudem nun auch mit Privatklagen wegen der Manipulation des Libor-Zinssatzes zu Zeiten der Finanzkrise konfrontiert sehen. Das oberste US-Gericht hat eine Beschwerde von drei US-Banken gegen die Zulassung der Klagen abgewiesen, berichteten verschiedene Nachrichtenagenturen vergangene Woche.

Wegen Absprachen von Referenzzinssätzen und Zinsderivaten in der Finanzkrise wurden mehrere Grossbanken auch in der Schweiz bestraft. Wie im Dezember 2016 öffentlich wurde, hat die Weko eine beispiellose Serie von Bussen - insgesamt 99 Mio CHF - verteilt. Die UBS kam ohne Strafe davon, weil sie das Kartell in einem von mehreren Fällen offenlegte.

Mit Blick auf das Management wurde Anfang Jahr zudem bekannt, dass - nach Martin Blessing als Leiter des Schweiz-Geschäfts seit September 2016 - ein weiterer Ex-Commerzbank-Manager - und enger Vertrauter Blessings - zur UBS stösst. Michael Bonacker ist nun neuer Strategiechef.

Organisatorisch startete ausserdem Anfang Dezember 2016 die Europa-Bank in Frankfurt, in der die meisten der europäischen Aktivitäten im Bereich der Vermögensverwaltung zusammengelegt wurden: die Tochtergesellschaften in Deutschland, Italien, Luxemburg (in der bereits die Niederlassungen in Österreich, Dänemark und Schweden zusammengefasst sind), den Niederlanden und Spanien. Mit UBS Europa sollen in den kommenden Jahren sowohl die verwalteten Vermögen als auch die Gewinne im zweistelligen Bereich steigern.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie notiert aktuell bei 17,29 CHF (Stand Donnerstag 13.55 Uhr). Im vergangenen Jahr war der Kurs um 18% abgerutscht und schloss bei knapp 16 CHF. Damit hatte sich der Titel vom Tief bei unter 12 CHF Anfang Juli 2016 in der zweiten Jahreshälfte - insbesondere nach der Wahl von Trump seit Anfang November - noch klar erholt. Seit Anfang 2017 liegt aktuell ein Plus von gut 8% vor.

Homepage: www.ubs.com

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