Zürich (Reuters) - Nach dem Abschluss einer internen Untersuchung hat der Bankensoftware-Anbieter Temenos die Manipulationsvorwürfe des Leerverkäufers Hindenburg Research zurückgewiesen.

Der Untersuchungsbericht belege, dass Temenos ein solides Geschäft führe und über solide Finanzkontrollen und eine starke Aufsicht verfüge, teilte das Schweizer Unternehmen am Montag mit. "In dem Bericht wurde festgestellt, dass die Behauptungen von Hindenburg Research unzutreffend und irreführend waren", erklärte Verwaltungsratspräsident Thibault de Tersant. An der Börse kletterten Temenos im frühen Handel um 16,5 Prozent.

Der US-Investor Hindenburg hatte dem Unternehmen im Februar Unregelmäßigkeiten bei der Rechnungslegung vorgeworfen und mitgeteilt, eine Short-Position eingegangen zu sein. Dies löste einen Absturz der Aktien aus. Darauf leitete Temenos eine Prüfung der Vorwürfe ein und zog dazu die auf forensischer Rechnungslegung und Ermittlungen spezialisierten Experten von Alvarez & Marsal sowie die Anwaltsbüros Schellenberg Wittmer und Sullivan & Cromwell hinzu. Über 150 Anwälte und Wirtschaftsprüfer hätten im Rahmen der Prüfung mehr als 22.000 Stunden mit der Untersuchung der Vorwürfe verbracht und dabei mehr als 300.000 Dokumente und elektronische Mitteilungen ausgewertet. Dazu seien Befragungen von 17 derzeitigen und ehemaligen Temenos-Mitarbeitern gekommen, darunter der Firmenspitze.

Hindenburg Research habe unrichtige Behauptungen über Temenos und seine Rechnungslegung, Produkte und Kundenbeziehungen aufgestellt und angebliche Fakten über Temenos verzerrt oder aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt, erklärte das Unternehmen. Man sehe keinen Anlass, etwas an den zuvor veröffentlichten Jahresabschlüssen zu ändern. Die Abschlüsse stellten die Finanzlage angemessen dar. Hindenburg Research war für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen.

Gemäß dem ebenfalls am Montag veröffentlichten Abschluss 2023 will Temenos auf der Aktionärsversammlung vom 7. Mai nach einem langen Auswahlverfahren den neuen Konzernchef vorstellen. Auf Druck des aktivistischen Investors Petrus Advisers war der damalige Konzernchef Max Chuard im Januar 2023 zurückgetreten. Andreas Andreades, damals Präsident des Verwaltungsrats, übernahm die operative Leitung des Unternehmens interimistisch bis zur Bestellung eines neuen Chief Executive Officer (CEO).

Die Anleger reagierten erleichtert auf die Veröffentlichung der Untersuchung. "Die Ergebnisse der unabhängigen Prüfung der jüngsten Anschuldigungen wurden transparent dargestellt und bestätigen unsere ursprüngliche Auffassung, dass die Vorwürfe falsch und irreführend waren", erklärte Vontobel-Analyst Michael Foeth. Auch Marcus Bäumer von der Luzerner Kantonalbank sieht die Entkräftung der Vorwürfe als positive Nachricht. "Dennoch dürfte die Reputation durch die Anschuldigungen gelitten haben, was das operative Geschäft belasten könnte." Ob der neue CEO die ambitionierten Mittelfristziele beibehalte, bleibt zunächst offen.

(Bericht von Oliver Hirt und John Revill, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)