FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem düsteren August kommt die Tui-Aktie im September langsam wieder auf die Beine. Eine Kaufempfehlung der Investmentbank Kepler Cheuvreux lockte am Montag weitere Käufer in die Papiere des Tourismuskonzerns. Am Montag gehörten sie mit einem Anstieg um 3,4 Prozent auf 5,59 Euro zu den klaren Gewinnern am deutschen Aktienmarkt. Obwohl die Aktie primär in London gelistet ist, wird sie auch an der Frankfurter Börse gehandelt.

Zum Monatswechsel war der Kurs mit 5,22 Euro noch auf einem Rekordtief angekommen, obwohl Tui einen starken Reisesommer hinter sich hat. Sorgen um das Wintergeschäft und die Verbrauchernachfrage in Inflationszeiten machten sich bemerkbar. Zuletzt gab es aber Signale, dass die Nachfrage in der Wintersaison auch hoch bleibt. In den vergangenen Tagen stabilisierte sich denn auch der Kurs. Bis zu acht Prozent haben die Papiere seit ihrem Tief gewonnen.

Dank einiger Kapitalerhöhungen sei der Konzern finanziell gestärkt, schrieb Kepler-Analyst Jürgen Kolb in seiner Studie, in der er die Bewertung der Aktien mit "Buy" aufnahm. Die Bilanz sei zwar noch verbesserungswürdig und so bleibe der Barmittelfluss ein wichtiges Thema. Eine Insolvenz könne mittlerweile aber ausgeschlossen werden.

Auch eine weitere Kapitalerhöhung hält er nicht mehr für notwendig. Nach der Rettung durch den Staat in der Corona-Krise hat Tui inzwischen alle geflossenen Gelder zurückgezahlt. Laut Kolb existiert noch eine Garantie der KfW-Bank über 1,1 Milliarden Euro, die bislang nicht in Anspruch genommen worden sei. Diese Sicherheitsleistung dürfte alsbald ersetzt werden, sobald das Kreditrating sich wieder bessere.

Aber Hoffnung gibt es auch für das Alltagsgeschäft. Der Reisehunger von Touristen nach der Pandemie könnte hoch bleiben, auch wenn die Inflation an den verfügbaren Einkommen zehrt. Laut Kolb sollten konjunkturelle Risiken zwar nicht ignoriert werden. Er schätzt aber, dass das Bedürfnis nach Reisen hoch bleibt. Tui habe außerdem viel Erfahrung darin, Kapazitäten unter schwierigen Geschäftsbedingungen zu planen. Mehr Gewissheit für die kommende Sommersaison werde es im Februar oder März 2024 geben.

Analyst Oliver Wojahn von AlsterResearch hatte derweil in der Vorwoche in einer Studie von positiven Signalen für den Winter berichtet. Er verwies auf einen Kommentar von Konzernchef Stefan Baumert, wonach die Top-Ziele ab November sehr gefragt seien. Dies bestätigt aus Sicht von Wojahn einmal mehr die Rückkehr zum Normalbetrieb und legt den Grundstock für verbesserte Finanzen und höheres Anlegervertrauen.

Der Tui-Aktienkurs spiegelt allerdings bisher noch wenig Optimismus wider: Nachdem Anfang 2020 in der Spitze noch mehr als 60 Euro gezahlt wurden, haben die Pandemie und mit ihr bedingte Kapitalerhöhungen tiefe Spuren hinterlassen. Eine Stabilisierung in den Sommermonaten bis über die 7-Euro-Marke war im August dahin. Mit einem Kursziel von 7,40 Euro sieht Kolb nun ein Drittel Kurspotenzial./tih/ag/mis