Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Ein mit Erleichterung aufgenommenes Sitzungsprotokoll der US-Notenbank hat am Mittwoch eine Erholung im späten Geschäft der Wall Street eingeleitet. Zuvor hatten die US-Börsen einen Teil der Entspannungshoffnungen im Ukraine-Konflikt wieder ausgepreist. Gestiegene Notierungen der vermeintlich sicheren Häfen Gold und Renten untermauerten die Ukraine-Sorgen. Der Dow-Jones-Index verlor 0,2 Prozent auf 34.934 Punkte, der S&P-500 gewann 0,1 Prozent und Nasdaq-Composite büßte 0,1 Prozent ein. Den 2.228 (Dienstag: 2.563) Kursgewinnern standen 1.138 (800) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 105 (110) Titel.

Neue Daten belegten die Stärke der Wirtschaft und die Notwendigkeit der Zinswende. Die Einzelhandelsumsätze im Januar fielen deutlich stärker als erwartet aus. Die Industrieproduktion kam ebenfalls stärker herein als prognostiziert, die Importpreise zogen stärker als erwartet an. Alle Daten lieferten eine Steilvorlage für steigende Zinsen.


   Fed-Protokoll beruhigt Gemüter 

Zwar ließ das Sitzungsprotokoll keinen Zweifel aufkommen am Willen der Fed, die Inflation zu bekämpfen und die Geldpolitik zu straffen. Aber weitergehende Schritte als die bislang ohnehin erwarteten gebe das Protokoll nicht her, sagte ein Händler. "Die Vertreter schienen nicht ernsthaft eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte zu erwägen, um den Straffungszyklus zu beginnen", beschwichtigte Ökonom Paul Ashworth von Capital Economics. Auch eine Anhebung des Leitzinses bei jeder der verbleibenden sieben Sitzungen in diesem Jahr lasse sich aus dem Protokoll nicht zwingend herauslesen. Die Verringerung der aufgeblähten Fed-Bilanz sei zwar diskutiert worden, aber ein Beginn in diesem Jahr bleibe unklar und damit keineswegs sicher, so eine weitere Stimme. Die Reduzierung der Fed-Bilanz gilt als weitere Möglichkeit, die Geldpolitik zu straffen.

Zuvor hatte Meldungen belastet, wonach weder Nato noch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Anzeichen für einen russischen Truppenabzug an der Grenze zur Ukraine ausmachten. Zudem warnten die USA den Kreml vor einer möglichen Anerkennung der ukrainischen Separatistengebiete. "Jede neue Aussage, jede noch so kleine Nachricht könnte die Märkte in die eine oder andere Richtung treiben", erläuterte ING-Analyst Carsten Brzeski die Nervosität am Markt.


   Sichere Häfen bleiben gesucht - Öl dreht ins Minus 

Am Rentenmarkt ging es mit der anhaltenden Unsicherheit rund um die Ukraine aufwärts. Hier schien das Sicherheitsbedürfnis der Anleger etwas ausgeprägter gewesen zu sein als die Daten, die für steigende Zinsen standen. Mit Fed-Protokoll seien allzu aggressive Zinserhöhungsspekulationen ausgepreist worden, hieß es mit Blick auf das kurze Ende des Marktes, wo die Renditen deutlich nachgaben.

Die gesunkenen Marktzinsen drückten den Dollarindex um 0,3 Prozent. Der Goldpreis legte mit den Sorgen um die Ukraine zu - auch die gesunkenen Marktzinsen halfen.

Die Erdölpreise zogen mit den Ukraine-Sorgen zunächst an, nachdem sie am Vortag mit Entspannungssignalen im Ukraine-Disput kräftig verloren hatten. Mit Russland steht ein wichtiger Ölexporteur im Zentrum des Konflikts. Doch nach dem Settlement drehten die Preise ins Minus. Händler verwiesen auf Berichte, wonach die Atomverhandlungen mit dem Iran kurz vor einem Durchbruch stünden. Dadurch könnte zusätzliches Erdöl aus dem Iran an die Märkte kommen. Zudem waren die Rohöllagerbestände in den USA überraschend gestiegen.


   Airbnb nach Zahlenausweis fest 

Airbnb arbeitet sich aus der Krise. Der Vermittler von Ferienwohnungen geht davon aus, dass die Buchungen im laufenden ersten Quartal erstmals das Niveau von vor der Pandemie übertreffen werden. Im vierten Quartal schnitt das US-Unternehmen besser ab als von Analysten erwartet. Die Aktie notierte 3,6 Prozent im Plus.

Kraft Heinz hatte im vierten Quartal einen Milliardenverlust eingefahren. Der US-Nahrungsmittelkonzern musste Abschreibungen von 1,3 Milliarden US-Dollar vornehmen. Auf bereinigter Basis schnitt das Unternehmen aber besser ab als erwartet. Die Aktie lief um 5,6 Prozent aufwärts.

ViacomCBS brachen um 17,8 Prozent ein. Das Medienunternehmen hatte sich in Paramount Global umbenannt und so den Schwerpunkt des Streaming-Dienstes Paramount+ ebenso hervorgehoben wie das Erbe des rund hundert Jahre alten Filmstudios. Die Gesellschaft treibe ihre im Entstehen begriffene Streaming-Strategie mit Plänen voran, mehr Inhalte und Investitionen auf Paramount+ zu lenken. Erwartete Gewinne würden so weiter in die Zukunft verschoben, kritisierten Händler.

Shopify stürzten um 16 Prozent ab, nachdem der Software-Anbieter im Bereich E-Commerce zwar positive Geschäftszahlen, aber auch einen schwachen Umsatzausblick vorgelegt hatte. Roblox sausten um 26,5 Prozent abwärts, nachdem die Online-Spieleplattform mit ihrem Quartalsbericht die Erwartungen verfehlt hatte.


=== 
INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                34.934,27      -0,2%        -54,57          -3,9% 
S&P-500              4.475,01      +0,1%          3,94          -6,1% 
Nasdaq-Comp.        14.124,10      -0,1%        -15,66          -9,7% 
Nasdaq-100          14.603,64      -0,1%        -17,18         -10,5% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  1,50       -6,9          1,57           76,8 
5 Jahre                  1,90       -4,3          1,94           63,8 
7 Jahre                  2,00       -3,1          2,03           56,0 
10 Jahre                 2,03       -1,6          2,05           52,0 
30 Jahre                 2,34       -1,6          2,36           44,4 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Mi, 8:15 Uhr  Di, 17:24 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1378      +0,2%        1,1366         1,1362   +0,1% 
EUR/JPY                131,33      +0,0%        131,50         131,46   +0,3% 
EUR/CHF                1,0487      -0,2%        1,0514         1,0527   +1,1% 
EUR/GBP                0,8371      -0,2%        0,8384         0,8396   -0,4% 
USD/JPY                115,43      -0,2%        115,68         115,70   +0,3% 
GBP/USD                1,3592      +0,4%        1,3558         1,3537   +0,5% 
USD/CNH (Offshore)     6,3327      -0,1%        6,3351         6,3380   -0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD             44.177,10      -0,0%     44.042,50      44.187,84   -4,5% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               90,39      92,07         -1,8%          -1,68  +20,7% 
Brent/ICE               92,04      93,28         -1,3%          -1,24  +18,7% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.870,10   1.853,60         +0,9%         +16,50   +2,2% 
Silber (Spot)           23,60      23,40         +0,8%          +0,20   +1,2% 
Platin (Spot)        1.065,76   1.027,16         +3,8%         +38,60   +9,8% 
Kupfer-Future            4,54       4,53         +0,1%          +0,00   +1,6% 
=== 

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

February 16, 2022 16:13 ET (21:13 GMT)